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Kategorie: Boys Love

Das ehrwürdige Familienunternehmen Korenji sucht verzweifelt nach einem Nachfolger für das verstorbene Oberhaupt der Familie. Kaoru, ein freundlicher Jugendlicher, wird zu den Korenjis gebracht. Gleichzeitig findet sich Ryugo ein, der ebenfalls für die Erbfolge in Frage kommt. Während die Familie sich den Kopf zerbricht, wer das Erbe antreten soll, zeigt Kaoru plötzlich ein ganz anderes Gesicht …!
Ein Sturm fegt durch eine ehrwürdige alte Villa …

 

Kashinfu 

Originaltitel: Kashinfu
Autor: Makoto Tateno
Übersetzer: Costa Caspary
Illustration: Makoto Tateno
Verlag: Egmont Manga & Anime
Erschienen: Juli 2010
ISBN: 978-3-7704-7201-7
Seitenzahl: 192 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren


Die Grundidee der Handlung
In Kashinfu werden mit Kaoru Onda und Ryugo Sajima und mit Yuichi Sagiya und Shu Mizushima die Beziehungen zweier Paare thematisiert. Diese sind innerhalb einer Familiengeschichte angesiedelt, die vor Intrigen wimmelt und genauso gut eine Seifenoper füllen könnte.
Das erste Kapitel spielt dabei zwanzig Jahre vor der eigentlichen Handlung und stellt die Cousins Yuichi und Shu sowie Kaorus Mutter Mitsuko vor, die auf Drängen des Familienoberhauptes einen der beiden Männer heiraten soll, um einen Erben hervorzubringen. Gleichfalls wird hier die Grundproblematik der Suche nach einem Nachfolger eingeführt, denn letztendlich wird dieser erste Versuch scheitern. Doch auch mit Kaoru und Ryugo wird die Wahl eines Erben nicht leichter, scheint doch ein jeder unterschiedliche Ziele zu verfolgen...

Interessant ist die titelgebende Sturm- bzw. Windidee, denn Kashinfu bezeichnet Frühlingsstürme und gleichfalls sind auch die einzelnen Kapitel mit Namen versehen, die diese Metapher aufgreifen, die graphisch, textlich und inhaltlich im Manga Verwendung findet. Demzufolge sieht man beispielsweise vom Wind zerzauste Haare oder findet Textstellen, in denen über das Sturmende sinniert wird. Dabei ist die Metapher mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt, symbolisiert Freiheit und Jahreszeitenwechsel ebenso wie die turbulenten Zeiten des Familienunternehmens ohne Erben.

Leider weiß die Handlung jedoch nicht sonderlich zu fesseln, da der Plot nicht viel Neues oder Herausragendes zu bieten hat und vor allem, weil das Gefühl auf der Strecke bleibt. Zwar sind die Aktionen der Akteure nachvollziehbar, doch gerade bei dem Paar Kaoru und Ryugo erschließt sich dem Leser nicht wirklich, warum die beiden Gefühle zueinander entwickeln, eben weil der Aufbau dieser Zuneigung nicht ausreichend dargestellt wird. So springt der Funke nicht recht über und die Protagonisten bleiben einem seltsam fremd, da man nicht mit ihnen mitfühlen kann.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Bei Kashinfu handelt es sich um einen Manga (japanischer Comic), der von hinten nach vorne gelesen wird und komplett in schwarz-weiß gedruckt ist. Der Stil Tatenos zeichnet sich durch schlanke Charaktere mit langen Beinen und kantigen Gesichtern aus, wobei diese spitz zulaufende Kinnpartien, für japanische Akteure passende Augen und spitze Nasen aufweisen. Einzig der jugendliche Kaoru ist mit großen Kulleraugen versehen. Die Akteure werden von der Manga-ka mit alltäglicher Kleidung wie Hose und Hemd ausgestattet, seltener mit Anzügen.

Hintergrundillustrationen gibt es eher selten, sind dafür aber klar und sauber ausgearbeitet und zeigen unter anderen eine Gartenanlage, Stadtansichten oder westliches Zimmerinterieur. Öfter sind jedoch Leerflächen oder Grauverläufe und Stimmungsbilder im Hintergrund. Dafür allerdings wird dem Leser mit vielen schönen Blumenarrangements verschiedener Pflanzen (Rosen, Kamelien, Schwertlilien...) wieder etwas fürs Auge geboten.

Auch die Windmetapher wird zeichnerisch umgesetzt und findet sich in aufgewirbelten Blättern und weggewehten Regenschirmen wieder. Die im Manga enthaltenen erotischen Szenen sind gut und nicht zu explizit gezeichnet. Vereinzelt wird von SD-Darstellungen Gebrauch gemacht, die jedoch sehr selten bleiben (SD steht für Super Deformed und bezeichnet eine Darstellungsart, bei der die für den karikativen Effekt wichtigen Körperteile übermäßig verzerrt dargestellt werden). Die Panelaufteilung ist klassisch und wirkt durch ihre Linearität ziemlich nüchtern. Insgesamt sind die Zeichnungen relativ schlicht, aber solide.

Der Text ist passend formuliert, die Sprechblasenzuordnung unproblematisch und die Schrift, die innerhalb der Mangahandlung durchgängig in Großbuchstaben gehalten ist, gut lesbar. Die vorkommenden Soundwords werden in übersetzter Form neben die originalen, japanischen Schriftzeichen gestellt. Zudem wird die titelgebende Metapher auf der schriftlichen Ebene aufgegriffen, wenn beispielsweise davon die Rede ist, dass der Wind des Sommers kommt oder von Sturmzellen gesprochen wird.


Aufmachung des Manga
Auf dem Cover des Mangas befinden sich Kaoru und Ryugo, während die Rückseite Shu in Yuichis Umarmung zeigt. Dabei sind bei beiden Illustrationen nur die Oberkörper der Paare sichtbar. Besonders eindrucksvoll ist das Bild von Shu und Yuichi, da ihre Kleider transparent gestaltet sind und den Hintergrund, die Fotografie eines Rapsfeldes, durchscheinen lassen. Damit und durch die Pose – Yuichi hat den Kopf an Shus Schultern gelehnt und die Arme um diesen geschlungen – wirkt die Zeichnung berührender als die von Kaoru und Ryugo, die den Leser vom Cover aus direkt anblicken.
Auf der ersten Seite des im üblichen Kleinformat broschierten Mangas befindet sich eine schöne, schwarz-weiß gehaltene Abbildung der vier Hauptpersonen, die als Kapitelillustration noch einmal Verwendung findet, wohingegen die restlichen Eingangsbilder der Kapitel einzigartig bleiben. Am Anfang des Bandes gibt es ein Inhaltsverzeichnis, in dem der Windbezug erneut ersichtlich wird, wobei hier die japanischen Bezeichnungen beibehalten, aber ihre deutschen Übertragungen nachgestellt wurden, z.B. beim Kapitel Aoarashi – Maistürme. Zudem befindet sich am Ende noch ein Nachwort der Manga-ka.


Fazit
Kashinfu verfügt über eine verständliche Handlung, obgleich die Geschichte an sich recht unspektakulär ist. Schwerer wiegt der Punkt, dass zu den Charakteren kaum eine Verbindung hergestellt werden kann und die Lesehaltung distanziert bleibt, was vor allem an den nicht nachvollziehbaren Gefühlen des Hauptpaares Ryugo und Kaoru liegt. Das Nebenpaar Shu und Yuichi weiß dagegen mehr zu überzeugen und ist schon durch den Umstand interessanter, als dass es sich dabei um ältere Männer handelt, was im Boys-Love Genre selten ist. Aufmachung und Zeichenstil sind gut, sodass Kashinfu schließlich eine nette Lektüre darstellt, die einem aber nicht im Gedächtnis bleiben dürfte und nicht sonderlich berührt.


2 5 Sterne


Hinweise
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