Love & Confusion!
Tollpatsch Raizo zieht in ein chaotisches Haus voller seltsamer "Menschen", um seinem neuen Job als Haushälter nachzukommen. Ein Mitbewohner besteht anscheinend zu 100 % aus Papier, während ein anderer böse Flüche beherrscht.
Aber besonders außergewöhnlich ist die geheime "Arbeit" des hübschen Kon …
Originaltitel: ZE Vol. 2 |
Die Grundidee der Handlung
Nachdem Raizo dem süßen Kon im letzten Band seine Liebe gestand und die beiden offiziell den "Segen" aller Bewohner des Mito-Haushaltes genießen, stellt sich nun die Frage, wie sie mit ihrem Kotodama-Kami-Verhältnis (das eigentlich gar kein echtes ist) umgehen werden und ob dadurch nicht auch erste Schatten auf die Frischverliebten fallen könnten. Und tatsächlich fühlt sich Kon trotz des seltsamen Arrangements immer noch nutzlos, weil er von seinem neuen Kotodama nicht richtig "gefordert" wird, außerdem quält es ihn, als nichtmenschliches Wesen seinem Liebsten nicht die gleichen Gefühle entgegenbringen zu können. Doch diese Probleme rücken zunächst in den Hintergrund, weil Kon von einer Verwandten des Mito-Klans, Ginka Mito, entführt wird, um ihren schwerkranken Sohn Akimitsu zu heilen. Weil Kons Schicksal Waki und Oka offenbar herzlich egal ist, schwingt sich schließlich Asari zum Retter in der Not auf und kommt dem verzweifelten Raizo zu Hilfe. Zusammen mit Shoi machen sie sich auf, Kon wieder zurückzuholen …
In diesem Band vertieft sich der Einblick in die komplizierte Welt der Kotodamas und deren Kamis sowie ihrer Tätigkeiten und Funktionen, die Zusammenhänge werden für den Leser zunehmend verständlicher. Das kindliche, unbeholfene Liebesverhältnis zwischen Raizo und Kon steht in diesem Teil im Mittelpunkt, zusätzlich ist die Handlung mit Informationshäppchen über die anderen Charaktere gespickt, was die Neugier auf sie umso mehr schürt. Ein äußerst zerbrechliches, problembehaftetes Verhältnis scheint zwischen Shoi und Asari zu bestehen, gleichzeitig gehen die Beiden unheimlich vertraut miteinander um. Hoffentlich lässt ihre – mit Sicherheit sehr interessante – Geschichte nicht allzu lange auf sich warten. Bis auf ein Kapitel, in dem es etwas dramatisch zugeht, überwiegt die Comedy, weshalb sich der Band einerseits flott liest und prächtig unterhält, zum anderen aber keine nachhaltige Wirkung beim Leser hinterlässt. Da Yuki Shimizu die einzelnen Geschichten um die verschiedenen Paare sehr abwechslungsreich gestaltet, kann es im nächsten Band schon wieder ganz anders aussehen. Es lohnt sich auf jeden Fall, an der Serie dranzubleiben.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Raizo war ja schon in Band 1 die perfekte Zielscheibe für den offenen, jedoch niemals bösgemeinten Spott seiner Mitbewohner und das setzt sich hier auch wieder fort. Je peinlicher die Situation, desto göttlicher sind die Zeichnungen, die Raizos Verzweiflung richtig greifbar machen. Sein Gesicht ist dann mit Längsstrichen überzogen oder die Augen tellergroß geweitet, aus denen Sturzbäche an Tränen hervorschießen.
Weil Raizo niemanden hat, dem er sich richtig anvertrauen kann, führt er Zwiegespräche mit seiner toten Großmutter, wobei diese zum Monolog ausarten, weil die Großmutter ihm nie etwas erwidert. Raizos Gedanken sind dann immer in rechteckige Textblasen gesetzt und unterscheiden sich deutlich von der direkten Rede in ovalen Sprechblasen. In Kapitel 9 stattet er ihr einen Besuch im Friedhof ab. Vertieft ins Gebet, während ihm dicke Tränen die Wangen herunterlaufen, folgt eine zwar kurze, aber herzergreifende Erinnerungssequenz an seine Kindheit mit der Großmutter. Raizo ist hier schätzungsweise im Alter eines Schulanfängers, sein Gesicht runder und die Stirn höher, trotzdem ist er deutlich wiederzuerkennen. Mit einer äußerst zarten Strichführung und einer zurückhaltenden, hellgrauen Rasterunterlegung hebt sich die durchscheinende Optik klar vom Rest des Bandes ab.
Das Titelbild von Kapitel 10, das die beiden Turteltäubchen Händchen haltend nebeneinander stehend zeigt, trifft ihren Charakter optisch am besten. Raizo überragt Kon um einen ganzen Kopf, mit viel zu großen Klamotten schlecht angezogen, die Schultern breit, lange, herabbaumelnde Arme, riesige Hände und noch größere Füße. Sein breites Grinsen verrät uns, dass wir es bei ihm mit einem zwar grobschlächtig wirkenden, etwas ungelenken, aber sehr liebenswerten Kerl zu tun haben. Kon schaut mit großen, runden Augen zu Raizo auf und wirkt neben ihm wie eine adrette, niedliche Puppe (was ja auch irgendwie stimmt). Er ist modisch gekleidet, alles an ihm ist wohlproportioniert, nur seine Füße, die in Turnschuhen stecken, wirken ein bisschen zu groß zum Rest.
In Kapitel 10 treffen die beiden mitten in der Pampa auf ein „Love-Hotel“ (japanische Einrichtung, vergleichbar mit unseren „Stundenhotels“), was mir nicht sonderlich glaubwürdig erscheint, aber dazu sind Mangas in der Regel auch nicht prädestiniert. Die Gelegenheit kommt ihnen jedenfalls wie gerufen, sich endlich mal ohne Lauscher an der Wand körperlich anzunähern. Auf einer selbst für Yaoi-Verhältnisse extrem ausgedehnten Bilderstrecke von 26 fortlaufenden Seiten dreht sich alles um Sex, dabei geht es in Wort und Bild äußerst explizit zu, insofern hat die Altersempfehlung in diesem Band durchaus ihre Daseinsberechtigung. Ohne viel verraten zu wollen, möchte ich gerade bei diesen Szenen auf Yuki Shimizus sehr speziellen, trockenen Humor hinweisen, der vielleicht nicht jedermanns Geschmack sein mag, aber meiner Meinung nach dem Ganzem statt eines pornographischen vielmehr einen komödiantischen Anstrich verpasst.
Der schwarz-weiß gehaltene Manga zeichnet sich durch eine perfekte Balance zwischen Hell und Dunkel aus. Die Panelanordnung ist wieder sehr verschieden und den Szenen angepasst. Offene und sich überschneidende Bilder sieht man dagegen selten. Die Sprechblasen sind nicht immer klar zugeordnet, oft wird man herausgefordert, anhand der Handlung zu erkennen wer was spricht. Das Schriftbild ist auch in diesem Band wieder in Großbuchstaben.
Aufmachung des Manga
Bei dem Manga handelt es sich wieder um ein kleinformatiges Taschenbuch mit hochglänzenden Umschlagdeckeln, das im Großen und Ganzen die gleiche Aufmachung wie Band 1 hat, jedoch ist der Geschichte diesmal eine vollständige Charaktervorstellung und eine bisherige Story-Zusammenfassung vorangestellt. Dies ist meiner Ansicht nach bei einer derart komplexen und mit einem so großen Personenkreis bevölkerten Serie sowieso unerlässlich. Das vordere Coverbild zieren Raizo und Kon in einer liebevollen Umarmung. Ich finde die pastellige Kolorierung zu blass und unscheinbar, aber zumindest ist die Illustration aufschlussreich und zum Inhalt passend. Auf der Rückseite befinden sich in einer Vierteilung die Inhaltsangabe und zwei kleine Illustrationen von Shoi und Asari – den interessantesten Nebencharakteren dieses Bandes. Sehr schade finde ich, dass von Seiten des Verlages auf eine Inhaltsangabe speziell zu Band 2 verzichtet wurde, man hat einfach wieder die von Band 1 abgedruckt.
Wie in Mangas allgemein üblich, hat Yuki Shimizu für die Taschenbuchausgabe ein kleines Extra-Kapitel gezeichnet, das im Anschluss an die regulären (Magazin-)Kapitel folgt. Dieses ist den Nebencharakteren Shoi und Asari gewidmet. Den Schluss bildet das einseitige Nachwort der Autorin samt einer Illustration von Oka und Benio.
Fazit
Band 2 beschäftigt sich mit der noch etwas holprigen Liebesbeziehung zwischen Kon und Raizo, die für viele Lacher sorgt und prächtig unterhält, allzu viel Tiefschürfendes sollte man also nicht erwarten. Wem die Serie bisher noch zu seicht und albern ist, dem sei versichert, dass es in den nächsten Bänden weit weniger lustig zugehen wird. Dranbleiben lohnt sich!
Hinweise
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Backlist:
- Band 1