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Endlich herrscht Frieden in der Aufgetauchten Welt. Doch beunruhigende Ereignisse deuten auf einen Wandel hin: Eine unerklärliche Krankheit breitet sich aus und bringt den Tod. Die Kranken sind von schwarzen Flecken gezeichnet, sie bluten aus Augen, Ohren und Mund. Nur Nymphen und Wesen mit Nymphenblut scheinen immun zu sein. In diesem Klima des steigenden Misstrauens und der Angst findet sich eines Tages ein junges Mädchen auf einer Wiese wieder. Sie hat ihr Gedächtnis verloren, weiß nicht, wer sie ist, wo sie ist, woher sie kommt. In eine schlichte Tunika gekleidet, trägt sie nur einen Dolch bei sich. Als zwei infizierte Männer das Mädchen angreifen, wird sie von dem Drachenritter Amhal gerettet. Er nimmt sich ihrer an und tauft sie auf den Namen Adhara. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach Laodamea, wo Amhal seine Begleiterin einem Magier vorstellt. Dieser erkennt sofort die besondere Kraft des Mädchens. Doch er ahnt nicht, dass Adhara das Schicksal der Aufgetauchten Welt in sich trägt.

 

 

Originaltitel: Leggende del Mondo Emerso – Il Destino di Adhara
Autor: Licia Troisi
Übersetzer: Bruno Gensler
Verlag: Heyne Verlag
Erschienen: 22. Februar 2010
ISBN: 978-3-453-26617-9
Seitenzahl: 512 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Roman beginnt mit dem "Erwachen" eines Mädchens auf einer Wiese. Sie kann sich an nichts, an rein gar nichts, erinnern, besitzt aber eine "innere Stimme", die ihr sagt, was sie tun muss. Nach längerem Umherirren gelangt sie in eine größere Stadt, wo sie dann auch prompt von zwei Männern in ihrem Versteck aufgestöbert und angegriffen wird. Der Drachenritter Amhal rettet sie und kümmert sich um ihr Wohlergehen, gibt ihr den Namen Adhara. Gemeinsam begegnen sie den ersten Toten und Infizierten der Seuche, die bald die ganze Aufgetauchte Welt heimsuchen wird, Tod und Verderben bringend. Während weite Teile der Aufgetauchten Welt unter Quarantäne gestellt werden und nach einem Heilmittel geforscht wird, kehrt überraschend San in seine Heimat zurück, wo man ihn, den lange Vermissten, als Held verehrt. Währenddessen  forscht Adhara weiter nach ihrer Identität ...

Der Roman wird zu einem etwas vorhersehbaren Ende gebracht, die Aufgetauchte Welt ist damit aber noch nicht gerettet und die Geschichte wird fortgesetzt.


Stil und Sprache
Troisi schreibt gut lesbar und spannend, so spannend, dass man selbst dann noch weiter liest, wenn eigentlich gar nichts passiert, einfach in Erwartung des Kommenden. Viele Spuren werden gelegt, ein geheimnisvoller Schwarzer Mann verfolgt Amhal in seinen Träumen, die Seuche, und mit ihr Gewalt und Anarchie, breiten sich aus. Die vielen Perspektivenwechsel tragen dazu bei, die Spannung hoch zu halten. Leider nimmt sich die Autorin zu wenig Zeit für Beschreibungen z.B. der Landschaft oder der Bewohner der Aufgetauchten Welt. Wie unterscheiden sich die Länder und Wesen, sind sie von ihrer Umgebung geprägt oder eher nicht? Der Versuch, dieser Welt Tiefe zu verleihen, wird unternommen unter anderem durch eine fiktive Elfensprache oder die Hinweise auf die Geschichte der Aufgetauchten Welt. Leider gelingt der Autorin dies aber nicht, ebensowenig wie die Darstellung der Atmosphäre der Angst, die die Aufgetauchte Welt in ihrem Würgegriff hält. Die Dialoge sind gut ausgeführt und bringen die Handlung voran. Dennoch erscheint mir die Sprache zu neutral, ohne Besonderheiten, die die imaginäre Welt von unserer unterschieden würde. Alles in allem ist das Buch zu dialoglastig, so als wären sie der Autorin am wichtigsten, alles andere nur Beiwerk. Trotzdem verzichtet sie, für mich unverständlich, auf eine Charakterisierung der Figuren durch Sprache. Gerade Fantasy-Romane bieten sich dafür doch regelrecht an.


Figuren
Bei den Figuren konzentriert sich die Autorin auf Adhara und Amhal, aber zusätzlich bevölkern eine Menge Nebenfiguren den Roman, die unterschiedlich gut ausgearbeitet sind. Man kann aber nicht anhand der Darstellung entscheiden ob eine Figur nun wichtig ist oder nicht. Das ist etwas verwirrend, da sich Troisi viel Zeit nimmt z.B.ein Schankmädchen zu beschreiben, das dann keine Rolle mehr spielt, den König des Landes der Sonne dagegen kaum eines Wortes würdigt. Man weiß noch nicht mal, wie er überhaupt aussieht.
Amhal stellt sie uns schon sehr rasch als zerquälten Mann vor, der mit seinem inneren Drang zu töten kämpft und sich permanent selbst bestraft, weil er sich nicht so beherrschen kann wie er dies gerne möchte. Adhara, die sich sehr schnell in ihn verliebt, kann ihm dabei nicht helfen, ist sie doch selbst auf Hilfe angewiesen, weil sie sich in dieser Welt kaum zurechtfindet. Einem Neugeborenen ähnlich, muss sie alles, selbst das Essen mit einem Löffel, erst erlernen. Einzig wie man kämpft, weiß sie. Im Grunde sind beide gut gezeichnet, verändern sich auch im Laufe der Handlung, reifen aber nicht, sie sind irgendwie schon "fertig". Absicht? Kritisch zu bemerken wäre, dass der "Neugeborenenstatus" Adharas nicht wirklich funktioniert. Zu vieles weiß sie eben doch, und so wirkt manches, wie die Sache mit dem Löffel, deplatziert. Zu schnell kommt sie auch mit der Etikette am Hofe des Königs klar. Da hätte ich mir mehr Sorgfalt gewünscht, oder man hätte erst gar nicht damit anfangen sollen. Ebenfalls nicht richtig durchdacht erscheint mir die frühzeitige Aufdeckung der Identität des Schwarzen Mannes, obwohl dies merkwürdigerweise die Spannung nicht reduziert, aber dem Roman ein Stück Geheimnis nimmt.

Die Völker, die die Aufgetauchte Welt bewohnen, erhalten kaum ein Gesicht, einzig über die Nymphen, die ebenso wie alle, die Nymphenblut in sich tragen, immun gegen die Seuche sind, erfährt man etwas. Aber die Informationen sind trotzdem zu dürftig, beschränken sich im Wesentlichen darauf, dass ihr "Blut" in Wirklichkeit Wasser ist. Das Völkergemisch und das daraus resultierende Konfliktpotential werden genannt, aber nicht plastisch ausgeführt.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch verfügt über einen Einband, dessen Farbe mich an Zartbitterschokolade erinnert. Der Titel ist in kupferfarbenen Buchstaben auf den Buchrücken gedruckt. Der Schutzumschlag ist weniger edel, dafür fantasytypischer gehalten. Er zeigt eine junge Frau, trotzig blickend, in eng anliegender Kleidung und zweifarbigem Haar, einen „Krummsäbel“ lässig über der Schulter tragend. Das Bild ist sehr detailliert ausgestaltet, bis hin zu den Stickmustern der Bluse der Frau. Der Hintergrund fügt sich stimmig ins Bild ein. Schön gestaltete Lettern bilden den Titel im unteren Bereich.
Die Landkarte der Aufgetauchten Welt dient als Vorsatzblatt. Im Anschluss an den Text findet sich noch ein Personenverzeichnis, um den Lesern die Orientierung zu erleichtern.


Fazit
Ein brauchbarer, spannender Fantasy-Roman mit allen Zutaten des Genres ausgestattet, aber ohne die Tiefe, die man sich wünscht, um in diese andere Welt auch eintauchen zu können. Auch ist man hier wieder in die Unart verfallen, einen Stoff gleich auf mehrere Bände auszulegen. Wen das alles nicht stört und / oder lediglich eine spannende Lektüre für Regentage sucht, der ist hier richtig.


3 5 Sterne


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