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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

An Land gibt es viele Gefahren. Doch die schlimmste kommt aus den Tiefen des Meeres.

Sie atmen Wasser und wandeln auch an Land. Sie haben Fähigkeiten, die die eines Sterblichen bei Weitem übertreffen. Sie sind die Nauraka, und sie leben auf Waldsee, einer Welt voller mystischer und absonderlicher Wesen.

Erenwin ist ein Prinz der Nauraka. Eines Tages findet er auf dem Meeresgrund eine schwarze Perle. Bald darauf hört er ein seltsames Flüstern in seinem Kopf. Dann, nach und nach, verändert er sich: Erst wird ein Finger schwarz. Dann der Arm, die Schulter und schließlich der ganze Körper.

Schon immer lauerten in den Fluten von Waldsee bedrohliche Ungeheuer. Und Erenwin könnte bald das grässlichste von ihnen sein …

 

Nauraka 

Autor: Uschi Zietsch
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 15.09.2009
ISBN: 978-3-404-28534-1
Seitenzahl: 492 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Erenwin, der Zweitgeborene, hat für seinen Vater nicht allzu viel wert und so wird er wenig beachtet. Sein draufgängerischer, versoffener Bruder und Thronfolger Lurion verachtet Eri regelrecht und befürchtet stets, dass dieser ihm den Thron streitig machen will. Doch nach einem Zusammentreffen mit einem gigantischen Urantereo, das für beide Seiten nicht sonderlich glücklich verlief, verliert Eri das Bewusstsein und gleitet hinab in die Stille Tiefe. Dort findet er nicht nur beinahe den Tod, sondern auch eine schwarze Perle, die er von da an hütet wie seinen Augapfel, und von deren Fund er niemandem erzählt. Doch dass eine Veränderung mit Eri vor sich geht, wird bald schon mehr als ersichtlich, als er sich immer mehr Schwarz zu färben beginnt. Auch sein Charakter wandelt sich und Eri verfällt der Perle und ihren Einflüsterungen mehr und mehr. Währenddessen heiratet seine Schwester Luri Janwe und Eri begleitet sie in ihr neues Reich, da ihn ein ungutes Gefühl treibt. Schon bald sieht er dieses bestätigt und nicht nur das Leben Luris und Eris, sondern das aller Nauraka verändert sich, denn der Alte Feind ist wieder da und will den seinerzeit gescheiterten Plan endlich vollenden …


Stil und Sprache
Dem ersten Satz eines Buches wird oft große Wichtigkeit nachgesagt und Uschi Zietsch hat es geschafft, den Leser damit in den Bann zu ziehen und die Erwartungshaltung hoch zu stecken: „Murin lachte schallend, bekam Schluckauf, dann war er tot.“ Nachdem der Leser sogleich – wenn auch kurz – mit dem Tod konfrontiert wurde, folgen neben ein wenig Handlung vor allem Beschreibungen und Hintergrundinformationen, was aufmerksames Lesen erfordert. Wo es zu Anfang schon zu viel der Beschreibung ist und die Handlung ausgebremst wird, fehlen die Details an anderen Stellen, um das Gelesene zu Bildern formen zu können. Gerade in dieser gänzlich neuen Welt braucht der Leser jemanden, der ihn an die Hand nimmt und ihm die Wunder in den Tiefen der See zeigt. So leidet jedoch die Atmosphäre des Romans und es fällt zunächst schwer, richtig in die Geschichte einzutauchen.
In der dritten Person - zumeist aus Eris, teilweise aber auch aus Luris Sicht oder der Perspektive einer weiteren Figur - wird die Geschichte in einer leichten und schnörkellosen Sprache wiedergegeben. Der Stil der Autorin weist keine Besonderheiten auf, ist aber auch nicht als flach zu bezeichnen, sodass sich die Geschichte zügig lesen lässt. Allerdings hätte Frau Zietsch ruhig öfter auf Synonyme zurückgreifen können, um Wortwiederholungen zu vermeiden. Diese kommen zwar nicht übermäßig häufig vor, fallen jedoch auf. Ein schönes Detail sind die der Fantasy-Welt angepassten Redewendungen, wie zum Beispiel auf Seite 222: „Bei den Barteln des grauen Sichelwelses, das werde ich ganz bestimmt nicht tun!“
Vor allem Eris Gabe, sich stets in Schwierigkeiten zu manövrieren, macht einen Großteil der vorherrschenden Spannung aus, die zwar nicht nerven-zerreißend, dafür aber nahezu durchgehend vorhanden ist - lediglich in einem Abschnitt dümpelt die Geschichte ein wenig vor sich hin. Und doch fehlt der Geschichte das gewisse Etwas, das sie über einen Durchschnittsroman hinaushebt.


Figuren
Die Nauraka sind ein wunderbares Volk, auch wenn man sich in ihrer Welt erstmal zurecht finden muss, um sie, ihre Traditionen und Sitten zu verstehen. Eine Vielzahl Figuren – Nauraka, Menschen, aber auch andere Wesen – bevölkern diesen Roman, an dieser Stelle möchte ich jedoch nur auf einige von ihnen eingehen, um den Rahmen der Rezension nicht zu sprengen.
Als Prinz wird Eri geachtet und respektiert, doch schafft er es immer wieder, sich in Schwierigkeiten zu bringen, die letztendlich sogar seine Verbannung nach sich ziehen. Im Verlauf der Geschichte verändert er sich, was zum großen Teil an der schwarzen Perle liegt, die er aus der Stillen Tiefe mitgebracht hat. Diese Veränderungen werden dem Leser nachvollziehbar dargelegt, sodass man sich gut in Eri hineinversetzen kann. Luri, seine Schwester, ist mit ihren Träumen von Romantik und dem Wunsch, die Welt zu verbessern, ein herzlicher, aber auch naiver Charakter. Auf sehr schmerzvolle und grausame Art muss sie lernen, dass der Welt die Romantik zum großen Teil verlustig geworden ist – aber nicht ganz. Ihr Mann Janwe ist ein guter Schauspieler, der sich zunächst nicht nur die Sympathien Luries erschleicht, um dann umso fieser zuzuschlagen. Ein besonders interessanter Charakter ist Turéor, Eris und Luris scheinbar gänzlich verwirrter Onkel, der nicht nur den Leser überraschen wird.
Gut gefällt mir, dass Uschi Zietsch bei dem Antagonisten auf reine Schwarzmalerei verzichtet und ihn in Grauschattierungen schillern lässt – das macht ihn authentisch und dreidimensional.


Aufmachung des Buches
Optisch ist das Buch ein absoluter Hingucker und lässt das Leserherz höher schlagen. Erfrischend neu ist der ausgestanzte Kreis, hinter dem sich ein Bild Luris, mit einem jungen Seedrachen in den Händen, befindet. Schade ist, dass das Bild selbst außerhalb des Kreises auf der dahinterliegenden Klappe nicht fortgesetzt wird, sondern nur eben diesen Ausschnitt zeigt.
Ein Anhang mit einem kurzen Text über „Waldsee“ und ein Glossar, das die wichtigsten Begriffe erklärt, vervollständigen das Buch.


Fazit
Uschi Zietsch hat mit „Nauraka“ einen Fantasy-Roman in den Tiefen der See und damit größtenteils abseits der viel beschrittenen Pfade geschaffen. Leider kann die Umsetzung – trotz der wunderbaren Figuren – nicht so recht überzeugen und so reicht „Nauraka“ über einen guten Durchschnittsroman nicht hinaus.


3 Sterne


Hinweise

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