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Kategorie: Thriller

Auf einem verlassenen Parkplatz erschießt Detective Sergeant Dennis Milne drei unbewaffnete Männer - im festen Glauben, dass es sich um skrupellose Verbrecher handelt. Doch man hat ihn getäuscht, denn statt der Drogendealer, die Milne bestrafen wollte, sterben drei unschuldige Männer. Von nun an ist Dennis Milne ein Gejagter. Und ein Jäger. Denn um seiner selbst und der unschuldigen Opfer willen muss er herausfinden, wer hinter dem tödlichen Verrat steckt ...

 

Tage_des_Zorns  Autor: Simon Kernick
Verlag: Goldmann
Erschienen: 2003
ISBN: 3-442-45336-4
Seitenzahl: 384 Seiten
 

Die Grundidee der Handlung
Diesem Erstlingswerk von Simon Kernick liegt, verborgen hinter einem rasantan Thriller, ein sehr kritisches Thema zu Grunde. Kernick prangert die Justiz und damit verbunden das lahme Vorgehen gegen Schwerstverbrecher, allem voran Kinderschänder, an. Die Umsetzung des Themas ist ihm überzeugend gelungen – dem Leser läuft anhand der teilweise sehr brutalen und detaillierten Schilderungen der kalte Schauer über den Rücken. Was Kernick zu Papier bringt, ist zwar Fiktion, die Grundlage dafür passiert jedoch auf erschreckende Art und Weise immer und immer wieder in der Realität. Trotz allem erfüllt mich dieser Plot auch nach dem Lesen noch mit tiefem Schrecken, denn der Autor schont den Leser in keinster Weise.


Stil und Sprache
Simon Kernick lässt seinen Protagonisten Dennis in der Ich-Form erzählen, weitere Hauptfiguren benutzen die derbe Sprache der Gosse, ohne jedoch zu sehr ins Extreme abzugleiten. Hier ist ihm eindeutig der Spagat zwischen den Fronten gelungen, einerseits den Sergeants der Polizei, andererseits den Auftragsmördern und verlorenen Seelen auf dem Straßenstrich eine Stimme zu verleihen. Der Autor vermittelt so auf eindrucksvolle Art die Lebensweise und das Denken jener Personen, die in diesem Buch eine bedeutende Rolle spielen. Dem Element der Spannung wird ebenfalls Genüge getan – Kernick hält den Spannungsbogen geschickt aufrecht, wird nie langatmig oder ausschweifend in seinen Erzählungen und steigert sein Tempo auf rasante Weise bis zum brutalen Finale. Er verzichtet zwar weitgehend auf das Legen falscher Fährten, überrascht den Leser dennoch mit einigen erstaunlichen Wendungen. Die Front der „Bösen“ war auch für mich als Thriller-Fan sehr hart, beinahe schon zu brutal geschrieben. Die Liebe zum Detail wirkt beim Schänden von Kindern, beim Ausführen von Auftragsmorden oder während der Folter schockierend und elektrisierend für den Leser – für mich persönlich grenzwertig.


Figuren
Die Figuren Kernicks überzeugen. Besonders gelungen fand ich die Darstellung der Hauptfigur, Dennis Milne. Als Detective Sergeant bei der Londoner Polizei wurde er durch Justizhürden und Verfahrenseinstellungen, durch Ineffizienz der Gerichte und den geringen Haftstrafen für die skrupellosen Verbrecher zu einem desillusionierten Zyniker, der zu Selbstjustiz neigt. Exzellent beschrieben der Weg vom braven staatstreuen Bürger bis hin zum korrupten Polizisten, weckt Kernick keineswegs Mitleid für die Vergehen seines Protagonisten, durchaus aber Verständnis für die Dinge, die ihn im Laufe der Zeit dazu getrieben haben. Das Thema Moral wird hier fein verwoben und ohne mahnenden Zeigefinger vorgebracht. Die Entwicklung eines Mannes zum Verbrecher, der jedoch aus hehren Motiven zu handeln vermeint. Denn allem zu Grunde liegt eine gewisse Moral, ein Gefühl für Gerechtigkeit und dem Ahnden von Verbrechen, das Dennis zu seinen Handlungen veranlasst.
Weitere Protagonisten, wie beispielsweise die geheimnisvolle Carla Graham, Leiterin von Coleman House, oder Danny, Dennis Freund, werden facettenreich und interessant dargestellt. Man verspürt Neugier, „mehr“ über diese Personen zu erfahren. Kernick gelingt es jedoch, nicht zu viele Personen in die Geschichte einzubauen bzw. sich nicht mit zu vielen Details am Rande zu verzetteln. Seine Charaktere sind aussagekräftig, gut gezeichnet und erwecken Emotionen. Viel mehr kann man von einem Thrillerautor wohl kaum erwarten
.

 
Aufmachung des Buches
Es handelt sich hierbei um ein Taschenbuch mit der überaus passenden Ansicht des Big Ben. Da die Geschichte in London spielt und viele Schauplätze namentlich erwähnt werden, die einem London-Touristen einige kleine „Deja-Vues“ entlocken, hätte es meiner Ansicht kein besseres Buchcover für diesen Thriller geben können. Durch die verzerrten Bilder fahrender Autos auf der Brücke wird das rasante Tempo, das in diesem Buch vorherrscht, perfekt symbolisiert. Wirklich gute Aufmachung!


Fazit
Für den echten Thriller-Fan, der bereit ist, viele Male fassungslos die Luft anzuhalten, und der sich auch mit unbequemen, schockierend-realistischen Themen befassen möchte, ist dies exakt das richtige Buch. Wer jedoch eher eine ruhige Handlung ohne viel Gewalt und Blut vorzieht, sollte die Lektüre dieses Buches vielleicht noch einmal überdenken.


4 5 Sterne


Hinweise
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