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Sie wollen ihn - und sie wollen ihn tot.
Ein ganz gewöhnlicher Samstagnachmittag. Deine Kinder spielen im Garten. Im Fernseher läuft Fußball. Da klingelt das Telefon. Es ist dein bester Freund aus der Schulzeit. Er fleht um Hilfe. Jemand fügt ihm schreckliche Schmerzen zu. Dein Freund stößt sechs Wörter hervor, die ersten zwei Zeilen deiner Adresse. Dann herrscht Stille. Was wirst du tun?
Eine gnadenlose Hetzjagd, ein mörderischer Wettlauf gegen die Zeit, ein atemberaubender Thriller der Extraklasse.

 

  Autor: Simon Kernick
Verlag: Heyne
Erschienen: 2008
ISBN: 978-3-453-43360-1
Seitenzahl: 400 Seiten
 

Die Grundidee der Handlung
Ein Telefonanruf, der die heile Welt des Protagonisten Tom Meron in Sekundenschnelle zusammen brechen lässt, der blutige Verfolgungsjagden auslöst und skrupellose Auftragskiller auf den Plan ruft. Ein lange zurück liegendes Verbrechen, das um jeden Preis vertuscht werden muss und welches das Ermittlerduo Mike Bolt und Mo Khan auf den Plan ruft. Simon Kernick schreibt von Korruption, Mord, Bestechung,  Ehebruch und Kidnapping und verdeutlicht durch seine Geschichte, wie ein plötzliches Ereignis einen langweiligen Alltag in Sekundenschnelle durcheinander bringen kann, wie eine bisher heile Welt urplötzlich aus den Fugen gerät und den Menschen in einen tödlichen Strudel an seine physischen und psychischen Grenzen treibt. Die Umsetzung seiner Idee ist Kernick meines Erachtens bravourös gelungen, insbesondere im Bereich der Spannung.


Stil und Sprache
Der Schreibstil des Autors fand durchaus meine Zustimmung. Die Ich-Form als gewählte Erzählform des Protagonisten Tom hebt sich gut von der Erzählung des Autors ab und verweist auf diese Art noch deutlicher auf den Szenenwechsel (Übergang Erzählung durch Tom zur Erzählung durch Kernick als Beobachter). Die Sprache war zeitweise durchaus brutal, die Beschreibungen blutrünstig – jedoch in diesem Fall zum Thema passend. Eine kleine Leseprobe, ein Dialog von S. 122, veranschaulicht vielleicht, wie sehr dem Leser durch die detaillierten Beschreibungen die Beklemmung, ja die Todesangst, nahe gebracht wird: "Der Bewaffnete trat auf mich zu, hob die Pistole und zielte auf meine Kniescheibe. Ich wand mich wie wild in meinen Fesseln, absolut hilflos, und Angst jagte in heißen, lähmenden Stößen durch meinen Körper. Der Lauf der Pistole kam näher und näher, bis er nur noch dreißig Zentimeter von meinem Knie entfernt war. Ich konnte den Mann dahinter atmen hören. Seine Augen waren grau und ausdrduckslos, ohne das geringste Fünkchen Mitgefühl. Ich wandte den Kopf ab, damit ich diesen Blick nicht länger ertragen musste." Simon Kernick schafft es hier spielend, mich das ganze Buch hindurch "bei der Stange zu halten" und in gewisser Weise kam es mir vor, als säße ich anstelle von Tom handlungsunfähig und dem Tode nahe vor dem Killer.
Die Spannung wird bereits durch besagten Telefonanruf zu Beginn aufgebaut, Angst und Beklemmung begleiten den Leser bis zur letzten Seite und Szenen wie auf S. 122 verschärfen sich im Tempo und bezüglich Brutalität. Kernick jagte mich gewissermaßen durch dieses Buch und holte im letzten Teil noch einmal gewaltig aus, was Spannung und Thrill angeht. Ein fulminantes Ende mit einigen Überraschungen …
 

Figuren
Kernicks Protagonisten, das Ehepaar Tom und Kathy Meron, das Ermittlerduo Mike Bolt und Mo Khan, und der gewissenlose und äußerst brutale Psychopath Lench werden sehr detailliert gezeichnet. Meine Reaktionen als Leserin waren jedoch zwiespältig. Einerseits empfand ich Erleichterung aufgrund der realistischen Beschreibung der Figur des Tom Kernick, der keinen strahlenden,  unverwundbaren, mutigen und selbstlosen Held darstellt, sondern einen  „Mann von nebenan“ mit all seinen Fehlern und Schwächen. Auf der anderen Seite war mir der Charakter des Auftragskillers Lench nicht stimmig genug  … das ganze Buch über ein wenig zu perfekt – zu brutal, zu skrupellos, zu unmenschlich – um dann gegen Ende in ein Verhalten von beinahe weinerlicher Angst umzuschlagen. Hier blieb Kernick seiner Figur des knallharten Bösewichts nicht treu.
Eine bis zuletzt undurchsichtige Person stellt für mich Kathy Meron dar. Auf Kathy wird anfangs eher wenig eingegangen, Kernick übertreibt es jedoch bis zum Finale bei der Darstellung ihrer Person. Ohne zuviel verraten zu wollen, möchte ich dennoch bemerken, dass ich mir ihre vielen Fehltritte und Sünden in so kurzem Zeitraum nicht vorstellen kann. Der Autor gibt mir an dieser Stelle das Gefühl, so viel wie möglich in diesen Charakter verpacken zu wollen. Kathy ist trotz ihrer Schwächen keine Person, die Mitgefühl oder gar Verständnis hervorzurufen vermag. Sehr ansprechend wiederum wirkte das Ermittlerduo Bolt – Khan, das nicht nur realistisch dargestellt wurde, sondern bei dem es Kernick sehr gut gelungen ist, den Gewissenskonflikt der Polizei in Extremsituationen zu beschreiben. Er bringt durch Mike Bolt das viel diskutierte Thema zur Sprache, wie die Hüter des Gesetzes in Sekundenschnelle reagieren, im Grunde über Leben und Tod entscheiden müssen. Auf der einen Seite das strikte Befolgen der Vorschriften im Auge zu behalten – auf der anderen Seite das Richtige zu tun, Loyalität und vor allem Charakterstärke zu zeigen.

Auf die Nebenfiguren des Buches, wie beispielsweise den Freund des Ehepaares, Jack Calley, der den Stein ins Rollen brachte - aber auch auf den geheimnisvollen Drahtzieher im Hintergrund - wird meines Erachtens zu wenig eingegangen. Die Figur „Daniels“ bleibt ein Mysterium und als Leser schwankte ich laufend zwischen den Eindrücken „Guter Cop – böser Cop“, ohne auf die erstaunliche Entwicklung am Ende dieses Thrillers auch nur im Geringsten gefasst zu sein.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich hierbei um ein Taschenbuch mit einem optisch besonders ansprechendem Cover. Dunkler, fast schwarzer Hintergrund, der Blutfleck und die Aufschrift „Gnadenlos“ sind erhoben und mit blutroter Farbgestaltung eindrucksvoll gelungen – allein die Optik vermittelt Grauen und Spannung.


Fazit
Für den Freund von Spannung ist dieses Paradebeispiel von atemberaubender Spannung und halsbrecherischem Tempo absolut zu empfehlen. Für einen Krimifreund, der die detaillierte Fährtensuche bevorzugt, könnten winzige Logikfehler im Buch störend wirken. Gemäß dem Zitat der „Times“ habe ich mir zwar keinesfalls „vor Spannung sämtliche Fingernägel abgebissen“, ich muss jedoch zugeben, dass ich bei einigen Passagen durchaus nahe dran war …


4 Sterne


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