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Jonah Hex, der legendäre Kopfgeldjäger des Wilden Westens, kehrt mit RÄCHENE COLTS zurück, einer weiteren von Kritikern hochgelobten Sammlung, die den vernarbten Antihelden in sechs Geschichten knallharter Wildwest-Selbstjustiz von den staubigen Ebenen von Texas bis zu den schneebedeckten Bergen von Utah führt.

Dieser Band enthält zudem Arbeiten vieler großartiger Zeichner, darunter Hex-Mitschöpfer Tony DeZuniga, David Michael Beck und Paul Gulacy.

 

Jonah_Hex_02  Autoren: Justin Gray & Jimmy Palmiotti
Illustrationen: L. Ross, T. DeZuniga, D. Teague, V. Semeiks, P. Noto, D. M. Beck, P. Gulacy
Verlag: Panini Comics
Erschienen: 06/2010
ISBN: 978-3-86607-845-1
Seitenzahl: 148 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Jonah Hex reitet wieder durch den Wilden Westen, jagt Verbrecher und geht ohne Gnade gegen diejenigen vor, die sich ihm in den Weg stellen. Aber er hilft auch den Schwachen und rächt die unschuldig Ermordeten. In 6 Kurzgeschichten werden die neuesten Abenteuer von Jonah Hex, jeweils von einem anderen Zeichner, erzählt – leider ist jedoch nicht zu erkennen, von wem welche Zeichnungen stammen. Die Storys fallen, je nach Grafiker, mehr oder minder blutig und brutal aus, sollten aber von Lesern ab 14 Jahren gelesen werden können.


Beurteilung der Zeichnungen / Textdarstellung
Die erste Geschichte startet direkt mit einer großen Schießerei und der für Jonah Hex ganz eigenen Art von Humor durch die Angabe „Blood Creek, Texas – Einwohner 511 – keine“. Nach der ersten, einleitenden Vollformatillustration sind die Zeichnungen auf den folgenden zwei Seiten hervorragend gemacht, Menschen und Waffen fein und detailliert dargestellt. Im Folgenden schwankt die zeichnerische Qualität zwischen noch recht gut, besonders wenn innerhalb eines Panels (zu) viel dargestellt wird, und einer aufwendigen Zeichenart, wenn Einzelne hervorgehoben oder gar portraitiert werden. So einige Bilder sind auf das reine Geschehen beschränkt, ohne bis in feine Einzelheiten zu gehen.
Deutlich einfacher ist der Stil der zweiten Story, obwohl auch hier viele Details verarbeitet werden. Der Stil erinnert an amerikanische Comics aus den 70ern und 80ern und ist nach modernen Maßstäben nicht wirklich allzu schön. Ungefähr ab dem zweiten Drittel der Geschichte gibt es einen Bruch in der grafischen Qualität, die Arbeiten sind von jetzt auf gleich nochmal deutlich einfacher und diesmal auch gröber und kein Vergleich mehr zur Vorseite. Jonah Hex, schon vorher keine Schönheit, gleicht nun einer Figur aus einer Geisterbahn, auch die übrigen Persönlichkeiten verlieren deutlich. Die Schießerei, die dann folgt, ist unübersichtlich und blutig, besonders auf einem Übersichtsbild im Querformat sind die Einzelheiten kaum noch voneinander zu trennen und von dutzenden Soundwords überlagert. Möchte der Zeichner hier das Chaos während dem Kampf ausdrücken, ist es ihm allerdings gelungen.

Das Maximum an einfacher und sehr skizziert und schraffiert auftretender Zeichentechnik erreichen die Arbeiten, die sich in der Kurzgeschichte Der vertriebene Fluch findet. Mich hat dieser Stil leider überhaupt nicht überzeugen können, steht er doch im denkbar krassen Gegensatz zu den Werken anderer Künstler, die sich Jonah Hex gewidmet haben. Für Ästheten gänzlich ungeeignet.
Ebenfalls nicht begeistert hat mich die Arbeit des Illustrators von Story 4. Eckig, recht einfach, wurden mit möglichst wenig Linien die Konturen geschaffen, die mit matten Farben gefüllt wurden. Besondere Raffinesse sucht man vergebens, die Zeichnungen sind solide, aber wirklich nicht schön und weisen nur so viele Einzelheiten wie unbedingt nötig auf. Farbige Flächen, wie das Haar des Bestatters oder dem Grün der Pflanzen im Sumpf, fehlt es nicht selten völlig an innerer Zeichnung. Selbst eine hervorgehobene Augenpartie von Hex wirkt nicht so richtig, denn auch hier das gleiche Muster: so viele Details wie eben nötig, mehr nicht. Einzig und allein eine recht großformatige Kampfszene mit dem Krokodil hat Dramatik und Dynamik satt und lenkt hierdurch von der inhaltlich ebenfalls nicht perfekt erstellten Grafik ab.

Recht düster und kontraststark, aber zeichnerisch astrein und definitiv als das Beste in diesem Comicband, präsentiert sich die Story Ein Baum zum Hängen. Der Zeichenstil ist feingliedrig, plastisch und zeigt das Können des Künstlers, der diese Kurzgeschichte geschaffen hat, in jedem einzelnen Panel. Die Charaktere sind hervorragend geschaffen, bis in die feinsten Nuancen ausgearbeitet, glaubwürdig und realistisch. Fast immer mit aufwendigen Einzelheiten sind auch die Bildhintergründe gezeichnet. Besonders die Mimik und die sich in ihnen spiegelnde Gefühlspalette ist dem Illustrator besonders gelungen.
Die Geschichte zum Abschluss überzeugt mit einer guten, wenn auch nicht herausragenden grafischen Umsetzung. Dennoch gehört sie mit zu den drei überzeugendsten Werken dieses Comicbandes. Besonders im Portrait von Anna Wainright demonstriert der Grafiker seine Fähigkeiten, aber auch viele andere Passagen sind überzeugend ausgearbeitet und mit vielen, feinen Einzelheiten gezeichnet. Die Kontraste sind hoch, die Figuren nicht selten mit schattierten Gesichtszügen oder gleich als Silhouette umgesetzt, was aber zur Stimmung in diesem Plot passt.

Die verwendete Schriftart bei Dialogen ist in allen 6 Kurzgeschichten identisch, nur die Anzahl der verwendeten Soundwords schwankt stark abhängig vom Künstler.


Aufmachung des Comic
Den meisten Publikationen des Verlages entsprechend ist auch dieser Comicband im Format 26 x 17 cm gehalten, ein angenehmes Format, das einerseits genug Platz für die Grafiken bietet, andererseits nicht zu groß ist, um es noch angenehm händeln zu können. Das von mir gelesene Werk ist als Softcover aufgelegt, einwandfrei verarbeitet und geklebt. Der Karton des Umschlages ist steif genug, um den Comic gut zu schützen, während das seidenmatte Papier im Innern dick genug und vor allem griffig ist.

Schlägt man den Comic auf, begrüßt einen direkt eine Vollformatgrafik in Sepiatönen, die Hex von hinten, mit einem Steinschlossgewehr auf der Schulter und vor einem brennenden Gebäude stehend, zeigt. Weiter geht es mit einem Inhaltsverzeichnis, das aber seinem Sinn nicht gerecht werden kann, da die Seiten nicht durchnummeriert und manche  Kurzgeschichten – je nach Künstler – mit verwirrend vielen Zwischentiteln versehen sind. Es folgt die Auflistung aller Beteiligten – wie bereits erwähnt ist schade, dass sich nicht ergibt, welcher Künstler welche Story gezeichnet hat – sowie ein Willkommensgruß von Christian Heiss, jeweils begleitet von einzelnen Illustrationen. Die nächste Seite wiederholt die Eingangsszene, allerdings in normalen Farben, wodurch die bestechend gute Zeichnung deutlich besser wirkt.


Fazit
Jonah Hex reitet und rächt weiter. Für Fans ein Muss. Sind die Storys schlüssig und inhaltlich passend zum Antihelden, kann mich die grafische Umsetzung insgesamt – zweimal hervorragend, zweimal gut, zweimal unbefriedigend – diesmal weniger überzeugen als noch in Band 1.


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Zeit zu sterben

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