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Im Ehernen Imperium tief unter der Erde bemerkt kaum ein Zwerg das drohende Ungemach einer geheimnisvollen Verschwörung. Der Neue Stahl will das Zeitalter des Überzwergs begründen und das Eherne Volk unterwerfen! Doch damit nicht genug, denn auch der Lauf des Olms, der über das Schicksal der Zwerge bestimmt, verheißt Unheilvolles: Das Zeitalter der großen Erzferkelprophezeiung ist gekommen…

 

  Autor: Christian von Aster
Verlag: Egmont Lyx
Erschienen: 05/2008
ISBN: 978-3-8025-8148-9
Seitenzahl: 379 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Im Ehernen Imperium der Zwerge gab es vor Jahrtausenden ein sprechendes Erzferkel, dass das Ende von allem, jedem und dem Rest verkündete, wenn die Immerschwarze Splitterspinne, der Goldbezahnte und der Untrunkene gemeinsam erscheinen. Eine Verschwörung unter einem geheimnisvollen Meister macht sich diese alte Prophezeiung nun zu Nutze, um das Eherne Imperium mit Gewalt zu zerschlagen und die Zeit des Neuen Stahls, des Überzwerges einzuläuten. Von den meisten Zwergen, deren Lieblingsbeschäftigung das Saufen von Wurzelbier ist, bleibt diese Verschwörung unbemerkt, nur einige Wenige werden darauf aufmerksam. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und der Versuch, diese alte Prophezeiung ohne Schaden zu überstehen, um das Eherne Imperium zu retten…


Stil und Sprache
Der Autor hat einen lockeren und humorvollen, teilweise sogar flapsigen Schreibstil, der sich sehr gut liest. Der Leser wird immer wieder zum Schmunzeln und Lachen gebracht, auch wenn die Geschichte viele ernste Stellen beinhaltet und damit nicht nur eine reine Parodie, sondern ein gelungener Mix aus Satire und eigenständiger Fantasy ist.

Vergleiche sind in diesem Buch ganz auf Zwerge und Steine zugeschnitten, so tragen Zwerge z.B. einen Herzstein in der Brust oder erzählen sich den Mythos von dem über Hammokles schwebenden Hammer, der bei den Zwergen für drohendes Unheil steht. Liebevoll wurden einige Klischees zu Zwergen aufgearbeitet, ohne abgedroschen zu wirken, so schlüpfen Zwerge beispielsweise aus Stahleiern und mit voller Bartpracht. Unvergleichlich stellt sich der allgegenwärtige Bierdurst der Zwerge dar, die niemals wirklich nüchtern sind und sich selbst im Angesicht des drohenden Unterganges Sorgen darüber machen, ob ihnen noch Zeit für einen letzten Humpen bleibt. Wo sich Alkohol findet, lässt natürlich auch Tabak nicht lange auf sich warten, und so vergessen die Zwerge schon mal alles um sich herum für eine gut gestopfte Pfeife. Aber auch Eigenständiges hat von Aster mit eingebracht, so funktionieren zum Beispiel sämtliche Schusswaffen der Zwerge durch Tiere mit bestimmten Eigenschaften, die in eine Mechanik eingespannt wurden.

Die Handlungen beginnen zunächst ruhig, aber durchaus nicht langweilig, um dann im Laufe des Buches ein ständig steigendes Tempo vorzulegen. Die Geschichte wird aus mehreren Handlungssträngen erzählt, zwischen denen der Autor geschickt wechselt, um die verschiedenen Figuren Stück für Stück in das Geschehen einzuführen. Die Wechsel zwischen den Perspektiven stören keinesfalls, sondern fördern die Spannung und Dramatik und lassen den Leser nach und nach die Zusammenhänge erkennen. Hierzu gibt von Aster als unbeteiligter Beobachter auch Einblick in die Gedanken einzelner Zwerge und sogar Felsenläufern, insbesondere die Gedankengänge des verwirrten Hdrudgroll Schleuderstein sind wunderschön zu lesen. Spannend bleibt es indes bis zum Ende und sogar darüber hinaus – findet die Geschichte als solche in diesem Buch auch ein Ende, so bleibt der Gesamtkontext offen, insbesondere der letzte Satz dieses Buches lässt den Leser sehnsüchtig auf das Folgewerk warten.

Geschickt hat von Aster die Gliederung vorgenommen: die übliche Kapitellänge beträgt angenehme 20 Seiten, nach jedem Kapitel findet sich jedoch ein kurzes Zwischenkapitel. Dies lockert die Aufteilung enorm und führt zu einem hohen Lesetempo, da dem Leser genug Möglichkeiten zu Pausen eingeräumt werden. Etwas störend wirken sich hier Fußnoten aus, über die der Leser grade am Anfang häufig stolpert, um über bestimmte Gegenstände, Bräuche oder Zusammenhänge zum Teil umfangreich informiert zu werden. Mir hätte es hier besser gefallen, wenn diese Erklärungen direkt in den Text eingearbeitet worden wären.

Sehr gelungen ist dem Autor noch die Namensgebung seiner Figuren. So machen Namen wie Tink Polterboldt, Hrudgroll Schleuderstein oder Shmogk Feizstein einfach Spaß. Besonders ins Zeug gelegt hat sich von Aster aber beim Höchsten der Hohepriester, für den sich die Zwerge unzählige lobpreisende Namen ausgedacht haben, so z.B. der Rechtmäßige unter den Anmaßenden, der Verkünder alles zu Verkündenden oder der Schreitende unter den Zaudernden – diese Titel entlockten mir immer wieder ein Schmunzeln.


Figuren
Sämtliche Figuren sind liebevoll und gründlich ausgearbeitet worden. So hat jede Einzelne ihre Macken und Motivationen und wirkt glaubhaft und realistisch. Frauen gibt es wohlgemerkt nicht mehr im Volk der Zwerge, da diese alle im Krieg gegen die Splitterspinnen ums Leben kamen. Die Zwerge haben zwar noch eine begrenzte Anzahl gut gehüteter Eier, jedoch lässt sich ein Ende des Volkes bereits erahnen.

Einen einzelnen Protagonisten gibt es hier nicht, vielmehr teilen sich mehrere Zwerge diese Rolle. Einer dieser Zwerge ist Fazzgart Eisenbart, der um seinen verstorbenen Bartbruder Hrodborrk, dem Jüngeren, trauert und dessen Nachfahren großziehen will. Fazzgart ist sehr trinkfest, aber auch fürsorglich. Einer der anderen Protagonisten ist Hdrudgroll Schleuderstein, der nicht mehr alle unter seinem Helm beisammen hat und hinter Allem und Jedem eine Verschwörung wittert, in deren Rahmen Zwergenfrauen versteckt werden. Er stellt sich als eigen, aber auch als sehr mutig dar. Die wohl erstaunlichste Entwicklung innerhalb der Geschichte durchläuft jedoch Farrnwart Blechboldt, zunächst nur einfacher Erzferkelhüter, muss er mehrfach sein Leben retten und findet nach und nach zu heldenhaftem Mut.

Die beiden Antagonisten, der Meister und sein Schatten, sind die Anführer des Neuen Stahls und der Verschwörung zum Umsturz des Ehernen Imperiums. Beide sind Fanatiker, scheuen vor Brutalität zum Erreichen ihrer Ziele nicht zurück und verhöhnen alles, wofür das Eherne Imperium steht. Lange Zeit bleiben sie unerkannt, sodass hier die Spannung wächst, wer sich wohl unter den schwarzen Kapuzenmänteln verbergen mag.


Aufmachung des Buches
Der erste Teil dieser zwergischen Parodie ist bislang als Taschenbuch erhältlich. Die Gestaltung des Buches ist insgesamt sehr gelungen, Details wie die Klappbroschur, unter der sich weinrote Tribals auf hellmarmoriertem Grund finden, geben dem Ganzen eine hohe Wertigkeit. Auf den Klappbroschuren selbst findet sich vorne eine erweiterte Beschreibung des Buches, hinten ein Foto und Informationen zum Autor. Jedes Kapitel schließt mit einem Bild überkreuzter Streitäxte, im Anhang finden sich unter einer „Dramatis Personae“ Kurzbeschreibungen zu den wichtigsten Figuren.

Auch das Cover wurde aufwendig gestaltet. Auf weinrot marmoriertem Hintergrund und eingebettet in ein goldenes Tribal findet sich das Bild eines alten und langbärtigen Zwerges vor einer Felswand, ausgestattet mit einer kunstvoll verzierten Axt, einer Pfeife und einer Feldflasche. Da diesem Zwerg nur noch ein Auge verblieben ist, könnte es sich um Krass Breitbart handeln, den Häuptling des Feuers. Über diesem Bild prangt der Titel in goldgelben Lettern, hinter dem der Schriftzug mit dem Autor und der Untertitel optisch zurückweichen. Insgesamt hat mich dieses Cover sofort angesprochen.


Fazit
Christian von Aster hat mit diesem Buch einen Mix aus Parodie und Fantasy mit eigenständigen Bestandteilen geschaffen, die zu fesseln vermag. Viele Passagen sind humorvoll, rutschen aber nicht ins Alberne ab, zudem ist die Geschichte an vielen Stellen ernst genug, um neben Spannung auch Dramatik aufzubauen. Mich hat dieses Konzept überzeugt, so dass ich es jedem Fan von Fantasy-Literatur und Anhänger von Zwergen-Geschichten empfehlen kann. So verbleibe ich in gespannter Erwartung auf die Fortsetzung „Das abartige Artefakt“, das im Oktober bei Egmont Lyx erscheinen wird.


4 Sterne


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