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England um 1380. Um ihren Söhnen das Erbe zu sichern, lässt sich Lady Kathrin auf einen Handel mit dem mächtigen Abt von Broomholm ein: Auf Kosten der Abtei nimmt sie den Buchmaler Finn und dessen Tochter Rose bei sich auf. Was Lady Kathryn jedoch nicht weiß: Finn arbeitet heimlich an einer streng verbotenen Übersetzung der Bibel ins Englische - der Sprache des gemeinen Volkes. Mit diesem Frevel schafft er sich mächtige Feinde, die sie beide in höchste Gefahr bringen, als eines Tages ein Priester getötet wird …

 

  Autor: Brenda Vantrease
Verlag: Limes
Erschienen: 01.08.2005
ISBN: 978-3-809-02495-8
Seitenzahl: 576 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Im Grunde dreht sich in diesem Buch alles um die verbotene Übersetzung der Bibel ins Englische von John Wycliffe. Die Gefahr, in die die Menschen sich begaben, wenn sie mit Wycliffe sympathisierten oder gar für ihn arbeiteten, versucht die Autorin dem Leser näher zu bringen. Um der trockenen Thematik mehr Leben einzuhauchen, hat sie die Geschichte durch das Leben der Lady Kathryn mit ihren Söhnen und dem Illuminator Finn und dessen Tochter versucht, lebendiger und interessanter zu gestalten.


Stil und Sprache
Auffällig ist in diesem Buch, dass es eigentlich keinem einzigen Klischee gerecht wird. Schon von Beginn weg wird man praktisch direkt in die Geschichte gedrängt, wobei man sofort die absolute Härte des damaligen Lebens zu sehen bekommt. Brenda Vantrease versucht nicht, dies zu beschönigen und schon gar nicht einen „rettenden Engel“ zu schicken. Realistisch und mit viel Feingefühl vermittelt sie die Umbrüche in der Renaissance. Die Scheinheiligkeit und die beinah greifbare Angst der Kirchenmänner, um den Verlust ihrer totalen Autorität und Macht beschreibt die Autorin mit treffenden und vor allem glaubwürdigenden Worten.
Die wichtigen geschichtlichen Ereignisse sind so geschickt in die fiktive Geschichte verwoben, dass einem oft und gerne der Gedanke des „So könnte es wirklich gewesen sein.“ kommt.
Die Ereignisse in diesem Buch überschlagen sich, aber niemals wirkt auch nur die kleinste Szene an den Haaren herbeigezogen oder sonst irgendwie unglaubwürdig. Es kommen auch keine Retter in letzter Not, wenn die Situationen nicht nur ernst, sondern auch lebensbedrohend werden. Dies trägt zu der absolut glaubhaften Handlung wohl das meiste bei. Die Zeit ist hart und die Mächtigen versuchen mit allen Möglichkeiten, ihren Willen durchzusetzen, ohne Rücksicht auf Verluste. Ein Menschenleben zählt nichts und für Sentimentalitäten bleibt keine Zeit.
Erzählt die Autorin einerseits so manch zwischenmenschliche Ereignisse mit viel Gefühl und Rücksichtnahme, so zeichnet sie anderseits die Härte und Hinterhältigkeit so manches Antagonisten nüchtern, brutal und realistisch.
Am Ungewöhnlichsten jedoch ist das Ende des Buches. Es ist keinesfalls vorhersehbar…


Figuren
All ihre Figuren sind direkt aus dem Leben gegriffen.
Kathrin, die um das Erbe ihrer Söhne kämpft, hat ebenso ihre Stärken wie auch Schwächen. Finn, der Illuminator, liebt seine Tochter über alles und macht daraus auch keinen Hehl. Wer aber nun eine schnulzige Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht werden.
Brenda Vantrease hat es in diesem Buch wunderbar verstanden, die innere Zerrissenheit zweier Menschen, die schon viele Schicksalsschläge hinnehmen mussten, nachvollziehbar und klar zu zeigen. Ohne Beschönigung und unglaubwürdiger Romantik, zeigt sie dem Leser die Gefühlswelt ihrer Figuren und lässt sie an ihren Beweggründen und Gedanken teilhaben. Aber nicht nur die Gedanken ihrer Protagonisten teilt die Autorin dem Leser mit, sondern sie gewährt ihm auch Einblicke in das Seelenleben der „weniger gefühlvollen“ Figuren wie dem Sheriff Sir Guy de Fontaigne, der mit aller Macht um Kathrin wirbt, um Herr von ihrem Erbe Blackingham Manor zu werden. Mit den vielschichtigen Gedankengängen vermittelt Brenda Vantrease ein bildhaftes Verständnis – oder auch nicht - für so manche Handlungen ihrer Figuren.


Aufmachung des Buches
Eine sehr selten auffällige gebundene Ausgabe! Ein bestechend schönes Buch, welches einem sofort ins Auge sticht. Der kartonierte Umschlag ist in einem satten königsblau gehalten und nur am Buchrücken ist ein goldfarbenes Rechteck geprägt, auf dem der Name der Autorin und Titel des Buches in dunkelblauer Schrift zu lesen sind. Der Schutzumschlag selbst ist aus qualitativ hochwertigem Hochglanzpapier, auf dem man vorne im Stil der Renaissance eine junge Frau in einem Rosengarten sitzen sieht. Umrahmt wird dieses Bild aus goldenen, stilisierten Ranken - die sich sogar auf der Rückseite fortsetzen – im Reliefdruck. Autor, Titel und die rückwärtige Inhaltsangabe sind ebenfalls golden unterlegt. Ungewöhnlich ist die Inhaltsangabe im innern Schutzumschlag, die nicht in der üblichen Schrift, der Times New Roman gehalten ist, sondern in einer auffälligeren, etwas höher gezogenen Schrift, mit kleinen „Füßchen“, so dass diese auf den ersten Blick kursiv erscheint.

Das Buch ist in 32 Kapitel eingeteilt und eingeleitet wird ein neues Kapitel immer mit einem Spruch oder Zitat einer bekannten Persönlichkeit aus der Zeit, in der dieses Buch spielt. Den Abschluss bilden noch ein Nachwort und eine Danksagung der Autorin.


Fazit
Ein ausgesprochen interessantes Buch, da es nicht nur spannend und flüssig erzählt ist, sondern vor allem durch die exakte Verwobenheit von fiktiven Personen mit Persönlichkeiten - und vor allem geschichtlichen Begebenheiten - im England des 14. Jahrhunderts punktet. Hervorragend recherchiert und vor allem ohne Klischees, erfreut dieses Buch zu lesen jeden Liebhaber historischer Romane. Absolut empfehlenswert!


5 Sterne


Hinweise
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