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Er entführt sie. Er quält sie. Er lässt sie langsam sterben …

In einer britischen Großstadt treibt ein perfider Killer sein Unwesen. Er überwältigt junge Frauen, fesselt sie an ihr Bett und schickt deren Familien und Freunden E-Mails und SMS, mit denen er sie in dem Glauben wiegt, alles sei in bester Ordnung. Erst kurz bevor die Opfer schließlich verdursten, kommen Anrufe, in denen eine schwache, kaum verständliche Stimme „Hilf mir, hilf mir!“ fleht. Doch dann ist es schon zu spät ...

 

Tote_Stimmen 

Autor: Steve Mosby
Verlag: Droemer
Erschienen: 02/2010
ISBN: 978-3426197684
Seitenzahl: 394 Seiten

 
Die Grundidee der Handlung
Detective Sam Currie jagt einen Mörder. Und zwar einen, der gar nicht selbst Hand an seine Opfer legt, sondern der sie einfach gefesselt allein in ihrer Wohnung zurücklässt, damit sie qualvoll verdursten. Viel zu spät und nur zufällig werden die Opfer, allesamt junge Frauen, gefunden und der Killer ist dann schon meilenweit weg. Es gibt zwar für die Polizei einen Verdächtigen, doch der scheidet schnell wieder aus, weil er alt und gebrechlich ist und außerdem eine elektronische Fußfessel trägt, die jeden seiner Schritte überwacht.
Als Dave Lewis eine SMS von seiner Freundin Tori erhält und misstrauisch wird, weil diese nicht wie immer mit TorXX unterzeichnet ist, gerät auch er mit in den Fall hinein und außerdem ins Visier der Polizei, denn er kannte zwei der Opfer … von da an muss er nicht nur Tori finden, sondern auch der Polizei klarmachen, dass er kein Mörder ist.


Stil und Sprache
Steve Mosby baut seine Geschichte in mehreren Handlungssträngen auf, Dave Lewis erzählt in Ich-Form, alle anderen Figuren berichten in der dritten Person. Gerade zu Anfang ist das etwas verwirrend, es kommen eine Menge Personen vor und viele Dinge spielen sich parallel ab, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören. So braucht man als Leser eine ganze Zeit, um in die eigentliche Geschichte hineinzukommen. Irgendwann nimmt sie dann aber richtig Fahrt auf und gegen Ende stört man sich nicht mehr an den abrupt wechselnden Schauplätzen und Personen, so spannend ist das Ganze. Dabei hält Steve Mosby sich nicht lange mit umständlichen Beschreibungen auf, er sagt nur das Nötigste, gelegentlich bemüht er einen hübschen Vergleich („Jetzt, wo ich im Haus meiner Eltern allein war, vermehrten sich die Emotionen wie Bakterien, und um elf war ich praktisch so weit, dass ich fast an der Wand hochging[…].“ S. 247), um seinen Protagonisten mit ein bisschen Eigenleben auszustatten. Dafür ist sein Fall äußerst kompliziert und geschickt konstruiert, so dass man schon die knapp 400 Seiten braucht, um diese Geschichte zu erzählen. Ein spannendes Finale ist da der würdige Abschluss für eine alptraumhafte Story …


Figuren
Dave Lewis ist ein etwas chaotischer junger Journalist, der zusammen mit einem Freund eine leicht schräge Zeitschrift herausgibt, die sich mit Übersinnlichem und dessen Entlarvung als Humbug beschäftigt. Er hat immer wieder kurze Frauenbekanntschaften, aus denen bisher nie etwas Festeres geworden ist. Ansonsten erfährt man als Leser nicht viel von ihm, eben nur das, was für die Handlung unbedingt erforderlich ist. Ein bisschen komisch fand ich ihn, er ist nicht übermäßig sympathisch und niemand, mit dem man sich identifizieren könnte.
Genauso ging es mir leider auch mit Sam Currie, dem ermittelnden Polizisten, auch er ist irgendwie merkwürdig, hat kein Privatleben und keine eigene Geschichte. So wie er wirken auch alle weiteren Charaktere eher eindimensional und blass. Zwar ist dies bei einem typischen Thriller durchaus verzeihlich, dennoch sind durch diese wenig tiefgründige Vorstellung der Figuren am Ende auch deren Motive nicht in letzter Konsequenz schlüssig. Schade.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch hat kein Covermotiv, sondern der schwarze Schutzumschlag wird vom Titel und vom Autorennamen dominiert. Beides ist in dicker, kantiger Blockschrift in glänzendem Silber gedruckt, leichte Schattierungen erzeugen einen leicht räumlichen Eindruck. Innen gibt es einen Prolog, vier Teile und einen Epilog. Die Kapitel sind jeweils mit dem Tagesdatum überschrieben.


Fazit
Dieser Thriller ist schwer einzuschätzen, ist er doch äußerst spannend, aber nicht immer mitreißend. Es gibt viele Akteure, aber keinen echten Helden. Alles in allem fehlt hier der letzte Kick, der die „Persönlichkeit“ des Buches ausmacht, so dass eigentlich „nur“ ein Mainstream-Thriller dabei herauskommt. Dennoch gibt es wegen der guten Grundidee und der überraschenden Auflösung eine überdurchschnittliche Wertung von mir.


3 5 Sterne


Hinweise
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