Smaller Default Larger

Die Enthüllung der Wahrheit geschieht auf den Pfaden der Dämmerung, dafür steht Der letzte Mohikaner, so wie ihn uns Cromwell und Catmalou erzählen, als Beweis.

Laufen, sterben, flink und still, bis zum Ende. (Claude Chambard)

In der Mitte des 18 Jahrhunderts, zu Zeit des Krieges zwischen Franzosen und Engländern um die Vorherrschaft in Nordamerika, haben sich beide Seiten mit Indianerstämmen verbündet; die einen mit den Huronen, die anderen mit den Mohikanern.

Dies ist die legendäre Geschichte von Uncas, Chingachgook und Falkenauge, die Cora und Alice, die beiden Töchter des Kommandanten Oberst Munro, aus der Gewalt des Huronen Magua befreien wollen.

 

Der_letzte_Mohikaner 

Autor: Catmalou/Cromwell, nach dem Roman von James Fenimore Cooper
Illustrationen: Cromwell
Verlag: Splitter
Erschienen: 15.06.2010
ISBN: 978-3-86869-099-6
Seitenzahl: 120 Seiten

Hier geht es zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Die Handlung orientiert sich an der Originalgeschichte von James Fenimore Cooper. Diese wurde jedoch in eine sehr kryptische Fassung gebracht. Sie wird in einem Mix mit Zitaten aus anderen Erzählungen, lyrischen Textpassagen und geschichtlichen Fakten dargeboten. Dies ist sehr anspruchsvoll zu lesen, der Erzählfluss leidet stark darunter, beziehungsweise er ist erst gar nicht vorhanden. 

Trotzdem bildet der Text, in dieser Form, eine hervorragende Einheit mit dem fantastischen Artwork von Cromwell. Dieses Comic will nicht unterhalten, vielmehr ist es ein Gesamtkunstwerk auf allerhöchstem Niveau.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Der Begriff Comic wird dem neuesten Werk von Cromwell eigentlich nicht gerecht. Es ist eher eine Neuinterpretation eines Romanklassikers, welche visuell aufgearbeitet wurde. Die entstandenen Gemälde, denn mit Comiczeichnungen haben diese prächtigen Zeichnungen nur wenig zu tun, visualisieren die Geschichte in archaischen Bilder, wie wir sie in einem Comic noch nie gesehen haben. Cromwell hat mit "Der letzte Mohikaner" ein echtes optisches Highlight erschaffen. Es ist eine Augenweide die wundervollen Zeichnungen zu bestaunen. Sie sehen aus wie eine Mischung aus Höhlenmalereien, dick aufgetragener Ölfarbe mit sehr viel Textur und seidenweichen Farbverläufen, die aber trotzdem eine gewisse Körnigkeit besitzen, welche auf die Verwendung von Pastellkreiden hindeuten könnten. Die Bilder sind dabei aber niemals bunt. Immer verwendet er ausschließlich die verschiedenen Nuancen einer einzigen Farbe. Mal sind es verschiedene Abstufungen von gelbem Ocker, mal ist alles in rot, ein anderes mal alles in petrol-grünen Nuancen gestaltet.
Die Gemälde/Zeichnungen wurden vermutlich allesamt in einer Technik erarbeitet, in der man von dunkel nach hell arbeitet. Das heißt, man beginnt nicht wie gewohnt mit einer weißen Malunterlage, sondern man arbeitet mit einem schwarzen oder dunkelbraunen Untergrund und koloriert darauf mit hellen, deckenden Farben. Diese Technik ist nicht ganz einfach, denn man muss bei allem, was man darstellen möchte, umdenken, da man das Licht und nicht wie gewohnt den Schatten  erarbeitet. Ob die Oberflächen-Texturen nachträglich auf digitalem Weg eingefügt wurden, oder ob tatsächlich Bild für Bild in einer Art Spachteltechnik strukturiert wurde, dazu finden sich im Web leider keine Informationen und auch im Comic wird nicht auf die Technik eingegangen.

Der Detailgrad schwankt leider ziemlich stark. Von grob angedeuteten  Schemen, die tatsächlich wie alte Felsmalereien aussehen, bis zu äußerst feingliedrig ausgearbeiteten Meisterwerken, die ich mir jederzeit eingerahmt an die Wand hängen würde, ist so ziemlich alles vertreten. Insbesondere die Gesichter sind mit einer stark vereinfachten Physiognomie dargestellt. Lange, spitze Kinne, leicht schräg gestelltete Augen, die oft nur als dunkle Flecken angedeutet werden, die Nase ein wenig übergroß und allermeist hakenförmig - eine typische Adlernase. Die ganze Gesichtsdarstellung erinnert in ihrem kantigen Stil ein wenig an die Statuen auf der Osterinsel.
Die Körper der Personen sind allesamt unnatürlich hager und extrem drahtig. Bei den Figuren sind auch nie feine Details zu finden. Diese hat sich Cromwell für die Umgebung aufgespart. Insbesondere Bäume und Blätter sind oft sehr filigran ausgearbeitet. Fast schon spielerisch ranken sich manchmal Blätter und Astwerk durchs Bild, mit einer Anmut und Grazie, die an chinesische Kaligrafie erinnern.

Das Lettering fügt sich optisch zwar ausgezeichnet in die Optik ein, aber diese Schrift ist einfach schwierig in ihrer Lesbarkeit. Schon alleine der Aspekt, das weißer Text auf dunklem Hintergrund den Betrachter wesentlich mehr anstrengt, wurde bei der Gestaltung nicht einbezogen. Da man aber offensichtlich auf Textboxen, bzw. Sprechblasen verzichten wollte, hatte man keine andere Wahl. Die Buchstaben sind sehr zackig und schwungvoll, manche mit Haken an den Enden. Ich empfand es ausgesprochen mühsam mich durch den Text zu arbeiten, was zu einem gewissen Teil aber auch an den kryptischen Formulierungen liegt. Dieser Misstand trübt den Gesamteindruck erheblich. Eine schwungvolle, an Handschrift erinnernde Schriftart hätte fast noch besser zu den Bildern gepasst und wäre dabei deutlich lesbarer gewesen.


Aufmachung des Comics
Der Comic wird von Splitter in ihrem neuem Book-Format verlegt. Das bedeutet, es ist hochwertig gebunden und darüber hinaus besitzt es zusätzlich einen Schutzumschlag, der den kleine Band noch einmal deutlich aufwertet. Die Abmessungen sind deutlich kleiner, als dass sonst beim Splitter Verlag übliche Format, dadurch ist es sehr handlich.

Gedruckt wurde er bei der Firma Himmer in Augsburg, ein Betrieb, der sich auch hochwertigen Druckerzeugnisse spezialisiert hat. Leider kann der Druck nicht restlos überzeugen. Die Bilder wirken flau und kontrastarm. Den Farben mangelt es an Leuchtkraft und die strukturierte Oberfläche kommt aufgrund des flauen Kontrastwerts nicht so richtig zur Geltung. Das verwentete Papier und die sehr hochwertige Verarbeitung können aber auf der ganzen Linie überzeugen und geben keinen Anlass zur Klage. Bonusinhalte gibt es leider keine. Es wäre doch sehr schön gewesen, ein paar Infos über die Entstehung dieses Arworks zu bekommen - schade.


Fazit
Das fantastische Artwork ist schon alleine den Kauf dieses Comics wert. Diverse Kleinigkeiten trüben jedoch den Gesamteindruck und verwehren dem Comic die Höchstnote, die ich sonst gerne vergeben hätte.
Ein Tip: Auf jeden Fall mal einen Blick auf die Leseprobe beim Splitter Verlag werfen und diese unglaublichen Bilder auf sich wirken lassen. Besitzer eines guten Displays werden allerdings enttäuscht sein, wenn sie dann die Print Ausgabe in Händen halten und alles ein wenig flau wirkt.


4 Sterne


Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


Diesen Comic kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo