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Grace Divine, die Tochter des Dorfpastors, wusste schon immer, dass etwas Furchtbares passiert sein musste in jener Nacht, in der Daniel verschwunden war. Voller Schrecken erinnert sie sich daran, wie sie ihren Bruder Jude blutverschmiert auf der Veranda gefunden hat. Als Daniel nach drei Jahren wieder auftaucht, fühlt sich Grace auf unerklärliche Weise zu ihm hingezogen, obwohl sie ihrem Bruder versprechen musste, sich von Daniel fernzuhalten. Was steckt hinter dem dunklen Geheimnis der beiden Jungen? Was schützt die Menschen, die wir lieben? Muss Grace für ihren Bruder und ihren Geliebten ein Opfer bringen, das größer ist als alles, was sie bislang kannte?

 

  Originaltitel: The Dark Divine
Autor: Bree Despain
Übersetzer: Andreas Brunstermann
Verlag: Aufbau-Verlag
Erschienen: 09/2010
ISBN: 978-3351041236
Seitenzahl: 432 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Grace lebt mit ihren Eltern und Geschwistern ein ganz normales Teenagerleben, bis sie eines Tages in der Schule auf Daniel trifft, den sie seit Jahren nicht gesehen hat. Denn damals verschwand Daniel, der bis dahin bei ihrer Familie gewohnt hatte, von einem Tag auf den anderen ohne ein Wort der Erklärung. Jetzt ist er wieder da und Grace, die ihn immer gemocht hat, erkennt schnell, dass sie bis über beide Ohren in ihn verliebt ist. Doch um Daniel herum ist alles seltsam: Er hat merkwürdige Freunde, niemand weiß genau, wo er eigentlich wohnt und immer wieder macht er merkwürdige Andeutungen. Grace ist fest entschlossen, hinter sein Geheimnis zu kommen, während ihre Umgebung sie immer wieder vor Daniel warnt. Hin- und hergerissen zwischen ihrer großen Liebe Daniel und ihrem Bruder Jude, dem sie versprochen hat, sich von Daniel fernzuhalten, muss Grace irgendwann eine Entscheidung treffen.

Auf den ersten Blick klingt die Idee, die hinter der Geschichte steckt, wenig neu und alles andere als besonders, aber bei näherem Hinsehen entpuppt sich „Urbat – Die dunkle Gabe“ als sehr originell und ansprechend.


Stil und Sprache
Bree Despain erzählt Grace‘ Geschichte ausschließlich aus deren Sicht. Ein bisschen tagebuchartig gibt es kurze Kapitel mit vielen Abschnitten, die immer mit Angaben zu Ort und Zeit versehen sind, etwa „Abendessen, später“ oder „In der Haupthalle, bei Schulschluss“. Dieser Kniff bringt ein enormes Tempo in die Handlung, außerdem kann Grace nach und nach in ihren Erinnerungen die zurückliegenden Ereignisse um Daniels Verschwinden vor drei Jahren schildern. Das tut sie allerdings so häppchenweise, dass man als Leser lange im Unklaren über die großen Zusammenhänge bleibt, ebenso wie auch Daniels Geheimnis erst sehr spät gelüftet wird. So ist man als Leser gezwungen, das Buch praktisch in einem Rutsch zu lesen, will man keine schlaflosen Nächte haben. Toll gemacht ist das - dafür ein großes Lob an Bree Despain, die in ihrem ersten Roman direkt einen dramaturgischen Volltreffer gelandet hat!

Auch sprachlich ist „Urbat – Die dunkle Gabe“ sehr ausgereift, dabei flüssig und leicht zu lesen, aber nicht platt oder langweilig. Flott und präzise geschrieben und mit ein bisschen trockenem Humor gewürzt, spricht dieser Roman sicher nicht nur Jugendliche an, sondern vermag auch Erwachsene zu fesseln. Das eigentliche Thema „Vergebung und Verzeihen“ ist dabei so geschickt untergebracht, dass es die Handlung trägt, ohne belehrend zu wirken. Einfach toll!


Figuren
Es geht um amerikanische Teenager, was soll da schon kommen? Das könnte man vielleicht denken, wenn man die Buchbeschreibung liest, und sich Grace als oberflächliche Göre vorstellen, die nur Partys und Jungs im Kopf hat. Aber Grace ist viel mehr, unter anderem die Tochter eines Pastors, der Nächstenliebe und Menschlichkeit lebt. Dadurch ist sie natürlich geprägt, dennoch hat sie auch Zweifel und nimmt nicht alles widerspruchslos hin, was man ihr sagt. Sie hat ihren eigenen Kopf und versucht diesen auch durchzusetzen. Trotzdem hat sie ein schlechtes Gewissen, wenn sie Verboten zuwiderhandelt, was sie nur noch sympathischer macht. Mit ihr kann wohl jedes junge Mädchen mitfühlen, sich in sie hineinversetzen und Daniel anhimmeln.
Ja, dieser Daniel, er ist der typische einsame Wolf in dieser Geschichte, genauso könnte er aber auch in vielen anderen Romanen vorkommen. In seinen Verhaltensweisen und Worten ist er ein bisschen stereotyp geraten, ist natürlich unglaublich gutaussehend, stark und geheimnisvoll. Hier hätte Bree Despain vielleicht etwas mehr Fantasie walten lassen können, um einen originelleren Charakter zu erschaffen. Aber dieser kleine Makel trübt das Lesevergnügen nur unwesentlich, sind doch die anderen Figuren stimmig und rund dargestellt, auch wenn ich mir für manche von ihnen mehr Hintergrund gewünscht hatte, etwa Grace‘ Eltern, die für mich etwas zu kurz kommen.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch mit Schutzumschlag zeigt auf dem Cover die nackten Beine einer jungen Frau, die lediglich in einen violetten Seidenschal gehüllt sind. Ihre Fußnägel sind ebenfalls in dieser Farbe lackiert, außerdem haben Titel und Autorenname verschiedene Lilatöne. Eine sehr ansprechende Aufmachung, die allerdings mit dem Buchinhalt wenig zu tun hat. Unter dem Schutzumschlag ist das Buch in glitzerndem pink gebunden, sehr außergewöhnlich und ein bisschen schrill.


Fazit
Hier wurde eine tolle Idee sehr überzeugend umgesetzt. „Urbat“ ist ein spannender Schmöker, den man auch als Erwachsener kaum aus der Hand legen kann, mit viel Romantik, aber auch atemloser Action und einem interessanten Ende, das dringend nach einer Fortsetzung verlangt …


4 5 Sterne


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