Smaller Default Larger

Lila Ziegler macht mal wieder keine halben Sachen. Nachdem sie zwei Wochen daran gearbeitet hat, ihren Beziehungsschmerz zu betäuben, begibt sie sich in eine Klinik zur Entgiftung. Dort wird sie Zeugin, wie eine junge Putzfrau an einem Herzinfarkt stirbt. War das tatsächlich ein natürlicher Tod? Dreist bewirbt sich Lila auf die freigewordene Stelle und erhält ein sehr widersprüchliches Bild von der Verstorbenen: liebevolle Mutter oder nymphomanisches Flittchen? Hilfsbereite Kollegin oder herrschsüchtige Zicke? Als Privatdetektiv Ben Danner in der Klinik auftaucht, muss sich Lila endlich ihren Gefühlen stellen – und erfährt von einem handfesten Motiv für einen Mord …

 

 

Autor: Lucie Flebbe
Verlag: grafit
Erschienen: 03/2010
ISBN: 978-3894253677
Seitenzahl: 248 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe 


Die Grundidee der Handlung
Nachdem Lila Ziegler sich nach dessen Betrug von Ben Danner getrennt hat, sitzt sie auf der Straße, ohne Geld und ohne Perspektive. Wahllos lässt sie sich in diversen Kneipen zu allem einladen, was es an Alkohol und Drogen so gibt, wacht in fremden Betten auf und stürzt so richtig ab. Nach einiger Zeit sieht sie ein, dass es so nicht weitergehen kann und weist sich selbst ins Krankenhaus ein. Dort verbringt sie ihre Zeit damit, das Personal zu beobachten, schon allein, um sich nicht ihren eigenen Problemen stellen zu müssen. Als die Putzfrau Janna auf der Station einen Herzinfarkt erleidet und stirbt, erinnert Lila sich, dass sie bei der jungen Frau ein übles Hämatom am Arm gesehen hat. Ihr Ehrgeiz ist geweckt und sie will unbedingt herausfinden, wer Janna misshandelt hat. Und wenn derjenige dann vielleicht auch ihr Mörder ist? Da sie ohnehin nicht weiß, wohin, bewirbt Lila sich auf Jannas Stelle und nistet sich im Keller der Klinik ein. Und was sie dort so nach und nach an Ungereimtheiten herausfindet, lässt ihr die Haare zu Berge stehen. Zu allem Unglück taucht dann auch noch Ben Danner wieder auf …


Stil und Sprache
Deutsche Krimis  - oft regional angehaucht - sind nicht immer lesenswert, oft triefen sie nur so vor Belehrungen, sind spröde und langatmig, weil sie etwas Besonderes sein wollen. Nicht so bei Lucie Flebbe, die schreibt einfach so, wie ihr der Schnabel gewachsen ist: jung, frech, dreist und witzig. Mit spitzer Zunge und ziemlich lässig zeichnet sie hier die ganz eigene Welt der Krankenhäuser, kleine Städte in der Stadt, fast autark und mit vielen kleinen Herrschern. Zwar hat das beschriebene Haus nicht den Originalnamen behalten, aber der eingeweihte Bochumer hat durchaus eine Ahnung, wo es stehen könnte. Auch andere markante Plätze und Stadtviertel Bochums sind authentisch und teilweise mit ihren realen Namen ausgestattet, das macht natürlich allen Ortskundigen besonderen Spaß, können sie doch im Geiste mit Lila durch die Stadt ziehen.
Aber auch alle anderen werden mit diesem Krimi ihren Spaß haben. Zum einen übertreibt es Lucie Flebbe nicht mit den örtlichen Besonderheiten, zum anderen ist die Geschichte einfach gut. Spannend und flott erzählt, driftet sie nicht ab in flache Späße oder ein mühsam zusammengeflicktes Handlungsknäuel, nein, hier hat alles Hand und Fuß. Lila erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht, teilt ihre Gedanken immer wieder mit dem Leser und muss neben ihren Ermittlungen auch noch andere Probleme lösen - das ist wirklich eine runde Sache! Dass die Auflösung am Ende auch den routinierten Krimifreund überraschen kann, ist dann noch das Tüpfelchen auf dem i.


Figuren
Es gibt noch eine Besonderheit in diesem Buch: die toll gezeichneten, wunderbar lebendigen Figuren. Angefangen mit Lila selbst, die direkt am Anfang ihre schwächsten Momente hat, aber dann doch genug Selbsterkenntnis hat, sich helfen zu lassen, über die Putzkolonne mit Frauen aus allen Nationalitäten, die das Ruhrgebiet so zu bieten hat, bis zum schmierigen Chef der Personalabteilung - sie alle sind auf den Punkt getroffen und könnten einem nächste Woche auf der Straße begegnen. Dabei beobachtet Lucie Flebbe sehr genau, wird aber nie bösartig oder verletzend in ihren Charakterisierungen. Mit wenigen knappen Beschreibungen gelingen ihr lebendige Menschen, die man als Leser sofort vor Augen hat.

Lila sticht da natürlich besonders heraus und ist auch ein besonderer Mensch. Mit sich selbst nicht im Reinen, versucht sie sich mit ihren Ermittlungen abzulenken. Als Chefin der Putzkolonne gibt sie trotzdem alles für ihre Mitarbeiterinnen, hat immer Zeit für Mitleid und Ideen, wie sie anderen helfen kann. Dabei ist sie rotzfrech, oft wagemutig und schreckt selbst vor einem Auftritt als Stripperin nicht zurück, wenn es denn den Ermittlungen dient. Von ihr wird man sicher noch hören in Bochum …


Aufmachung des Buches
Das handliche Taschenbuch ist wie alle Krimis aus dem Grafit-Verlag bis auf einen etwa ein Drittel der Vorderseite einnehmenden Streifen schwarz gehalten. Der Streifen zeigt den Kopf einer jungen Frau mit dunklen Haaren und schwarzer Wollmütze, der über eine Mauer schaut. Daneben befindet sich auf der Mauer eine hellgrüne Birne. Dieses Bild soll zwar vermutlich Lila Ziegler darstellen, hat aber ansonsten mit dem Inhalt des Buches nichts zu tun. Trotzdem gefällt mir diese Aufmachung, wirkt sie doch ein bisschen geheimnisvoll und macht Lust auf das Buch. Die insgesamt 45 Kapitel sind alle recht kurz und schlicht nummeriert.


Fazit
Ein flotter Ruhrgebietskrimi mit spannendem Fall, überaus sympathischer Hauptdarstellerin und tollen Figuren. Ein besonderes Highlight natürlich für Bochum-Kenner, aber auch für alle anderen gute Unterhaltung, spritzig und frech geschrieben, dabei nicht albern oder abgedreht.


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Der 13. Brief

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo