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Liebe in einer Zeit voller Schatten

Verstörende Träume quälen Alba Nacht um Nacht. Sie scheinen mit ihrer Kindheit verbunden zu sein, an die sie sich jedoch kaum erinnern kann. Als ihr Großvater ermordet wird, werden die Alpträume Wirklichkeit, und plötzlich steht die junge Frau im Zentrum eines gefährlichen Kampfes zwischen den Nachtwesen Hamburgs. Allein der geheimnisvolle Finn steht ihr zur Seite. Doch kann Alba ihm wirklich vertrauen?

 

Nachtseelen 

Autor: Olga A. Krouk
Verlag: Heyne
Erschienen: 08.06.2010
ISBN: 978-3-453-52599-3
Seitenzahl: 528 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Alba wird immer wieder von Alpträumen geplagt, die sie regelrecht um den Schlaf bringen. Als sie eine seltsame Nachricht per Post erhält, beginnt sie Nachforschungen anzustellen und landet schließlich bei ihrem Großvater Hermann Herzhoff – der laut ihrer Mutter schon seit Jahren tot sein soll. Doch Tote schreiben in der Regel keine Briefe und so macht Alba sich auf dem Weg zu ihm, was ihr Leben für immer von Grund auf ändern soll. In der Wohnung Herzhoffs findet sie ihn übel zugerichtet und mehr als eindeutig tot auf. Kurz darauf wird sie selbst angegriffen und schafft es nur knapp, sich in Sicherheit zu bringen. Doch damit beginnt das Abenteuer erst und Alba schlittert immer tiefer in die Welt von Hamburgs Nachtwesen, den Nachzehrern und Metamorphen, hinein. Finn scheint der einzige Lichtblick in dieser Welt des Dunkels, doch dann zeigt sich dieser von einer ganz anderen Seite und Alba weiß nicht, ob sie ihm nun noch vertrauen kann …

Wo es in dem ersten Band, „Schattenseelen“, mehr um die Nachzehrer ging, liegt das Hauptaugenmerk von „Nachtseelen“ auf den Metamorphen, sodass der Leser nun einen deutlich intensiveren Einblick in deren Leben erhält. Neben reichlich Spannung und einem Hauch Horror darf sich der Leser zudem auf eine kleine Liebesgeschichte freuen.


Stil und Sprache
„Sie wurde in die Dunkelheit gestoßen, polterte die Stufen hinunter und schlug hart auf dem Boden auf.“ (Seite 7) – so beginnt diese Geschichte und zieht den Leser gleich mitten hinein in die düstere Welt der Nachtwesen Hamburgs. Wo der erste Band noch ironisch anfing, wartet „Nachtseelen“ mit einem äußerst düsteren und bedrückenden Prolog auf. Olga A. Krouk vermittelt die grausame Situation zu Beginn des Buches sehr lebhaft, die Starre und Apathie des Mädchens, ihr verzweifelter Versuch, die Erlebnisse nicht real werden zu lassen - diese Szene geht unter die Haut.
Die anfänglich aufgebaute, extreme Spannung flacht zwar zunächst wieder ein wenig ab, doch spannend bleibt es durchgehend: unvorhergesehene Wendungen, temporeiche Szenen, Cliffhanger am Kapitelende – all das sorgt dafür, dass der Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag.

Mit ihrer flüssig zu lesenden, bildreichen, direkten und bisweilen auch humorvollen Sprache bringt die Autorin dem Leser das Geschehen nahe, vermittelt Grausamkeiten, aber auch Zärtlichkeit, lässt Emotionen wie Angst und Verzweiflung, aber auch Erleichterung und Liebe überspringen. Olga A. Krouk schreibt atmosphärisch – ob gruselig und abstoßend, ob ruhig und vertraut, ob temporeich und spannend – all dies vermittelt sie anhand der mit Bedacht gewählten Worte. „Aus dem Zwielicht der Frühstunde schälte sich der neue Tag, der wolkenverhangen und morgenmuffelig durch das Fenster lugte.“ (Seite 144).
Durch Perspektivwechsel - die es teilweise sogar erlauben, ein und dieselbe Szene aus Sicht verschiedener Figuren zu erleben - erfährt der Leser, was in den einzelnen Figuren vorgeht und was an verschiedenen Schauplätzen geschieht. Trotz der gewählten 3. Person ist der Leser den einzelnen Figuren sehr nahe, was sicherlich an dem tiefen emotionalen Einblick liegt, den Olga A. Krouk gewährt.


Figuren
Die Figuren sind allesamt detailliert und liebevoll ausgearbeitet – ob es nun Haupt- oder Nebenfiguren sind. Besonders gelungen ist, dass nicht nur keine der Figuren einfach Schwarz oder Weiß ist, sondern viele der auftretenden Figuren den Leser zu überraschen wissen - und dieser damit nicht selten dazu angehalten ist, seine Meinung über den einen oder anderen Charakter zu revidieren. Selbst die brutale, berechnende Linnea schafft es, dass man Mitleid für sie empfindet und eine gute Seite an ihr entdeckt. Doch auf alle interessanten Figuren, die sicherlich eine Erwähnung wert wären, einzugehen, würde den Rahmen der Rezension leider sprengen, sodass ich mich auf folgende drei beschränke:
Alba, die Protagonistin, leidet unter fürchterlichen Alpträumen und ist zunächst völlig leidenschaftslos, wirkt sogar gefühlskalt – außer sie rast mit 220 km/h in ihrer Corvette über die Straßen. Dass mehr hinter ihrem verschlossenen Charakter steckt, ist direkt klar und so ist es besonders interessant, Alba und ihre stetige Entwicklung in diesem Roman mit zu verfolgen. Ihr Lebensgefährte Georg ist von Anfang an ein schwieriger Charakter, der schwer einzuschätzen ist. Irgendwie ist er nett und doch oft unsympathisch. Insbesondere, dass er nicht 100%ig zu Alba und ihren Fehlern steht, gibt Abzüge auf der Beliebtheitsskala.
Finn hingegen schließt der Leser schnell ins Herz – und das trotz seiner offensichtlichen Macken; er hat das Herz einfach auf dem rechten Fleck. Am meisten hat er wohl darunter zu leiden, dass er ein Metamorph mit einem Rotmilan als Seelentier ist – und das, wo er eine entsetzliche Vogelphobie hat.


Aufmachung des Buches
Auch dieses Cover vermittelt sogleich die düstere Atmosphäre der Geschichte und passt zudem gut zum vorangegangenen Band. Optisch gefällt mir diese Aufmachung zudem besser, als die von „Schattenseelen“, was womöglich an der gewählten Farbgebung liegt.

Der Verlag hat sich wiederum für eine recht große, augenfreundliche Schriftart entschieden, wodurch sich das Buch zügig lesen lässt, gleichzeitig aber auch mehr Umfang vorgetäuscht wird, als der Leser letztendlich bekommt.


Fazit
Eine gelungene Fortsetzung von „Schattenseelen“ – spannend und atmosphärisch geschrieben, liebevoll ausgearbeitete Figuren, die zu überraschen wissen, und ein Ende, das Lust auf die Fortsetzung macht.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Schattenseelen

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