Eigentlich wollte Jimmy Perez mit seiner Verlobten Fran nach Fair Isle, um sie seinen Eltern vorzustellen. Doch kurz nach ihrer Ankunft geschieht ein Mord. Die Vogelschutzwartin wird ermordet. Angela war sehr schön und hatte viele Bewunderer. Einer davon muss ihr Mörder sein. Er ist garantiert noch auf der Insel, denn ein Sturm macht jede An- und Abreise unmöglich. Widerwillig muss Jimmy Perez auf eigene Faust ermitteln. Eile ist angesagt, denn schon bald gibt es eine zweite Tote …
Autor: Ann Cleeves |
Die Grundidee der Handlung
Jimmy Perez will seine Verlobte Fran seinen Eltern vorstellen und reist zu diesem Zweck zurück nach Fair Isle, einer kleinen, abgelegenen, felsigen Insel. Perez‘ Eltern organisieren für die beiden eine Verlobungsfeier in den Räumen der Vogelwarte von Fair Isle und nach einem rauschenden Fest wird am nächsten Morgen die Leiterin der Vogelwarte erstochen und mit Federn dekoriert tot aufgefunden. Da aufgrund eines Sturms eine An- oder Abreise von der Insel unmöglich ist, ist Jimmy Perez völlig auf sich gestellt bei den Ermittlungen und Zeugenbefragungen. Mehr schlecht als recht versucht er, alles im Griff zu behalten, als eine zweite Person ermordet wird, vermutlich, weil sie den Mörder kannte. Da der Kreis der Verdächtigen auf der kleinen Insel sehr übersichtlich ist, hat Perez auch Angst um Fran, die aus Langeweile selbst herumschnüffelt und ihre eigenen Schlüsse zieht …
Stil und Sprache
Ann Cleeves legt mit diesem Roman den Abschluss ihres Jahreszeiten-Zyklus vor, den sie um Jimmy Perez und die Shetland-Inseln als wild-romantischen Schauplatz gesponnen hat. Mit der Rückkehr auf seine Heimatinsel hat Perez hier eine besondere Herausforderung vor sich und gerät dann auch noch in die klassische Close-Up-Situation, wie man sie etwa von Agatha Christie kennt. Das sollte eigentlich ausreichen, um einen formidablen Abschluss einer großartigen Serie hinzubekommen. Leider fehlt Ann Cleeves aber dieses Mal das gewisse Etwas, das sonst ihre Romane zu etwas Besonderem macht. Die ganz eigene Inselatmosphäre der wilden Shetlands verliert sich ein bisschen in den wirren Gedankengängen von Jimmy Perez, trotz der gut ausgedachten Ausgangssituation fehlt lange die Spannung und am Ende geht die Auflösung im allgemeinen Wirbel etwas unter. Das macht diesen Krimi noch lange nicht schlecht, aber nachdem ich nun sehr lange auf ihn gewartet habe, hat er mich letztendlich etwas enttäuscht, auch weil Chancen vertan wurden, der Handlung etwas mehr Drive zu geben. So kommt etwa Perez im Laufe der Ermittlungen dahinter, dass sein eigener Vater möglicherweise mit der Ermordeten zu tun hatte. Dieser Handlungsfaden wird dann zwar kurz verfolgt, reißt aber relativ ergebnislos wieder ab und wird nie wirklich zu Ende erzählt.
Sprachlich ist Ann Cleeves gut wie immer, schildert Menschen und Landschaften sehr detailliert und plastisch, hat auch einen interessanten Fall aufgebaut, aber trotzdem fehlt mir da der letzte Kick für die Fünf-Sterne-Wertung. Erst ganz am Ende, als eigentlich schon alles vorbei ist, blitzt dann noch einmal etwas von der typischen Ann-Cleeves-Brillanz durch und lässt einen als Leser wünschen, dass es doch noch einen fünften Band geben möge.
Figuren
Jimmy Perez ist wie immer: eher in sich gekehrt, aber unglaublich neugierig, was einerseits der Grund für seine Berufswahl war, andererseits ihn oft abdriften lässt vom eigentlichen Fall, einfach weil er die falschen Fragen stellt. In diesem speziellen Fall muss er außerdem die Rückkehr zu seinen Eltern verarbeiten und ihnen seine Verlobte vorstellen. Das und einiges mehr setzt ihn sehr unter Druck, so dass er im Verlauf der Ermittlungen Fehler macht, Dinge übersieht und am Ende eine Entscheidung treffen muss. Als Leser leidet man bis zu einem gewissen Grad mit ihm, auch wenn man ihn nicht immer versteht.
Fran bekommt im Gegensatz zu ihrer Nebenrolle in „Im kalten Licht des Frühlings“ wieder mehr Raum, wird immer sympathischer und lebendiger für den Leser. Dabei hat auch sie ihre Probleme, will sie doch bei ihren zukünftigen Schwiegereltern nichts falsch machen und überall einen guten Eindruck hinterlassen.
Perez‘ Eltern bleiben allerdings eher auf Distanz zum Leser, sie sind, wie alle anderen Figuren auch, Nebenakteure in diesem Inselszenario. Trotzdem sind sie alle in sich rund und gut ausgedacht, so dass diesbezüglich keine Wünsche beim Leser offen bleiben.
Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch mit Lesebändchen zeigt auf dem Schutzumschlag eine nächtliche Küstenszene mit Leuchtturm in Hochglanz, im unteren Bereich sieht man auf mattem, braunem Grund eine weiße Feder, die mit Blut besprenkelt ist. Im gleichen Stil gehalten wie der Vorgänger, passt die Gestaltung perfekt zum Inhalt. Zur besseren Orientierung für den Leser gibt es vorn im Buch eine Karte der Shetland-Inseln, ein Detail, das ich in den ersten Teilen des Quartetts vermisst habe.
Fazit
Meinen (zugegebenermaßen sehr hohen) Erwartungen konnte „Sturmwarnung“ nicht ganz gerecht werden, dennoch liegt das Buch deutlich über dem Durchschnitt und ist ein Lesevergnügen für alle, die Krimis mit Atmosphäre und besonderen Schauplätzen mögen.
Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die Nacht der Raben
Band 2: Der längste Tag
Band 3: Im kalten Licht des Frühlings