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Die Familien-Saga um ein Leben zwischen zwei Welten zur Zeit der Pioniere des amerikanischen Westens erreicht ihren Höhepunkt im vorliegenden Abschlussband „Legende“.

Einst einsamer Trapper in den Wäldern der Rocky Mountains, der sich in eine indianische Squaw verliebt und fortan stets bemüht sein wird, beim Aufeinanderprallen beider Kulturen nach den Prämissen des gegenseitigen Verständnisses und des Respekts gegenüber der Natur zu vermitteln, ist für Buddy Longway die Zeit gekommen, Bilanz zu ziehen! Bilanz in Anbetracht einer Welt, an der neben Glück und wahrer Größe immer wieder Grausamkeit und Niedertracht ihren Anteil einfordern …

„Mit diesem Band fällt der letzte Vorhang der Saga um Buddy Longway, die ich von vornherein auf 20 Alben hin konzipiert habe. Diese Charaktere nun scheiden zu sehen, nach all der Zeit, die sie uns so „lebendig“ und eigenwillig begleitet haben, wird keinen Leser unberührt zurücklassen…“ - Derib

 

Buddy_Longway_20 

Autor: Derib
Illustration: Derib
Verlag: Finix Comics
Erschienen: 06/2010
ISBN: 978-3-941236-28-8
Seitenzahl: 64 Seiten
Altersgruppe: ab 12 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Chinook und Buddy beschließen, wieder nach Norden zu reisen, um sich dort niederzulassen. Auf ihrer Reise treffen sie auf den Trapper Slim und seinen Schützling Dennis. Nach kurzer Rast geht es weiter gen Norden, doch Dennis holt sie schnell ein, um ihre Hilfe zu erbitten – Slim ist verschollen … Der Indianer Wildes Pferd, immer noch zerfressen vom Hass auf Buddy und Chinook, ist ihnen auf den Fersen, denn er fordert Rache für den Raub seiner Ehre …

Mit diesem letzten Band endet die Serie „Buddy Longway“ endgültig, die Derib vor fast 40 Jahren begann. Der Autor und Zeichner, der sich in seinen Comics immer wieder für das Verständnis der Kulturen zwischen Weißen und Indianern, der indianischen Kultur und die Aufarbeitung von Amerikas Vergangenheit eingesetzt hat, schließt die Serie und damit eines seiner Lebenswerke ab.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Der Illustrator Derib kommt mit diesem Band zum Ende dessen, was 1972 begann – da wurden die ersten Abenteuer von Buddy Longway im Ausland veröffentlicht. Seinen Einzug nach Deutschland fand die Serie 1976 über die Zeitschrift YPS, 1981 kam das erste Album „Chinook“ in den Handel. Derib gilt als Altmeister des Genres und hat „Buddy Longway“ mit eigenem Stil geprägt. Fans werden ihn lieben, Freunde moderner Comiczeichnungen werden sich aber vermutlich schwer mit ihm tun, denn sein Zeichenstil entspricht tatsächlich dem der Ursprungsarbeiten, sprich den 70er Jahren. So sind seine Arbeiten zwar realitätsnah und recht detailliert, allerdings haben sie einen stark skizzierten Charakter. In vielen Bildteilen scheinen noch die Konturen und Schraffierungen der Originalskizzen durch, trotz des Detailreichtums sind sie eher grob und verzichten auf die Feinheiten moderner Comicliteratur – ein Comicstil vom alten Schlag, der seinen Wurzeln treu geblieben ist. Derib versteht es, seinen Bildern mit möglichst wenig Strichen und Konturen Leben einzuhauchen. Erinnerungen zeichnet er besonders grob, färbt die Rohskizzen nur einfarbig und stuft die Farbintensität mit recht harten Übergängen ab. In anderen Grafiken trifft die Kolorierung nicht immer 100% exakt die Konturen, es kann hier schon mal zu Übertritten kommen, die aber nicht dramatisch sind.
Figuren – ob nun in eine Umgebung eingebettet oder portraitiert –, Landschaften und Gebäude haben ein raues, oft einfaches, aber nicht plumpes Äußeres. Erst bei Ausschnitten der Augenpartie wird der Zeichner ziemlich genau und geht auch auf feinste Einzelheiten der Gesichter ein. Wer hochfeine Comickunst erwartet, sollte die Finger von „Buddy Longway“ lassen, wer jedoch klassische Zeichnungen gepaart mit der Wild-West-Story mag, für den könnte die Reihe das Richtige sein. Besonders für diejenigen, die Buddy seit Ende der 70er oder Anfang der 80er Jahre begleiten, dürfte der 20. Band eine Reise in die Vergangenheit sein.

Die Geschichte schließt mit einem Epilog ab, der noch gröber erstellt ist (tatsächlich handelt es sich hier um die kolorierten Rohskizzen) als der übrige Comic und bei dem noch klar die Bleistiftspuren und Radierungen zu erkennen sind. Trotzdem hat Derib jederzeit ausreichend Details herausgestellt, so dass die atmosphärischen Illustrationen einen eigenen Charakter haben. Auch die Kolorierung setzt einfachere Maßstäbe, wobei aber die matten Aquarellfarben natürlicher und harmonischer wirken als in der vorherigen Hauptstory.

Die Farbwahl ist matt und pastellartig, knallig-satte Töne wird man hier nicht finden. Dies wird noch durch die starkmatte, aber spiegelungsfreie Papierwahl unterstützt. Nicht wenige Bilder sind sogar monochrom gehalten und mit einem bräunlichen Sepia-, einem Gelb- oder Orangeton versehen worden. Die Anordnung der Panels ist flexibel, mal sind sie im breiten Panoramaformat und klassisch neben- oder untereinander gegliedert, mal überlappen kleinere Bilder die größeren. Die unterschiedlichen Handlungsstränge sind durch breitere Stege zwischen den Panels abgegrenzt und damit klar erkennbar, aber auch aus der Situation heraus nachzuvollziehen. Immer wieder verweisen mit Sternchen gekennzeichnete Textstellen auf ältere Geschichten der Reihe und ermöglichen dem Kenner und Sammler, hier gezielt nachzuschlagen.


Aufmachung des Comics
Finix Comics feiert den Abschluss der Serie mit einer umfassenden Ausstattung, die Erstauflage macht zunächst 1.500 Exemplare aus. Das im A4 großen und mit festem Umschlägen eingebundene Werk ist astrein verarbeitet. Die Vorsatzpapiere zeigen vorne wie hinten eine relativ feine und aufwendig inszenierte Rohskizze, in der Buddy und seine Squaw Chinook von einem Hügel aus über eine waldige Gebirgssee-Landschaft blicken. Nach der Beendigung des Epilogs gibt es auf drei Seiten eine Biografie des Autors, in deren Rahmen auch seine Comicreihen „Buddy Longway“, „Der Weg des Schamanen“ und „Red Road“ ausführlich besprochen und vorgestellt werden. Als kleine Aufheiterung folgt ein einseitiger Kurzcomic mit der jugendlichen Kathleen (Tochter von Buddy und Chinook), woran sich wiederum ein fünfseitiges Interview mit Derib anschließt. Fans der Serie kommen bei diesen Anhängen voll auf ihre Kosten.

Einen guten Einblick in den Zeichenstil, der den Leser im Inneren erwartet, gibt das Cover. Unentschlossene sollten ihm Aufmerksamkeit widmen, um für sich festzustellen, ob Deribs Stil einem zusagt. Die Gestaltung der Grafik zeigt Kathleen, die vor einer Quelle in den Bergen steht, in den Himmel gezeichnet erkennt man Buddy und Chinook auf ihren Pferden. Der Serien- und Untertitel wurde, um die Aufmachung nicht zu stören, an den oberen Rand gesetzt.


Fazit
„Legende“ ist ein würdiger Abschluss dieser seit 1976 in Deutschland laufenden Serie um den Trapper und seine indianische Frau in den Rocky Mountains. Besonders für Fans und Sammler dürfte dieser Band interessant sein, die 19 vorangegangen Alben sind größtenteils nur noch antiquarisch erhältlich. Nach heutigen Maßstäben etwas gewöhnungsbedürftig ist der Zeichenstil von Derib, der an seinen Wurzeln festgehalten und sich praktisch nicht geändert hat – Kenner werden dies schätzen.


3 Sterne


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