Spanien 1937
Im Bürgerkrieg stehen sich spanische Nationalisten und Republikaner in erbittertem Kampf gegenüber. Auf der Seite der Republikaner kämpfen zahlreiche Freiwillige aus ganz Europa: junge idealistische Männer und Frauen, die gegen den Faschismus die Waffe in die Hand nehmen.
Quintos beschreibt eine solche Gruppe: sechs unterschiedliche Nationalitäten, sieben unterschiedliche Persönlichkeiten. Sie sind kaum ausgebildet, auf dem Weg zu einer Mission, von der sie nur Bruchstücke kennen, und jedes Mitglied der Gruppe hat andere Motive, die sie oder ihn an diesen unbekannten Ort brachten.
Als die Gruppe unter Beschuss gerät und ihr Anführer getötet wird, müssen sie sich allen durchschlagen: Doch wer führt die Gruppe, gibt es Verräter, welche Interessen verfolgen die Anderen? Andreas präsentiert in dieser Graphic Novel in ausdrucksvollen Bildern, wie das zwanzigste Jahrhundert seine Unschuld verliert und wie sich Menschen in extremen Situationen verhalten: wie sie leiden, wie sie hoffen, wie sie sterben.
Autor: Andreas Martens |
Die Grundidee der Handlung
Dem Klappentext habe ich nichts hinzu zu fügen. Er beschreibt sehr umfassend, um was es in diesem Comic geht. Um Krieg, um menschliche Ideale, um den Tod und die Hoffnung. Die gesamte Grundstimmung ist sehr nachdenklich, der Unterhaltungswert sehr niedrig. Es geschieht eigentlich nichts, was irgendwie interessant oder unterhaltsam wäre. Die Zwischentöne sind es, die dieses Werk ausmachen. Die Werte und Ideale, die uns Menschen antreiben, sind das zentrale Element. Jeder hat eigene und auch in der Gruppe, die der Leser begleitet, ist dies so. Jeder/Jede von ihnen hat seine/ihre ganz eigene Motivation, eigene Ziele, eigene Wünsche, eigene Hoffnungen und eigene Vorstellungen.
Diese Idee ist recht gut umgesetzt. Für ein Comic ist es ausgesprochen anspruchsvoll. Lässt man dies ausser acht, so bleibt eine recht oberflächliche Charakterzeichnung übrig. Das Medium "Comic" scheint mir für einen so anspruchsvollen Stoff nicht so recht geeignet zu sein, insbesondere wenn das Endprodukt gewissen Auflagen, was die Gesamtseitenzahl betrifft, unterliegt. Dennoch ist "Quintos" ein aussergewöhnliches Werk, gerade weil Andreas den Mut besitzt, ein solches Comic zu zeichnen bzw. zu schreiben.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Der Zeichenstil von Andreas ist sehr ausdrucksstark. Er legt viel Wert auf die Mimik und die Darstellung der Figuren. Sehr schlicht fallen hingegen die Hintergründe aus. Karge Landschafen, Wälder mit Bäumen, die mehr an Strommasten denn an Bäume erinnern und ab und an ein Dörfchen in der Ferne. Diese Dörfer im Besonderen, aber auch die restlichen Hintergründe, sind sehr feingliedrig gezeichnet. Feine, filigrane Striche, die sehr exakt sitzen. Auch bei den Figuren kann man dies beobachten. Mit sehr wenigen, genauen Strichen sind die Figuren zu Papier gebracht. Auf Schraffuren und kleine Details verzichtet er restlos. Andreas zeichnet im franko-belgischen Stil, ohne den bekanntesten Zeichnern allzu sehr zu ähneln. Er hebt sich deutlich von Hergé und Tillieux ab und beschreitet eigene Wege.
Einen großen Beitrag hierzu leisten auch Isa Cochet, die für die wundervolle Kolorierung im aquarell Stil verantwortlich ist. In sehr schönen Pastell-Farbtönen bringt sie mit leicht körnigen Farbverläufen ein sehr schönes Kolorit zu Papier. Sie erweckt die wenigen Striche, die Andreas zu Papier bringt, erst richtig zu Leben.
Beim Schriftsatz wird die gängige Schriftart verwendet. Sämtlicher Text ist ausschließliche in Grossbuchstaben abgedruckt. Sie ist gut und deutlich lesbar, denn die Abstände von Buchstabe zu Buchstabe sind nicht zu eng gewählt.
Aufmachung des Comics
Quintos ist das zweite Comic aus der Reihe "Edition Solitaire". Die Edition Solitaire Comics sind stabil gebunden und aufwendig auf besonders hochwertigem Papier gedruckt. Das verwendete Papier ist aussergewöhnlich dick und vollkommen matt. Der Druck ist sehr randscharf, die Farben stehen sauber und unverfälscht auf dem Papier. Feine Details, wie zum Beispiel die Kolorierung im aquarellen Stil, gehen durch diesen aufwendigen Druck nicht verloren, sondern kommen sehr gut zur Geltung. Durch das matte Papier ist man beim Betrachten nicht durch Reflexion der Papieroberfläche beeinträchtigt. Die Verarbeitung und Ausstattung des Bandes, kann voll und ganz überzeugen - es bleiben keine Wünsche offen. Das Covermotiv ist partiell mit Spotlack veredelt, das heisst, dass sämtliche Figuren, sowie der Schriftzug "Quintos", mit einem hochglänzenden Lack überzogen sind, während der weisse Karton des Umschlags, und die Landschaft im Hintergrund, völlig matt sind.
Die Erstauflage dieses Comics ist beschränkt auf 1500 Exemplare. Weiterhin gibt es einige Bonusseiten. Dort erfährt man mehr über den Werdegang von Andreas Martens und Isa Cochet. Auch einige Skizzen und alternative Kolorierungen sind hier zu sehen.
Fazit
Wer einfach nur unterhalten werden möchte, ist hier völlig falsch. Auch mich hat es auf dem falschen Fuss getroffen. So nachdenkliche Themen kann ich nicht immer lesen, ich muss in der Stimmung dazu sein. Wenn ich es irgendwann mal wieder lese, ist es vielleicht ein passenderer Moment. Ein Comic, das zum Nachdenken anregen möchte.
Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Finix Comic Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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