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Der Kleinkriminelle Stanislaus Kummeder geht an einem Oktobersonntag frühmorgens mit einem Bierfass auf den Riederstein. Dort auf dem Gipfel, hoch über dem Tegernsee, wird ihm aus heiterem Himmel der Kopf weggeschossen. Was der Mann, der nie auf Berge ging, auf dem Riederstein zu schaffen hatte, wozu er ein Bierfass auf den Gipfel schleppte und weshalb ihn jemand mit einem Präzisionsgewehr aus 500 Meter Entfernung erschoss, das können nur zwei Menschen beantworten: Der ewig frierende Kommissar Wallner und sein bayerisch-anarchistischer Kollege Polizeiobermeister Kreuthner. Bei ihren Ermittlungen stoßen die beiden auf das geheimnisvolle Verschwinden einer jungen Frau, auf 200.000 Euro im Kofferraum eines dubiosen Anwalts, einen prügelnden Wirt mit abnormen Körperkräften und eine Neumondnacht vor zwei Jahren, in der die Geschehnisse durch eine Partie Schafkopf ihren tragischen Anfang nahmen …

 

Schafkopf  Autor: Andreas Föhr
Verlag: Knaur
Erschienen: 09/2010
ISBN: 978-3426663981
Seitenzahl: 448 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Polizeiobermeister Kreuthner klettert entgegen jeder sonstigen Gewohnheit früh morgens auf den Riederstein, weil er gewettet hat, dass er demnächst das Polizeisportabzeichen schaffen wird. Während er noch nach Atem ringt, wird neben ihm der Kleinganove Stanislaus Kummeder offenbar von einem Profi erschossen. Im Laufe der Ermittlungen stellt man fest, dass es Zusammenhänge mit dem Fall einer verschwundenen Frau zwei Jahre zuvor gibt. Ein Rechtsanwalt, der Angaben zur Aufklärung machen will, wird ebenfalls erschossen. Und so muss Kommissar Wallner jetzt zwei Morde aufklären und außerdem eine vermisste Frau finden. Dabei mischt Streifenpolizist Kreuthner fleißig, wenn auch von Wallner nicht gewollt, mit. Seine mitunter etwas eigenwilligen Methoden und seine Fähigkeit, im passenden Moment wegschauen zu können, machen das Ganze nicht unbedingt leichter und führen irgendwann in völliges Chaos …


Stil und Sprache
Hier prallen Ereignisse aufeinander, die so überhaupt nicht zusammenpassen wollen. Eine vermisste Frau im Jahre 2007 und ein toter Kleingauner in 2009, jede Menge Verdächtige, die zwar schuldig an vielen anderen Dingen sind, aber Alibis für den Mordzeitpunkt haben. Andreas Föhr gelingt es auch in seinem zweiten Roman wieder hervorragend, mit Rückblenden ins Jahr 2007 und verschiedenen Erzählstandpunkten ein komplexes Netz aus unzähligen, scheinbar zufälligen Ereignissen zu weben, die aber doch alle irgendwie zusammenhängen und sich teilweise gegenseitig erst auslösen. Was er hier an schrägen Figuren und Ideen auffährt, das ist wirklich lesenswert! Dabei rutscht er nie ins Alberne oder Lächerliche ab, sondern schildert mit staubtrockenem Humor den alltäglichen Wahnsinn. Was schiefgehen kann, geht auch schief, Polizeiobermeister Kreuthner tritt in wirklich jedes Fettnäpfchen, das herumsteht und trotzdem kommt die ganze Mannschaft am Ende irgendwie aus der Nummer wieder heraus.

Andreas Föhr geht dabei eher sparsam mit wörtlicher Rede um, was zunächst etwas gewöhnungsbedürftig ist, aber verhindert, dass sich dieser Krimi unnötig aufbläht. Seine indirekte Rede strafft die Handlung sehr und ist außerdem geeignet, den einen oder anderen Schmunzler beim Leser hervorzurufen. Spannend ist „Schafkopf“ außerdem und ganz am Ende gibt es dann noch den völlig unerwarteten Paukenschlag, so dass hier eine ausgesprochen gelungene Fortsetzung daherkommt.


Figuren
Clemens Wallner ist Polizist durch und durch, er spioniert sogar seinem Großvater hinterher, wenn dieser heimlich verschwinden will. Trotzdem bekommt er in diesem Roman eine Art Privatleben in Gestalt von Vera Kampleitner, mit der er unter den wachsamen Augen seines Großvaters zarte Bande knüpft. Er ist außerdem mit einem trockenen Humor und dem dazu passenden losen Mundwerk gesegnet, was ihm das Leben nicht immer leichter macht. Ein Mann aus dem wahren Leben, gefangen zwischen Vorschriften und tatsächlicher Notwendigkeit, und doch kann er manchmal über seinen Schatten springen und ein Auge zudrücken, wenn etwas nicht hundertprozentig korrekt gelaufen ist.
Auch sein Kollege Leonhard Kreuthner hat so seine Macken, unter anderem die äußerst hilfreiche Fähigkeit, sein Privatleben strikt vom Dienst trennen zu können. So kommt es, dass er zum Beispiel kein Problem damit hat, beim Kartenspiel mit zwielichtigen Gestalten an einem Tisch zu sitzen. Überhaupt kennt er jeden in der Gegend und ist irgendwie immer mit dabei, wenn es Schwierigkeiten gibt. Mit seinen leicht anarchistischen Methoden laviert er sich aber immer wieder aus dem Schussfeld, so dass er am Ende mit weißer Weste dasteht. Das macht ihn auf den ersten Blick nicht gerade sympathisch, aber trotzdem muss man ihn einfach liebhaben, so schräg und witzig ist dieser Typ. Er gibt dem Krimi die ganz spezielle Würze und macht etwas Besonderes daraus.

Auch sonst tummeln sich bei „Schafkopf“ eine Menge kauziger Gestalten, alle wunderbar ausgedacht und doch so echt. Die geprügelte Frau des Gastwirts wird genauso wahrhaftig dargestellt wie der Schrotthändler, der mehr als nur ein bisschen Dreck am Stecken hat. Ich freue mich jetzt schon auf eine Fortsetzung mit noch mehr von diesen Menschen …


Aufmachung des Buches
Das großformatige Taschenbuch ist in Klappenbroschur ausgeführt und zeigt auf dem Cover eine Art Herz mit einem Kreuz darüber, aus dem Tropfen quellen. Es scheint sich um eine traditionelle Malerei auf Holz zu handeln. Angeglichen an das Cover des ersten Falls für Kommissar Wallner ist es augenfällig und besonders und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Innen sind die einzelnen Kapitel nummeriert und, soweit es sich um Rückblenden handelt, mit dem Datum der Handlung überschrieben.


Fazit
Eine würdige Fortsetzung für Wallner und Kreuthner, raffiniert ausgedacht und auf hohem Niveau erzählt. Dazu ist „Schafkopf“ spannend von Anfang bis Ende und mit einem unwiderstehlichen Humor gesegnet. Davon will man einfach immer mehr!


5 Sterne 


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Der Prinzessinnenmörder

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