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Dornröschen, Peter Pan, die sieben Zwerge –  jeder kennt die berühmten Märchenfiguren. Durch ihre Geschichten lernt man fürs Leben. Doch die meisten stehen auch für diverse psychische Auffälligkeiten. So leidet Aschenputtel offensichtlich an Depressionen, Rumpelstilzchen frönt einer unübersehbaren Spielsucht und Tigger aus Pu, der Bär ist ein Paradebeispiel für Hyperaktivität. Anhand genauer Fallstudien zeigt Laura James, wodurch solche Defekte entstehen, aber auch, wie man sie diagnostiziert und behandelt.

 

  Autor: Laura James
Verlag: Ullstein
Erschienen: 08/2008
ISBN: 978-3-548-36976-1
Seitenzahl: 254 Seiten 


Stil und Sprache
Psychologie ist ein extrem kompliziertes, schwieriges Thema – da ist es erstaunlich, wie Laura James es in diesem Buch vermag, das Thema für Laien zugänglich, erfahrbar, teilweise sogar unterhaltsam zu schildern, ohne jedoch wirklich unsachlich zu werden oder den Ernst einer psychologischen Störung außer Acht zu lassen. Auf nüchterne Weise beschreibt sie in ihren fiktiven Fallstudien das Auftreten und Verhalten, sowie die Ernährung und den familiären Hintergrund des Patienten, sei es nun Käpt'n Hook, der Zauberer von Oz oder Willy Wonka, gibt daraufhin eine Prognose und einen Behandlungsvorschlag ab. Diese Texte sind nicht gespickt mit Fachbegriffen, sondern erklären ganz normal, anhand der Vorgaben aus Filmen oder Büchern, die Symptome, an denen man die Störungen der Figur erkennt. So braucht man weder einen Duden noch ein Fremdwörterlexikon, um James' Texte zu verstehen, und da die Autorin auch Journalistin ist, weiß sie natürlich, wie sie Artikel angenehm lesbar gestalten kann – nie zu flapsig oder bemüht komisch, dann nämlich könnte man das Buch nicht mehr ernst nehmen, es würde seinen Sinn verlieren, sondern ist völlig eloquent, aber genauso kurzweilig.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Die Idee, psychologische Probleme für eine breite Masse verständlich zu machen, indem man sie an den Helden unserer Kindheit erklärt, ist eine gewagte, aber eine sehr gute. Den meisten Menschen sind Peter Pan, Aschenputtel oder Pippi Langstrumpf wohl bekannt, sie kennen auch ihre Macken ganz genau, wenngleich sie sie niemals als Psychosen angesehen haben. Nach der Lektüre dieses Buches wird man so manche Kindheitserinnerung nochmal aufbereiten müssen, wird schmunzeln und grübeln. Denn das, was James da schreibt, klingt wirklich fundiert und plausibel, überdies sehr interessant. Psychologie ist auf einmal keine abstrakte Wissenschaft mehr, sondern etwas Nachvollziehbares – für Jung und Alt. Denn das Buch steht einer breiten Zielgruppe offen, man muss sich nicht mit Psychologie auskennen, benötigt keinerlei Vorwissen – lediglich ein paar der Kinderbücher und -filme sollte man kennen, sonst verliert das Buch seinen Reiz.
Nicht geeignet ist „Tigger auf der Couch“ für Menschen, die in die Materie tiefer eindringen wollen und wirklich verlässliches Fachwissen erwerben möchten. Denn Laura James ist keine Psychologin, erhebt auch gar keinen Anspruch auf die Richtigkeit ihrer Aussagen. Vieles, was sie schreibt, macht Sinn – aber bei einigen Diagnosen würden echte Therapeuten nur den Kopf schütteln. Dafür gibt es aber auch eine Menge weiterführender, seriöser Literatur und Adressen für Hilfesuchende, auf die verwiesen wird.


Aufmachung des Buches
Das ansprechende, nicht ganz ernst zu nehmende Cover des Taschenbuchs wurde von der englischen Originalausgabe übernommen und zeigt, dem Titel entsprechend, Tigger auf der Couch eines Psychiaters. Im Inneren finden sich einige Illustrationen, die sich aber leider ständig wiederholen und somit wenig Vielfalt bieten. Das Layout ist größtenteils gelungen, aber es gibt einige wenige Seiten, bei denen mit weißer Schrift auf hellgrauem Untergrund gearbeitet wurde, was schlecht lesbar ist.


Fazit
„Tigger auf der Couch“ verknüpft das Unterhaltsame mit dem Ernsten: Es erinnert uns an die Helden unserer Kindheit und erläutert an ihnen komplizierte psychische Probleme auf leicht verständliche Weise. Man merkt zwar stellenweise, dass die Autorin keine Expertin ist, aber trotzdem ist dieses Werk etwas Besonderes, denn es räumt auch mit bösen Vorurteilen, die man gegenüber Menschen mit mentalen Störungen hat, auf. Alles in allem eine wirklich schöne Lektüre, die man rasch lesen wird, die einen aber noch lange, nachdem man die letzte Seite umgeblättert hat, beschäftigen wird.


4 5 Sterne


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