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Zwölf Jugendliche. Eine einsame Insel. Drei Dinge, die sie mitnehmen dürfen. Und unzählige Kameras, die sie beobachten …

„Ich hätte weglaufen können. Noch heute spukt dieser Gedanke oft durch meinen Kopf. Ich hätte mich heimlich von der Gruppe entfernen können, genügend Gelegenheiten hatte es gegeben. Aber hätte das etwas geändert? Wäre das Projekt abgebrochen worden? Wäre vielleicht kein Blut geflossen? Es ist so sinnlos, sich diese Fragen zu stellen, mein Verstand weiß das. Aber die Fragen wissen es nicht. Sie kommen – ohne vorher anzuklopfen und sich zu erkundigen, ob es gerade passt.“

 

Isola 

Autor: Isabel Abedi
Verlag: Arena
Erschienen: 01/2010 
ISBN: 978-3401501987
Seitenzahl: 328 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Eine einsame Insel vor der brasilianischen Küste, 12 junge Menschen und massenhaft Kameras: Daraus soll eine Fernsehsendung werden, ähnlich wie bei „Big Brother“ sollen die Teenager ihr Leben selbst organisieren, dabei darf jeder von ihnen nur drei Dinge mitnehmen. Vera entscheidet sich für eine Kerze, ein Feuerzeug und ein Foto. Zusammen mit 11 anderen, bunt gemischten Bewerbern trifft sie auf „Isola“ ein, aber schon kurz nach der Ankunft verändert sich alles. Statt einen dreiwöchigen Ferienaufenthalt zu genießen, sollen die 12 Jugendlichen an einem „Mörderspiel“ teilnehmen. Einer von ihnen wird zum „Mörder“ bestimmt und tatsächlich verschwinden schon bald die ersten von ihnen. Vera findet sich in einer angstgeprägten Atmosphäre wieder, weiß nicht mehr, wem sie noch trauen kann und doch fühlt sie sich zu Solo hingezogen, einem Jungen, der noch rätselhafter ist als alles andere auf dieser Insel …


Stil und Sprache
Die Grundidee zu diesem Buch ist sicher nicht neu, da hat es schon einige mehr oder weniger bekannte Vorbilder gegeben, spannend bleibt sie trotzdem. Die Frage, wie Menschen sich verhalten, wenn sie ohne Kontakt zur Außenwelt mit ihnen unbekannten Leuten auf begrenztem Raum beobachtet werden, reizt nach wie vor sicher nicht nur mich. Und dass man auch etwas ganz Neuartiges daraus machen kann, zeigt Isabel Abedi mit ihrem Roman, der nicht nur für Jugendliche spannend und lesenswert ist. Sie versteht es einfach ganz hervorragend, ihre Leser zu fesseln, mit ihrem Hauptdarsteller quasi eins werden zu lassen. Dazu nutzt sie auch hier wieder überwiegend die Ich-Perspektive, aus der sie Vera ihre Geschichte erzählen lässt. Lediglich gelegentlich gibt es in kursiv gedruckten Abschnitten auch die Perspektive einer weiteren, lange unbekannten Person zu lesen. Dabei sorgt der Kontrast zwischen unheimlicher Inselatmosphäre, dem unterschwelligen Druck, unter dem alle stehen und den widersprüchlichen Gefühlen, die Vera für Solo hat und denen sie sich nicht entziehen kann, für eine sich immer stärker aufbauende Spannung, die sich erst ganz am Ende in einem großen Knalleffekt entlädt. Das ist gute Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite! Mein einziger Wermutstropfen ist dabei das etwas zu kurz geratene Ende, da fehlt es ein bisschen an Erklärungen und dem Zusammenfügen einiger loser Fäden.

Sprachlich agiert Isabel Abedi gewohnt routiniert, aber nicht langweilig; mit schönen Bildern gelingt es ihr, die einerseits zauberhafte, andererseits etwas gruselige Atmosphäre der Insel einzufangen und ihren Lesern nahe zu bringen. Flüssig und modern geschrieben, dabei nicht überdreht oder aufgesetzt, setzt sie ihre jugendlichen Darsteller in Szene und verleiht „Isola“ ein ganz besonderes Flair.


Figuren
Da Vera in Ich-Form erzählt, ist sie Dreh- und Angelpunkt der Handlung, der Leser ist ihr sehr nahe und hat teil an ihren Gedanken, Ängsten und Gefühlen. Vera ist siebzehn und wurde vor vielen Jahren adoptiert. Ihre leiblichen Eltern hat sie nie kennengelernt und sie leidet darunter, ihre wahre Familie nicht zu kennen. Sie ist eher zurückhaltend und schüchtern, nur im Tanz geht sie völlig auf. Sie hat ihre ganz speziellen Gründe, nach „Isola“ zu kommen, stellt aber schnell fest, dass sie ihr Ziel, über das ich hier natürlich nichts verraten kann, vielleicht gar nicht erreichen kann.
Auch die anderen Bewohner der Insel haben ihre Geheimnisse und wie Vera auch erfährt der Leser nur stückchenweise mehr über sie. Da ist Elfe, die auf den ersten Blick völlig überdrehte, leicht durchgeknallte Punkerin, die zarte, ängstliche Moon mit dem rasierten Schädel, der immer gut gelaunte Milky, und natürlich Solo, der gutaussehende Typ, der noch stiller ist als Vera selbst und so ganz anders und geheimnisvoll. Sie alle werden mit wenigen, aber treffenden Worten dargestellt, so dass sie sofort vor dem inneren Auge des Lesers zum Leben erwachen.

Nicht zuletzt geht es neben der spannenden Haupthandlung ja auch um eine zarte Liebesgeschichte, die von ganz vielen kleinen Dingen lebt. Deren Magie entfaltet sich ganz heimlich, hier ein verstohlener Blick, dort ein nicht gesagter Satz, das ist fast schon alles, aber trotzdem spürt man, wie diese Liebe zwischen Vera und Solo wächst. Da hat Isabel Abedi alles gegeben, ihren Figuren eine Lebendigkeit zu verleihen, die diese Liebesgeschichte möglich macht. Einfach schön!


Aufmachung des Buches
Das mir vorliegenden Taschenbuch ist etwas größer als üblich und in relativ fester Klappenbroschur ausgeführt. Das kommt nahe an ein gebundenes Buch heran und macht einen sehr edlen Eindruck. Wie alle bisher vorliegenden Bücher der Autorin zeigt auch hier das Cover einen einzelnen Gegenstand vor dunklem Hintergrund. Bei „Isola“ ist es die Linse eines Fernrohrs, durch die man auf eine tropische Insel blickt. Diese Linse ist hochglänzend und leicht erhaben ausgeführt, dazu kommt dann nur noch der Titel und Autorenname in hellblau verlaufender Farbe. Eine wirklich wunderschöne Aufmachung mit hohem Wiedererkennungswert.


Fazit
Ein altes Thema, neu und spannend umgesetzt, mit viel Action, einer wunderschönen Liebesgeschichte und einer absolut unvorhersehbaren Auflösung, fast das perfekte Jugendbuch! Einen leichten Abzug gebe ich nur für das etwas knappe Ende, aber ansonsten ist „Isola“  - nicht nur für Jugendliche – absolut empfehlenswert.


4 5 Sterne


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