Smaller Default Larger

Eine jung Hebamme, die mit ihrem Wissen vielen Frauen hilft, und im 16. Jahrhundert damit ins Kreuzfeuer der kirchlichen und weltlichen Macht gerät, ihre Schwester, die ins Kloster geht und dort fast wie eine Heilige verehrt wird, und ein mächtiger Vogt, der die schöne Hebamme heftig begehrt und ihr beinahe zum Verhängnis wird – das sind die Hauptfiguren in diesem Roman, mit dem Ulrike Schweikert ihr Erfolgsdebüt „Die Tochter des Salzsieders“ noch übertreffen wird.

 

  Autor: Ulrike Schweikert
Verlag: Droemer Knaur
Erschienen: 2001
ISBN: 978-3-426-66079-9
Seitenzahl: 474 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Hexenverfolgung und Hexenverbrennungen sind in der heutigen Zeit unvorstellbar. Ulrike Schweikert hat sich dieses Themas angenommen, um mit den Zwillingen Sybilla und Helena einen Einblick in die damalige Welt und Denkweise zu vermitteln. Auch die Gabe des „Sehens“ spielt hier eine wichtige Rolle. Die Autorin hat versucht, mit ihrem Buch einen Einblick in die damalige Zeit zu vermitteln, die für uns heute unvorstellbar ist.


Stil und Sprache
Wie schon mit ihren ersten beiden Büchern, hat es Ulrike Schweikert auch mit diesem Buch geschafft, dem Leser ein nicht nur sehr unterhaltsames, sondern auch topp recherchiertes Lesevergnügen zu verschaffen. Man fällt förmlich in die Geschichte hinein und wird auf den weiteren Verlauf immer neugieriger. Die Sprache ist einfach und klar und punktet vor allem durch die glaubwürdige und nachvollziehbare Erzählweise.
Es mag etwas befremdend erscheinen, dass beide Protagonistinnen die Gabe des „Sehens“ haben. Aber gerade dadurch wird noch besser veranschaulicht, wie die Menschen damals darauf reagierten. Würde man so etwas heute eher belächeln und nicht ernst nehmen, so war die Naivität der Leute – letztendlich auch durch die mächtige Kirche geprägt – schier unglaublich und die Leute reagierten auf kleine (erfundene) Begebenheiten nicht selten hysterisch.

Waren schon Zwillinge ein schlechtes Omen, so war ein selbstbewusstes Mädchen oder eine junge Frau, schon gar mit so einem Talent, unheimlich und aus diesem Grunde auch verteufelt. Schnell wurde da eine Unschuldige zur Hexe erklärt und auch verfolgt. Ulrike Schweikert hat es meisterhaft verstanden, einerseits die Ängste und auch die Dummheit der Menschen zu veranschaulichen, aber auch die machtbesessenen und skrupellosen Nutznießer zu beschreiben. Die Autorin gewährt unglaubliche Einblicke in die Rangordnung der damaligen Zeit und welcher Willkür die einfachen Leute der Obrigkeit ausgesetzt waren. Wut, Unverständnis und auch Erleichterung diese Zeit niemals erlebt zu haben, wird sich bei so manchem Leser bemerkbar machen.


Figuren
Die Figuren von Ulrike Schweikert geben ihren Büchern die besondere Note. Ohne große Worte versteht es die Autorin, die Darsteller zum Leben zu erwecken. Verständlich, nachvollziehbar und empathisch ruft Ulrike Schweikert ihre Figuren ins Leben und stattet sie mit allen verschiedenen Charakteren aus, die die Menschheit bietet. Die Zwillinge Sybilla und Helena sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht und ergänzen sich doch hervorragend. Sybilla, die von Kindheit an stärkere und selbstbewusstere, nimmt ihre schüchterne und stille Schwester immer in Schutz. In jeder Lebenslage ist sie für sie da, bis sie getrennt werden und so ein großes, schon körperlich spürbares Loch zwischen ihnen entsteht.
Die Macht und die Gier mit ihrer brutalen und emotionslosen Rücksichtslosigkeit kleidet Ulrike Schweikert in kaltschnäuzige, infame und charakterlich hässliche und auch feige Figuren, die sich in ihrer Dummheit noch sonnen, wenn sie jemanden als Hexe oder Hexer bezichtigen. Im krassen Gegensatz dazu zeichnet sie in einem Pfarrer eine zweifelnde und in sich gespaltene Persönlichkeit, der sich quasi zwischen zwei Welten entscheiden muss. Diesen inneren Kampf und die Zerrissenheit, sowie auch die Liebe und das Verlangen ihrer Protagonisten, flechtet die Autorin wunderbare in die Geschichte ein und erwecken diese schreckliche Zeit nochmals zum Leben.


Aufmachung des Buches
Eine schöne gebundene Ausgabe, der lediglich das Lesebändchen fehlt. Der schlichte kartonierte Umschlag ist auberginefarben und nur in weißer Schrift findet man am Buchrücken Autor und Titel. Der Grundfarbton des Schutzumschlages ist ebenso in Aubergine gehalten und auf der Vorderseite sind zwei junge, gleich aussehende Frauen zu sehen, die sich anblicken. Gleich in den ersten Seiten findet man zwei Stadtpläne von Ellwangen und Leonberg, die Schauplätze des Geschehens. Am Ende des Buches sind die Personen aufgelistet, die in diesem Buch spielen (wäre vielleicht besser zu Beginn des Buches gewesen) und im Anschluss findet man noch ein übersichtliches Glossar, eine ausführliche Erklärung der Autorin über die historischen Daten und belegten Fakten und eine Danksagung.


Fazit
Ein empfehlenswertes Buch, das dem Leser einen Einblick in die Hexenverfolgung bietet und ein „so könnte es gewesen sein“ entlockt. Spannend, flüssig und glaubwürdig genießt man mit diesem Buch bestimmt kurzweilige Stunden.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo