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Der König der Träume ist tot - lang lebe der König der Träume! Und nun kommen alle Götter, Freunde und Feinde zusammen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen und sich bei der seltsamsten Totenwache aller Zeiten gemeinsam zu erinnern. 

Die Echos dieses Todes hallen wieder: Sie erreichen einen Mann, der nicht sterben will, und einen chinesischen Weisen, dessen Weg ins Exil ihn durch eine Wüste der Träume führt. Und am Ende seines Lebens erfüllt William Shakespeare seinen Teil einer sehr ungewöhnlichen Abmachung.

 

  Autor: Neil Gaiman
Illustrationen:  Michael Zulli; John J. Muth; Charles Vess; John Bolton
Verlag: Vertigo / Panini Comics
Erschienen: 22 Juni 2010
ISBN: 978-3-86607-917-5
Seitenzahl: 220 Seiten
Altersgruppe: 16 Jahre


Die Grundidee der Handlung
Der letzte Teil der Sandman Serie handelt von Morpheus Totenwache, von den Erinnerungen an ihn - an Stationen in seinem langen Leben. Der Grundtenor ist sehr melancholisch, nachdenklich. Das Werk enthält sehr viele philosophische Denkanstösse, die allerdings kaum vertieft werden und damit eher oberflächlicher Natur sind. Hohe Kompexität und atmosphärische Dichte waren eh noch nie die Stärke von Gaiman. Er ist eher ein überbordender Quell an Ideen, ein Liebhaber alter Sagen und Mythologien, die er gekonnt in einen neuen Kontext bringt. Doch von seinem Ideenreichtum ist in "Das Erwachen" nicht viel zu finden. Die Episoden sind sehr oberflächlich und eher langweilig. Durch die Bank geht es darum zum Nachdenken anzuregen, doch dies zählt nicht zu den Stärken von Gaiman. Im Bereich der Comicliteratur gibt es zwar tatsächlich, wie auf dem Klappentext behauptet, nichts Vergleichbares, das liegt aber insbesondere daran, das Comics für gewöhnlich der Unterhaltung dienen. Unterhalten wird man im Abschlussband von Sandman kaum. Spannung kommt an keiner Stelle auf, denn es handelt sich eher um eine Art Nachruf, um ein Abschied nehmen. Melancholisch, nachdenklich, jedoch nicht sonderlich tiefsinnig. Es lässt sich natürlich eine Menge in den stets gut formulierten Text hineininterpretieren, mir ist das Gebotene aber eindeutig zu wenig. 


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Das Artwork des Covers, als auch der Kapitelanfänge ist wieder einmal sehr gelungen und düster. Es verspricht, wie immer, viel mehr als im Innern dann geboten wird. Die Darstellung der Figuren ist wenig ansprechend. Vor allem Ästheten werden die gesamte Optik des Comics als abstoßend und hässlich bezeichnen. Vom Stil her handelt es sich wieder einmal um Tuschezeichnungen, die eher sparsam koloriert wurden. Texturen werden mit Hilfe von Schraffuren dargestellt. Die Farbe Schwarz dominiert dabei in den meisten Bildern. Die Qualität der Zeichnung schwankt dabei sehr stark, obwohl sie überwiegend schlicht sind und oft nur aus wenigen, formgebenden Linien bestehen. Doch immer wieder tauchen sehr detailliert ausgearbeitete Hintergrundmotive oder Bilddetails auf, die sich deutlich vom Rest abheben. Auch bei der Darstellung der Gesichter kann man sehr starke Unterschiede feststellen. Ausdrucksstarke, feinst ausgearbeitetes Minenspiel wechselt ab mit grob angedeuteten Visagen, die gerade noch als Gesicht zu erkennen sind.

Eine Besonderheit ist die Erzählung "Exile", illustriert von John J. Muth. Hier wird die Geschichte anhand von asiatischen Tuschegrafiken erzählt - ungewöhnlich, aber durchaus ansprechend. Auch bei der Kolorierung wurde hier, abweichend vom Rest, entweder überhaupt keine Farbe eingesetzt, oder nur mit einer oder zwei Farben gezielt Akzente gesetzt.

Von "Der Sturm", illustriert von Charles Vess, war ich dann wirklich enttäuscht. Er ist ein Meister darin, mit wenigen Strichen immens viel auszudrücken. Was er aber hier an Können zeigt, wirkt so, als hätte er sich bemüht, sich dem restlichen Comic vom Stil her anzupassen, sein eigener Stil ist dabei in den Hintergrund getreten. Seine Schraffurarbeit überzeugt dann aber auf der ganzen Linie, ist sie doch viel feingliedriger und ausgefeilter als bei den anderen Künstlern. Auch sind seine Zeichnungen viel schärfer und klarer umrissen als die von Tulli. Bei Tulli ist alles weich und leicht verschwommen, so als hätte er mit einem weichen Bleistift die Konturen gezeichnet. Vess hingegen stellt alles mit absolut randscharfen, sehr dünnen Strichen dar. Dadurch zählt es von der Optik her zum Besten was dieses Comic zu bieten hat.

Aus der Reihe fällt auch "Die Blumen der Liebe", gezeichnet von John Bolton. Seine Darstellungen haben mir mit Abstand am besten gefallen. Leider ist die von ihm dargestellte Geschichte sehr kurz. Er hat alles als Auquarell aufs Papier gebracht und verzichtet damit auch gänzlich auf konturgebende Linien. Er ist übrigens der einzige Künstler, der auf dem Cover überhaupt nicht erwähnt wird. 

Die Textdarstellung deckt ebenfalls alles ab, von gut lesbar bis gerade noch zu entziffern. Die Schriftart wechselt ständig. Mal ist alles in Großbuchstaben dargestellt, mal wurde zu normaler Groß- und Kleinschreibung gegriffen. Das Schlimmste ist eine Schriftart, die fast handschriftlich aussieht und die sich nur unter Mühe entziffern lässt. 


Aufmachung des Comics
Das Comic wurde, wie die bisherigen Bände auch, als Klappenbroschur aufgelegt. Nach einmaligem Lesen weist sie noch keinen Verschleiss auf. Wie haltbar allerdings der Kleber nach mehrmaligem Lesen ist, kann ich nicht sagen. Das Papier ist seidenmatt und von sehr guter Qualität. Wie auch bei allen anderen Bänden ist das Portrait von Neil Gaiman, auf der Rückseite des Comics, glänzend gedruckt. Auch der Titel auf der Vorderseite ist glänzend gehalten.Der gesamte restliche Umschlag ist matt.  


Fazit

"Das Erwachen", kann mich mit seinem Artwork leider nicht überzeugen. Einzelne Geschichten sind ansprechend, insbesondere die Zeichnungen von Tulli können mich jedoch überhaupt nicht überzeugen. Durch den zähen Inhalt musste ich mich durchkämpfen. "Der Sturm" war die einzige Story, bei der ich wirklich weiterlesen wollte. Von dem, was mich einst an der Serie interessiert hat, ist nichts mehr zu finden.


1,5 Sterne


Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Panini Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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