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>>Ach wie schön war es doch zu Hause! Da wurde ich nicht ständig kleiner und größer; es gab keine Mäuse und Kaninichen, die mich herumkommandieren... Wäre ich doch bloß nicht in dieses Kaninchenloch gekrochen...<<

 

Alice_im_Wunderland 

Autor: David Chauvel
Illustrationen: Xavier Collette
Verlag: Splitter Verlag
Erschienen: März 2010
ISBN: 978-3-940864-11-6
Seitenzahl: 80 Seiten
Altersgruppe: empfohlen ab 6 Jahren

Hier gibt es eine Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Der Comic Adaption von "Alice im Wunderland" liegt der Originalroman von Lewis Carroll zugrunde. Es handelt sich daher um eine weitgehend werkgetreue Umsetzung.

Die neugierige, kleine Alice sieht eines Tages einen Hasen mit Hemd und Uhr. Sie folgt ihm in seinen Kaninchenbau und stürzt dort in ein schier endlos erscheinendes Loch. Sie scheint jedoch wie in einer Art Zeitlupe zu fallen. Als sie vor lauter Langeweile während des Sturzes einschläft, landet sie plötzlich in einem Raum mit vielen Türen. Keine davon lässt sich jedoch öffnen. Als sie sich ein wenig umsieht, entdeckt sie auf einem Tischchen einen kleines Schlüsselchen, das zu einem winzigen, in der Wand eingelassenen Türchen passt. Darin befindet sich eine kleine Flasche und dahinter erblickt Alice einen wundervollen Garten. Sie möchte gerne dorthin gelangen und beschließt aus der Flasche, auf der "Trink mich" steht, zu trinken. Sofort beginnt sie zu schrumpfen, vergisst jedoch das Schlüsselchen auf dem Tisch, der nun gewaltig wie ein mächtiger Baum vor ihr aufragt. Sie bricht in Tränen aus, bemerkt aber irgendwann eine kleine Schachtel mit Keksen auf denen "Iss mich" steht. Aufgrund ihrer ausweglosen Situation greift sie, ohne groß nachzudenken, zu den Keksen und beginnt zu essen. Sofort beginnt sie zu wachsen, muss aber feststellen das sie wohl zuviel von den Keksen gegessen hat, den nun ist sie so groß, das es ihr nicht mehr gelingt den nunmehr äußerst winzigen Schlüssel ins Schlüsselloch zu stecken. So nehmen immer seltsamere Ereignisse ihren Lauf, denn Alice ist in eine ausgesprochen seltsame Welt geraten, in der alles recht seltsam und ungewöhnlich ist...


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Xavier Collette erweckt Alice in wunderschönen Bildern zum Leben. Farbenprächtige Grafiken mit samtweichen Farbverläufen, völlig auf schwarze Begrenzungslinien verzichtend, arbeitet er in einem Stil, der mehr einem Gemälde denn einem Comic gleicht. Lediglich die Farbwahl hätte etwas lebendiger und vor allem leuchtender sein dürfen, denn der farbliche Gesamteindruck der Bilder ist recht düster, ja fast schon melancholisch. Inhaltlich wird jedoch eine andere Sprache gesprochen. Auch die bildhafte Aussage ist eine vollkommen andere, sind doch viele Motive herrlich psychedelisch. Dazu hätten es ruhig knallige, leuchtende Farben sein dürfen, die auch deutlich fröhlicher gewirkt hätten.

Einige Beispiele:
Die Geschichte beginnt mit einem traumhaft schönen Motiv. Alice liegt mit ihrer älteren Schwester unter einem malerischen Baum, der sich in einem zauberhaft schönen Tal befindet... Als sie das Kaninchenloch hinunterfällt, gleiten im Hintergrund endlos Borde mit Bücher, Uhren, Gemälde und Spiegel vorbei. Die Farben verändern sich dabei von Rot über Violett zu Blau, was die Bildaussage wunderbar verstärkt - entsteht doch auf diese Art der Eindruck, sie gleite durch einen Wirbel aus Farben und kuriosen Formen. Als Alice im Meer, das aus ihren Tränen besteht, zusammen mit einigen anderen Tieren auf nahebei liegende Sandünen zuschwimmt, ergibt dies eine wunderbare Szenerie. Durch die Farbwahl (Indigoblau und Sepia mit einem Hauch Violett) weckt das Bild bei mir eher Assoziationen an Dante´s Ozean der verlorenen Seelen, was in meinen Augen eher etwas unpassend ist. Der Kontext ist zu unheilschwanger, wo er doch eher heiter und etwas abgedreht sein sollte. Auch der Hutmacher ist eher dunkel und bedrohlich, obwohl er doch eigentlich mehr verschroben und unfreiwillig komisch wirken sollte.

Die Textgestaltung ist ausnahmsweise mal nicht genretypisch, sondern kommt in klassischer Groß- und Kleinschreibung daher. Die verwendete Schriftart dürfte Arial in Kursivschrift sein, zumindest ist sie ihr ausgesprochen ähnlich. Der Text ist, aufgrund der Schriftart und der Groß- und Kleinbuchstaben, sehr gut zu lesen, selbst wenn aufgrund großer Textmenge die Schrift manchmal recht klein ausfällt. Das Seitenlayout ist dagegen vollkommen konventionell. Farbige Zeichnungen auf weißem Grund, getrennt durch weiße Stege, wobei einzelne Motive randlos abgedruckt werden und somit eine halbe oder gar eine ganze Seite einnehmen. 


Aufmachung des Comics
Das Covermotiv ist eher schlicht, es zeigt Alice bei ihrem Fall das Kaninchenloch hinab. Der gesamte Einband ist matt gehalten, lediglich Alice, ein paar Spielkarten, die mit ihr hinunterfallen, sowie der Schriftzug "Alice im Wunderland" wurden mit Spotlack hervorgehoben. Sie setzen sich glänzend vom restlichen Motiv ab.

Der Comic ist handwerklich sehr gut verarbeitet. Er ist in stabile Pappdeckel gebunden. Die Papierqualität ist gewohnt hochwertig. Es kommt ein leicht seidenmattes Papier zum Einsatz, das angenehm griffig ist. Auf einigen Bonusseiten werden einige Bleistiftskizzen aus der Planungsphase des Comics gezeigt. Diese sind zum Teil ungeheuer ausdrucksstark, so das man sich wünscht, der gesamte Comic wäre monochrom gezeichnet worden. Ausserdem gibt es noch die zweiseitigen Coverillustration der französischen Ausgabe, die den Kopf der Grinsekatze zeigt.


Fazit
Sehr schöne Bilder mit einer nicht ganz so schönen Farbwahl. Inhaltlich gibt es zwar einige witzige Worspielereien, aber ansonsten kann mich Alice nicht wirklich begeistern. Der Erzählung fehlt jegliche Tiefe, auch wenn die Idee an sich noch einiges Potential hätte. Für Alice Fans trotzdem ein Muss. Wer Alice noch nicht kennt und aufgrund des Hypes um den neuesten Kinofilm überlegt, sich diesen Comic zuzulegen, sollte lieber die Finger davon lassen, denn inhaltlich ist die Story eher ein wenig dünn.


3 Sterne


Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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