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Love & Confusion!

Tollpatsch Raizo zieht in ein chaotisches Haus voller seltsamer „Menschen“, um seinem neuen Job als Haushälter nachzukommen. Ein Mitbewohner besteht anscheinend zu 100 % aus Papier, während ein anderer böse Flüche beherrscht. Aber besonders außergewöhnlich ist die geheime „Arbeit“ des hübschen Kon ...

 

 

Originaltitel: ZE Vol. 1
Autor: Yuki Shimizu
Übersetzer: Stefan Hofmeister
Illustrationen: Yuki Shimizu
Verlag: Egmont Manga & Anime
Erschienen: Mai 2010
ISBN: 978-3-7704-7293-2
Seitenzahl: 196 Seiten
Altersgruppe: Adult - ab 18 Jahren


Die Grundidee der Handlung
Der verwaiste, angehende Koch Raizo wird als männliches Hausmädchen bei der wohlhabenden Familie Mito eingestellt. Doch bereits nach kurzer Zeit dämmert es Raizo, dass es in der prächtigen Villa nicht mit rechten Dingen zugeht, denn die Bewohner scheinen trotz ihrem menschlichen Äußeren mit einigen außergewöhnlichen, übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet zu sein. Wie sonst soll er sich all die verrückten Dinge erklären, die auf ihn einstürzen und für reichlich Verwirrung in seinem Gemütszustand sorgen? Die Antworten folgen dann häppchenweise, allerdings gestaltet sich für Raizo das Leben im Mito-Haushalt dadurch nicht weniger kompliziert…

Leider mag sich der eine oder andere Leser mit den vielen Personen, ähnlichen Namen und der turbulenten, ein wenig konfus wirkenden Handlung - in der es Schlag auf Schlag geht, so dass einem kaum Zeit zum Atemholen bleibt - total überrollt fühlen, doch das Tempo wird ab Band 2 deutlich herausgenommen; Yuki Shimizu wird dann mit viel Feingefühl und Sorgfalt ihre Geschichten erzählen. Der erste Band ist nichts anderes als ein „Appetitanreger“, ein kleiner Vorgeschmack dessen, mit was uns die bekannte Mangaka im Laufe der Serie in Erstaunen versetzen wird.

Nach jahrelangem Hoffen und Bangen hat es endlich ein Verlag geschafft, Yuki Shimizus bislang 9-teilige und noch nicht abgeschlossene Boyslove-Serie auch nach Deutschland zu holen. Das Grundgerüst ähnelt ihrem Kult-Hit „Love Mode“: Es tummeln sich unheimlich viele Protagonisten unterschiedlichen Charakters in einer großen Altersbandbreite, deren (Liebes-)Geschichten nacheinander – meistens über zwei Bände – erzählt werden. Mit diesem ausgeklügelten Prinzip spricht die Mangaka einen breiten, aber wohlgemerkt erwachsenen Leserkreis an. Ein vielschichtiger Mix aus Comedy, Tragik, Dramatik, Erotik, Romantik und Fantasy in wechselnder Gewichtung und immer neuen Paaren sorgt nicht nur für reichlich Spannung und kurzweiligen Lesespaß, er beinhaltet auch hohes Suchtpotential!


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Yuki Shimizus Markenzeichen und natürlich auch ihr Erfolgsrezept sind - wie ich bereits erwähnte - vielschichtige, abwechslungsreiche Geschichten, die in einem komplexen Gefüge von vielen Bänden mit ebenso vielen grundverschiedenen Figuren lose zusammenhängen und kunstvoll ineinander verwoben sind, so dass sich so gut wie jede Leserin irgendwo wiederfindet und angesprochen fühlt. Auch ihr Zeichenstil ist unverkennbar und einzigartig. Yuki Shimizu zählt ohne Zweifel zu den ganz Großen in der Branche. Anders als andere Mangakas, die parallel an mehreren Titeln arbeiten, widmet sie sich immer nur einer Serie, was für Sorgfalt und Qualität spricht. Flüchtigkeits- und Logikfehler, die bei der Konkurrenz aufgrund enger Abgabetermine entstehen, kann man bei Yuki Shimizu lange suchen.

Der Genre-Mix verlangt der Mangaka verschiedenste zeichnerische Stilmittel ab, die sie jedoch als langjähriger Routinier natürlich aus dem Effeff beherrscht. Mühelos setzt sie ernste, gefühlsbetonte Szenen genauso wie turbulente, temporeiche Action und Comedy in glaubhafte, nachvollziehbare Bilder um. Die Wesenszüge aller Protagonisten werden von Yuki Shimizu ebenfalls vortrefflich und unmissverständlich durch ihr Äußeres und ihr Handeln dargestellt bzw. hervorgehoben. Ihre allesamt recht ansehnlichen Charaktere setzt sie mit großflächigen Porträts und Ganzkörperzeichnungen wortwörtlich groß in Szene, so dass die erwünschte Wirkung beim Leser nicht ausbleibt. Man fühlt sich automatisch von ihnen eingenommen und gleichzeitig zu ihnen hingezogen. Egal ob dies nun das naive, tollpatschige Landei Raizo ist, dem man einerseits übel mitspielt, gleichzeitig aber auch mit viel Nachsicht verhätschelt oder der niedliche Kon, der sich ohne „Kotodama“ nutzlos vorkommt und beim Leser Mitleid erregt. Dann wären da noch die selbstbewussten Typen wie Waki, Konoe, Oka und Shoi, die mit Undurchsichtigkeit und coolem Auftreten große Faszination ausüben. Mein Lieblingscharakter in Band 1 ist jedoch der stets zum Scherzen aufgelegte Asari, der mit engelsgleichem Gesicht aussieht, als könne er kein Wässerchen trüben, sich aber seinem „Kotodama“ gegenüber ganz schön selbstbewusst behauptet und auch sonst recht gnadenlos sein kann. Jetzt fragt Ihr Euch zu Recht, was es mit den „Kotodamas“ auf sich hat, aber Ihr werdet sicher verstehen, dass ich das nicht verraten werde, um Euch nicht die Spannung beim Lesen zu nehmen.

Da die Bettszenen in einem Yaoi keine unwesentliche Rolle spielen, will ich darüber auch noch schnell ein paar Worte verlieren. Es mag verwundern, warum ich den Band ab 18 Jahren empfehle, wo die Erotikdarstellungen in Wort und Bild hier eher verhalten daherkommen, aber weil sich dies im weiteren Verlauf noch drastisch ändern wird, kann ich schlecht für den 1. Band eine Altersempfehlung ab 16 und die nachfolgenden ab 18 Jahren aussprechen.

Die Optik hier im 1. Band ist mit ganz wenig Schwarz überwiegend hell und luftig, zarte Grautöne vor oftmals weißen Hintergründen herrschen vor. Die Panels sind meistens klar neben- und untereinander angeordnet, aber die Zuschnitte dafür unheimlich variantenreich, was das Lesen fürs Auge sehr angenehm macht. An den Textdarstellungen im Allgemeinen habe ich ebenfalls nichts auszusetzen, bieten sie doch keine Überraschungen, einzig bei der Übersetzung ist mir ein kleiner Fehler aufgefallen, blöderweise ist er an einer wichtigen Stelle.


Aufmachung des Comics
Die Aufmachung entspricht der genreüblichen Taschenbuchausführung - mit einer Abweichung, denn im Zuge der aktuellen Preisstrategie der Mangaverlage hat sich EMA gegen eine generelle Preiserhöhung entschieden, dafür müssen die Fans ab sofort auf die Farbillustration gleich hinter dem Umschlagdeckel verzichten. Und so blickt uns das Paar des 1. Bandes, Raizo & Kon, auf normalem Schwarz-Weiß-Papier entgegen. Ich persönlich finde diese Entscheidung sehr schade; gerade bei Adult-Titeln ist doch davon auszugehen, dass die Käufer über ausreichendes Einkommen verfügen, um die ca. 50 Cent Preiserhöhung verkraften zu können.
Im Anhang befindet sich ein viel zu kurzes Nachwort der Autorin, dafür aber mit Original-Unterschriftszug, danach folgen mehrere Seiten Verlagswerbung und schließlich der obligatorische Hinweis für Manganeulinge, am anderen Ende mit Lesen anzufangen.

Die farbige Coverillustration zeigt Raizo im Vordergrund, rechts daneben mit kühler Miene Konoe, direkt hinter ihm die androgyne Oka und links daneben Waki, den eigentlichen Herrn des Hauses. Zu meiner großen Freude hat EMA auch das wunderschöne kalligraphische Titel-Logo original übernommen. Der hellgraue Buchrücken, ebenfalls mit ZE-Logo, passt sich optisch den Love Mode-Bänden an und so verschmelzen die beiden Serien, künftig im Regal nebeneinandergestellt, perfekt miteinander. Das rückwärtige, grau-pastellige Cover ist viergeteilt: Rechts oben und links unten befinden sich jeweils eine Illustration, das linke obere Viertel füllen Inhaltsangabe und Genre-Bezeichnung (Boys Love), das rechte untere Viertel bleibt leer.


Fazit
Nach dem weltweit gigantischen Erfolg von „Love Mode“ legt Yuki Shimizu mit „ZE“ einen absolut würdigen Nachfolger vor, von dem es in Japan schon 9 Bände gibt. Da im Auftaktband bereits ein Großteil des insgesamt sehr umfangreichen Personenkreises eingeführt wird, mag er vielleicht verwirrend und anstrengend zu lesen sein, weshalb ich auch nicht die Höchstwertung vergebe, aber davon solltet Ihr Euch keinesfalls abschrecken lassen, sonst verpasst Ihr eine der wenigen „Monsterserien“ des Yaoi-Genres (Liebe und Sex zwischen Männern) mit ausgesprochen hohem Sucht- und Kultpotential!


4 Sterne


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