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Kategorie: Fantasy

Mondkind wurde vom Aether ausgesandt, um die letzten Unsterblichen zu vernichten, aber bedeutet deren Tod wirklich den Untergang der Welt? Oder gibt es ein älteres, dunkleres Geheimnis in den Tiefen der Berge? Nur die Drachen kennen die Antwort, doch sie sind verschollen.

Niccolo weiß, dass er Mondkind töten muss, um das Wolkenvolk und ganz China zu retten. Aber wie kann er gegen das Mädchen kämpfen, das er mehr liebt als sein Leben?

Fliegende Schwertkämpfer, mächtige Drachen und unsterbliche Magie im alten China. Die atemberaubende Comicadaption des Bestsellsers von Kai Meyer.

 

 

Autor: Kai Meyer (Romanautor), Yann Krehl (Textadaption)
Illustration: Ralf Schlüter
Verlag: Splitter
Erschienen: 04/2010
ISBN: 978-3-86869-067-5
Seitenzahl: 72 Seiten
Altersgruppe: ab 12 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Die Gruppe um Niccolo hat sich getrennt. Während er selbst in die Berge zieht, um Meister Tieguai vor Mondkind zu warnen und zu schützen, haben sich Feiquing und Wisperwind zu Fuß zum Drachenfriedhof aufgemacht, um dort den Wächterdrachen zu beschwören, den Fluch von Faiquing zu nehmen und ihn zurückzuverwandeln. Die Reise dorthin verläuft nicht ohne Gefahren, dafür findet Faiquing Bruchstücke seiner verlorenen Erinnerung zurück.
Auch Meister Li und Nugua haben das gleiche Ziel, doch sie sind auf Lis Kranich vorgeeilt, denn es gilt, die Drachen schnell zu finden, um Nuguas Leben zu retten – auf ihr lastet der Fluch der purpurnen Hand, die sie Stück für Stück zu töten droht. Was sie auf dem Drachenfriedhof finden, ist jedoch nicht das, was sie zu finden erhofften ...

Kai Meyer hat seine spannende Trilogie fortgeführt und geht mit seinem Roman „Lanze und Licht“ in die zweite Runde der Wolkenvolk-Saga. Die Comicadaption stammt von Yann Krehl, der auch im dritten Comicbuch – jeder Roman wurde in zwei Comicteile gesplittet – sein Können unter Beweis stellt. Die Adaption bietet alle wesentlichen Punkte des Romans und bietet dem Leser ein rundes Bild.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die zeichnerische Umsetzung der Wolkenvolk-Saga hat Ralf Schlüter übernommen. Seine Bilder sind auf ihre eigene Art sehr gut gezeichnet. Sie behalten sich in manchen Abschnitten den ursprünglichen skizzierten Charakter - z.B. erkennt man in den Schatten von Bergen gelegentlich die Schraffierungen des Künstlers - ohne den glatten Stil von denjenigen Comics zu haben, welche erkennbar nur noch am Computer entstanden sind. Aber genau diese Art, die sich der Zeichner vorbehält, spiegelt seine liebevolle Arbeit wider. Etwas schemenhafter bzw. nicht hart umrissen sind z.T. die Bildtiefen, das Gesamtkonzept wirkt jedoch stimmig.
Auch wenn ihnen der letzte Schliff in der Feinheit fehlt, so sind die Landschaftszeichnungen doch wunderschön. Schroffe Felsen schließen sich an Wälder an, durchdrungen vom morgendlichen Nebel. Dabei ist bei den Landschaften nicht in erster Linie entscheidend, was Schlüter illustriert hat, sondern die Art, wie er es gemacht hat. Nicht überfrachtet mit Details, auf einem Grat zwischen anspruchsvoller und einfacherer Darstellung, sieht man den Arbeiten an, wie leidenschaftlich er hieran gegangen ist. Sei es nun die Machart, mit welcher der Sonnenstand bei der Verfolgung Mondkinds durch Niccolo den Tag eröffnet oder die Gegend bei tiefstehender Sonne, in der Feiquin und Wisperwind auf die Geheimen Händler treffen, deren gigantische Luftschiffe ein besonderer Anblick sind – sie sind einfach schön anzuschauen. Eindrucksvoll stellt sich die Szene dar, in der Niccolo erstmals Tieguai gegenübertritt. An solchen und vielen anderen Bildern kann man sich kaum satt sehen, der Blick ruht lange auf ihnen, um jede Einzelheit zu erforschen. Auch der Drachenfriedhof ist gelungen und beeindruckt, bei Lis und Nuguas Ankunft in unnatürlichen Nebel gehüllt, durch die vielen Gerippe der heiligen Wesen. Als die beiden dann dem Seelenschlund gegenübertreten müssen, transportiert Schlüter die Spannung, aber auch das Tempo zum Leser. Aufregende Perspektiven veranschaulichen die immense Größe der Gerippe, durch die der Seelenschlund auf seiner Jagd hindurchfegt. Auf besonders glaubhafte Weise stellt der Zeichner das Wetter dar, besonders der Regenfall mit dem Gewitter, der auf Feiquing und Wisperwind niedergeht.

Die Figuren hat der Grafiker mit eigenen Merkmalen, aber in schöner Machart erstellt. Der stattliche Li wirkt gegen die schmächtige Nugua wie ein Riese, bei dem man kaum glaubt, dass er mit seinem Körperumfang ein so geschickter Kämpfer ist. Seine Augen sind zwar angedeutet, jedoch völlig schwarz gehalten, ohne dass sich Pupillen absetzen. Als Portrait wurden er und Nugua immer mehr als ausreichend skizziert, aber auch hier fehlt der letzte, feine Schliff. Ganz anders Niccolo, dem man seine europäische Abstammung sofort in den Zügen ansehen kann. Wird er hervorgehoben, fällt der Blick schnell auf seine goldfarbenen Augen. Tiguai gibt sich wie ein asiatischer Lehrer der alten chinesischen Künste, wie man ihn sich vorgestellt hat: geheimnisvoll, etwas verschroben, aber weise und bedacht. Viele Einzelheiten seines Gesichtes, besonders die Falten, verdeutlichen sein Alter. Sehr gut gefallen hat mir auch Feiquing, in seinem Ausdruck und seinen Gesten kommt der Mix aus losem Mundwerk, weniger mutigen Tagen und seiner Unbeholfenheit gut zur Geltung. Ihn begleitet Wisperwind auf der Reise – feminin und stolz sind ihre Züge, die asiatische Kriegerin ist taff, ohne dabei an Weiblichkeit einzubüßen. Nicht zuletzt sollte noch Mondkind Erwähnung finden, der Niccolo verfallen ist – sie wird mit zarten, mädchenhaften Zügen dargestellt. Gut herausgearbeitet wurde das Leid, das in ihr tobt, der Zwist zwischen ihrer Aufgabe und dem, was sie selbst möchte. Ihre Portraits in der Tropfsteinhöhle (besonders das auf Seite 44) sind wunderschön, rein und unschuldig erstellt, zwar ohne die letzte Portion an Detailkraft, die hier aber für die Bildaussage auch nicht benötigt wird. Den Hauptfiguren auf dem festen Boden gegenüber ist Alessia, Tochter des Wolkenvolk-Fürsten, recht einfach skizziert worden und erinnert eher an eine 12jährige als an eine Frau im jugendlichen Alter. Ihre Züge weisen nicht gerade Raffinesse auf, auch wenn sie nicht zu grob erscheinen – sie ist eine eher durchschnittliche Comicadaption.

Es gibt keine feste, eingerahmte Art, wie die Panels sortiert sind; vielmehr wurde die Anordnung so vorgenommen, wie sie für die Darstellungen gerade erforderlich ist. Die kleinen Bilder wurden mal über große angelegt, mal haben sie bei der Überlappung eine gewisse Schnittmenge, mal kommen sie auch klassisch mit weißem Rahmen daher.


Aufmachung des Comics
Wie die meisten Comicbände aus dem Hause Splitter, fügt sich auch dieser mit dem verlagstypisch großen Format, der mit Hartbroschur versehenen und verleimten Aufmachung und der hochwertigen Verarbeitung in die Qualität ein, die man aus diesem Hause gewohnt ist. Auf dem Vorsatzpapier, das blaumarmoriert ist, finden sich – in verschiedenen Größen – unterschiedliche aus der Handlung herausgegriffene Szenen als monochrome Skizzen, u.a. auch die Aufmachungsgrafik des Bandes. Im Anschluss an den Comic wurden wenigstens zwei Seiten mit Rohskizzen für den Fan versehen, eine tolle Idee findet sich direkt unter dem hinteren Umschlagdeckel: auf stabilem Karton hat der Verlag einen A4-seitigen, herausnehmbaren Kunstdruck hinzugefügt, der zur Splitter Collectors Edition gehört.


Fazit
Das Abenteuer von Kai Meyer, das geschickt mit asiatischer Mythologie verwoben ist, geht weiter. Mit wunderschönen Landschaftsbildern entführen Yann Krehl und Ralf Schlüter den Comicfan ins alte China. Nicht immer ganz überzeugend, aber in überwiegend schöner Machart  kommen die gezeichneten Figuren daher. Insgesamt ein Konzept, das stimmig wirkt. Man darf auf die Fortsetzung gespannt sein.


4 Sterne


Hinweise

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Backlist:
Band 1: Seide und Schwert (fasst Band 1 und 2 zusammen)