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Zum Abschluss der Neuedition der Maigret-Romane: sämtliche Maigret-Geschichten in einem Band. 27 Maigret-Kurzgeschichten, zwischen 1936 und 1950 entstanden – von ‚Die Aussage des Ministranten’ bis ‚Weihnachten mit Maigret’ , schlicht und einfach Weltliteratur.
1934 kehrte Simenon seinem Kommissar den Rücken und schrieb hauptsächlich sogenannte ›romans de la destinée‹ – Romane, in denen persönliche Schicksale im Mittelpunkt stehen und das Geschehen aus der Sicht eines Täters oder aus der eines Angehörigen des Täters geschildert wird. Doch ganz konnten weder Simenon noch sein Verleger und erst recht nicht seine Leser auf Maigret verzichten. 1936 holte Simenon seinen Kommissar zurück, zuerst in der kleinen Form. In diesen Kurzgeschichten bereitete Simenon Maigrets fulminantes Comeback in den großen Romanen der 1950er-Jahre vor.

 

Saemtliche Maigret Geschichten  Autor: Georges Simenon
Verlag: Diogenes
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-257-06682-1
Seitenzahl: 1078 Seiten


Die Idee, Stil und Sprache
Der Diogenes Verlag hat kürzlich alle 75 Maigret-Bände neu aufgelegt, da war der logische Schluss klar, auch sämtliche Maigret-Kurzgeschichten in einem Buch zu vereinen. Vereint wurden insgesamt 28 kürzere und längere Geschichten, die sich Rund um die Ermittlungen des Kommissars drehen. Als da wären:
-    Die Affäre vom Boulevard Beaumarchais
-    Der Kahn mit den beiden Erhängten
-    Ein offenes Fenster
-    Die Todesstrafe
-    Die Wachstropfen
-    Herr Montag
-    Pigalle
-    Maigret liegt falsch
-    Jeumont, 51 Minuten Aufenthalt!
-    Mademoiselle Berthe und ihr Geliebter
-    Sturm über dem Kanal
-    Der Notar von Châteauneuf
-    Der zweifelhafte Monsieur Owen
-    Die Spieler vom >Grand-Café<
-    >Étoile du Nord< - Stern des Nordens
-    Das Wirtshaus zu den Ertrunkenen
-    Stan der Killer
-    Die alte Dame aus Bayeux
-    Madame Maigrets Liebhaber
-    Der Mann auf der Straße
-    Die Versteigerung
-    Morddrohungen
-    Maigrets Pfeife
-    Die Aussage des Ministranten
-    Der hartnäckigste Gast der Welt
-    Maigret und Inspektor Griesgram
-    Man tötet arme Leute nicht
-    Weihnachten mit Maigret

Die Geschichten spielen zu verschiedenen Zeiten, auch als Maigret schon im Ruhestand war, und zeigen einen schönen Querschnitt über seine Ermittlungsarbeit. Georges Simenon beschreibt mit Leichtigkeit und viel Liebe zum Detail seine Szenen und Orte, aber auch die Gedanken und Gefühle Maigrets und seines Umfeldes. Er erzeugt damit diese besondere Atmosphäre, die alle Maigret-Romane umhüllt. Der Leser riecht die warme Sommerluft, hört das Menschengewirr auf den Straßen, sieht die alten Stadthäuser und fühlt sich in die wohl schönste Stadt der Welt hinein versetzt. Bei ‚Der Kahn mit den beiden Erhängten‘ zum Beispiel spürt man förmlich die feuchte, modrig oder fischig riechende Luft an den Ufern der Seine. Der Autor macht dem Leser bewusst, wie schwierig und beengt das Leben auf den Schleppern und Frachtkähnen ist und wie leicht es dabei zu menschlichen Tragödien kommen kann. ‚Pigalle‘ zeigt hingegen das krasse Gegenteil, hier beschreibt Simenon die verrauchten Bars und Kneipen des Pigalle Viertels und natürlich seine teils zwielichtigen Bewohner. Beim Lesen hört man das Glas klirren, riecht die von Alkohol und Schweiß aber auch Rauch geschwängerte Luft.
Trotz der tiefgehenden Beschreibungen sind die Geschichten wegen seines einfachen und leichten Schreibstils leicht und genüsslich zu lesen. Simenon braucht keine Effekthascherei, er lässt unnötige Details weg und sorgt trotzdem für eine fesselnde Tiefe und die nötige Spannung. Dies schafft er auch bei den Kurzgeschichten durch die ständige Geschwindigkeitssteigerung in den Szenen, sprich: während der Ermittlung. Der Einstieg ist zwar bereits auf einem hohen Niveau - nicht wie bei seinen 75 Einzelbänden, bei denen er wie bei einem gemächlichen Spaziergang beginnt -, aber trotzdem findet man sich schnell in den Plot ein, da er alles wesentliche im Verlauf erwähnt.


Figuren
Georges Simenon schafft die Aura seiner Geschichten nicht nur durch seine detailreichen Szenen-Beschreibungen, sondern in hohem Maße durch seine abwechslungsreichen und gut ausgearbeiteten Charaktere - allen voran natürlich Kommissar Maigret, der Hauptdarsteller. Er ist ein Beobachter seiner Umwelt, er lebt von den Details, die er sieht, den Schwächen seines Gegenübers und natürlich seiner durch die Jahre hinweg immer mehr verfeinerten Intuition und Menschenkenntnis. Dabei geht er immer diskret aber bestimmt an seine Arbeit und behandelt alle gleich, egal aus welcher sozialen Schicht sie auch stammen. Das macht ihn ungemein sympathisch, er ist sozusagen ein richtiger Opa-Typ; jemand, mit dem man sich gerne über das Leben unterhalten möchte.
Egal mit wem man es in den Maigret Geschichten zu tun bekommt, jeder hat Schwächen und Stärken. Ob es nun einer seiner Inspektoren ist, der während den Ermittlungen zu fahrig reagiert, die junge Dame die sich aus lauter Liebe in Gefahr begibt oder Maigret selbst, der vor mächtigen Persönlichkeiten ins stocken gerät. Dies ist mit ein Garant für die Authentizität von Simenons Stil.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch im edlen roten Leineneinband wird zusätzlich von einem roten Stofflesebändchen aufgewertet. Es kommt in einem Pappschuber daher, auf dem Szenen aus den Maigretfilmen zu sehen sind, natürlich in Schwarz-Weiß. Am Ende des Buches befindet sich noch ein Textnachweis.


Fazit
Der krönende Abschluss dieser wohl besten Krimi-Serie aller Zeiten. Wer Maigret kennt, kommt an dieser Sammlung nicht vorbei.


5 Sterne


Hinweise
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