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Kategorie: Krimis

Christen, Heiden und ein Mörder

Kaum ist Merrily Watkins zur Exorzistin ernannt, sitzt sie auf Anordnung des neuen Bischofs in einer Krawall-Talkshow zwischen Satanisten und selbsternannten Hexenjägern. So richtig ist der Teufel aber erst los, als ein Hippie-Pärchen im Nachbarort eine geschichtsträchtige Ruine erwirbt. Eine heidnische Kultstätte soll hier entstehen – ausgerechnet in einer der fünf Sankt-Michaels-Kirchen, die nach alter Überlieferung das Land vor dem Bösen bewahren. Und das Böse ist da, in Gestalt eines skrupellosen Mörders ...

 

Die_fuenfte_Kirche 

Autor: Phil Rickman
Verlag: rowohlt
Erschienen: 05/2010
ISBN: 978-3499249075
Seitenzahl: 560 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Merrily Watkins, Beraterin für spirituelle Grenzfragen, muss nicht nur auf Anweisung des Bischofs an einer Talkshow teilnehmen, in der es um den Konflikt zwischen Neu-Heiden und christlicher Kirche geht, sie wird auch noch von der Schwester einer Verstorbenen gebeten, sich um deren Witwer zu kümmern, den sie für besessen hält. Gleichzeitig zieht ein junges Paar, das sich zum heidnischen Glauben bekennt, ins Dorf und übernimmt eine stillgelegte Kirche mit dem Ziel, sie für ihren Glauben neu zu weihen. Ein charismatischer Geistlicher ist außerdem noch aktiv, er betreibt auf eigene Faust Exorzismen und beunruhigt den zuständigen Bischof dermaßen, dass dieser ebenfalls Merrily bittet, sich der Sache anzunehmen. Dann verschwindet Barbara Buckingham, es gibt böse Ahnungen und in Zungen sprechende Gläubige, außerdem eine alte Legende um den walisischen Grenzort, in dem alles passiert …


Stil und Sprache
So, jetzt haben wir den Salat: Hießen die beiden ersten Bände der Serie noch „Kriminalroman“, so wird der dritte Teil nun als „Mystery“ bezeichnet. Und jetzt? Krimi oder Mystery? Das ist zunächst nicht leicht zu entscheiden, hat doch der vorliegende Roman wieder einiges von beiden Genres. Nachdem Glaubensfragen und übersinnliche Erscheinungen schon immer Hauptbestandteil der Merrily-Watkins-Romane waren, ist Rickman nun deutlicher im Genre „Mystery“ angekommen. Das macht aber gar nichts, schafft es Phil Rickman doch ganz leicht, seine Leser für sich zu gewinnen. Schnell ist man in der Geschichte mittendrin, die direkt nach dem zweiten Teil einsetzt, und kann sich dank des flüssig zu lesenden Schreibstils gut einfinden und der Handlung folgen. In mehreren Erzählsträngen geht es um verschiedene Glaubensströmungen abseits der vorherrschenden anglikanischen Kirche, heidnische Rituale, kirchliche Austreibungsmethoden und vieles mehr. Dabei gibt es zum Glück keinerlei Tendenzen oder Meinungen a la „böser Heide – guter Christ“, vielmehr wird dem Leser überlassen, wie weit er sich auf etwas einlassen will. Dass das Ganze dann noch vor der Kulisse eines abseits gelegenen Dorfes spielt, in dem jeder jeden kennt, alle etwas zu verschweigen haben und das auch standhaft tun, erhöht den Reiz der Geschichte und lässt einen bei der Stange bleiben. Das ist auch erforderlich, denn auch im dritten Teil erzählt Rickman wieder in aller Gemütsruhe - da braucht man schon etwas Geduld, bis alle Fäden aufgedröselt sind. Aber am Ende ergibt sich nach einem durchaus spannenden Finale ein runder Abschluss, auch wenn der Krimianteil für meinen Geschmack ruhig deutlich größer sein dürfte. Aber immerhin kommen ein paar Leichen vor, eine Menge Betrüger und ein ganzer Haufen perfider Intrigen, das hilft auch dem Krimifreund weiter.


Figuren
Merrily Watkins bleibt sich selbst treu, zum Glück liegt sie mal wieder etwas weniger im Clinch mit ihrer Tochter Jane. Ein bisschen zaghaft erscheint sie in diesem Teil, ist sehr vorsichtig und zurückhaltend. Mit Vater Ellis hat sie so ihre Schwierigkeiten, ist er ihr doch irgendwie immer einen Schritt voraus. Alles in allem kommt sie mir ein bisschen zu kurz, dabei mag ich die gute Merrily sehr und möchte schon gern wissen, wie es mit ihr weitergeht.

Die große Stärke Phil Rickmans bei der Figurenzeichnung zeigt sich dieses Mal eher bei den anderen Charakteren, beim ungleichen Hippie-Pärchen Betty und Robin, bei Vater Ellis, Gomer Parry und den sonstigen Dorfbewohnern. Sie alle sind glaubwürdig und lebendig dargestellt und geben der Handlung die dringend erforderliche Spritzigkeit.


Aufmachung des Buches
Angelehnt an die bisherigen Bände, zeigt auch dieses Taschenbuch wieder eine alte Kirche inklusive Grabkreuz, wieder in düsterem Grau mit leichten grünlichen Einschlägen, der Autorenname ist dieses Mal in grün gedruckt. Diese Aufmachung erzeugt einen hohen Widererkennungswert und passt auch gut zum Inhalt.


Fazit

Eigentlich bin ich eingefleischte Krimileserin und wenn dieses Buch etwas nicht ist, dann ein reinrassiger Kriminalroman. Dennoch unterhält es gut auf seine ganz eigene Weise und bereitet dem, der sich auf die ungewöhnlichen Themen und die etwas umständliche Handlungsführung einzulassen vermag, ein paar vergnügliche Stunden.


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Frucht der Sünde
Band 2: Mittwinternacht