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Kategorie: Ab 12 Jahre

„ Seine Stimme schlägt in meinem Bauch ein Trommelsolo. Es ist, als ob man Benzin in ein mickriges Grillfeuer schüttet. Mein funzeliges Dasein lodert auf, und die Flammen fressen glühende Löcher in mein Herz. Und keine Feuerwehr in Sicht.“
(Sie und er wissen es noch nicht. Aber gemeinsam sind sie verrückt verliebt.)
„Was für ein Spiel spielt sie eigentlich? Langsam habe ich das Gefühl, dass ich überhaupt nicht mehr begreife, was Sache ist. Wenn ich meine Augen schließe, sehe ich ihr Gesicht vor mir. Immer und immer wieder, diese Augen, die sich von mir wegdrehen.“

 

  Autor: Beatrix Mannel
Verlag: Loewe
Erschienen: 06/2003
ISBN: 3-7855-4631-9
Seitenzahl: 188 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Emilys Traumberuf ist Maskenbildnerin und sie ist sehr glücklich, als sie am Darmstädter Theater einen Ausbildungsplatz erhält. Leider muss auch sie erfahren, dass der alte Spruch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ noch immer zutrifft. Vor allem ihr Chef und ihre Kollegin Lara machen ihr das Leben schwer. Zu allem Überfluss gehört Emiliy zu den Menschen, die ihren eigenen Wert nicht kennen. Aber dann taucht Paul auf und sie ist sofort bis über beide Ohren verliebt. Gefühlschaos pur! Auch Paul scheint sie zu mögen, andererseits macht er der älteren Lara ebenfalls Avancen, was ihr Verhältnis zu dieser nicht verbessert. Emily ist verunsichert, aber nichts desto trotz in ihn verliebt.
Am Theater wird die Premiere der Oper „ Alcina“ von Händel vorbereitet und Emily hat alle Hände voll zu tun. Dadurch übersieht sie, dass sich Jasper ebenfalls in sie verliebt hat und um sie wirbt.

Wer jetzt wen bekommt, wird nicht verraten.


Stil und Sprache
In diesem Roman gibt es zwei Ich-Erzähler, zum einen Emily und zum anderen „Er“ . Emily schildert ihren Alltag und ihre Begegnungen mit den beiden Männern. Wobei sie auch immer über ihre Gefühle spricht. „Er“ dagegen erzählt nur von seinen Gefühlen. Beides ist so ineinander montiert, dass man immer weiß, wie sich beide zu diesem Zeitpunkt fühlen und wie manche Fehlinterpretation des Verhaltens des jeweils anderen zustande kommt. Während „Er“ zunächst alles mehr ironisch cool kommentiert, wirkt Emilys Sprache von Anfang an weicher, so wie sie auch mehr bei sich selbst ist.

Eigentlich macht „Er“ die größere Wandlung durch und das zeigt sich dann auch an seiner Sprache: Noch immer sind es kurze Sätze, aber die distanzierende Ironie ist ihm völlig abhanden gekommen. Seine Sprache ist ebenfalls weicher geworden, hat sich in ihrer Emotionalität der von Emily angenähert. Fast könnte man meinen, dass es sich um ein Buch über „Ihn“ handelt, obwohl Emily viel mehr im Mittelpunkt steht. Auf jeden Fall werden die Gefühle der beiden glaubwürdig rübergebracht.

Es gelingt der Autorin mit Leichtigkeit die Leserinnen mit den Personen vertraut zu machen und emotional in die Geschichte hineinzuziehen. Es macht einfach Spaß, diese Liebesgeschichte zu lesen.


Figuren
Alle Personen des Romans sind gut ausgearbeitet, selbst Lara und Emilys Chef sind nicht die eindimensionalen „Bösewichte“, wie man sie aus diversen Soaps kennt. Die Motive ihres Handelns werden dann gegen Ende des Romans deutlich und man kann, wie Emily, ein wenig über sich selbst staunen, dass man bisher keinen Gedanken daran verschwendet hat, sie auch als verletzbare Menschen zusehen, zu sehr hat man sich Emilys Sicht zu eigen gemacht. Ein bisschen Nachdenken über sich selbst ist also durchaus erlaubt. Einzig Pauls Denkweise erschließt sich mir nicht immer, aber das geht Emily ja genauso.


Aufmachung des Buches
„Zauberherz“ ist ein gebundenes Buch, das durch sein unpassendes Cover leicht übersehen werden kann, weil es wie Dutzendware daher kommt. Eine junge Frau in kurzem Rock und bauchfreiem Top sitzt auf einer Telegraphenleitung. Zu allem Überfluss besitzt sie auch noch Feenflügel. Was soll das? Irgendwie denkt man gleich an Fantasy, aber dann liest man den Klappentext und ist irritiert, legt das Buch womöglich weg. Allenfalls in der aufzuführenden Oper „Alcina“ wird gezaubert, aber wer aus der Zielgruppe kennt die schon? Im Deutsch- Aufsatz stünde dann: Thema verfehlt. Schade, denn das Buch hätte ein passenderes Cover verdient.


Fazit
Emily wünscht sich an einer Stelle des Buches statt öder Sexual-Aufklärung in der Schule lieber einen Gefühlsführerschein. Nun, das Buch ist ein solcher! Das ganze Gefühlschaos, das über einen hereinbricht wenn man sich verliebt, wird sehr authentisch und einfühlsam geschildert. Zumeist klischeefrei, nie wird es peinlich, selbst in eher peinlich anmutenden Situationen. Ich bewundere die Leichtigkeit, mit der diese Geschichte erzählt wird und würde ihr auch männliche Leser wünschen, denn „Er“ spricht über seine Gefühle, wie es sich nicht viele Jungs trauen und auch in Büchern oft nicht möglich ist. Allerdings finde ich die Altersempfehlung ab 12 Jahren überdenkenswert, denn Emily und „Er“ haben bereits gescheiterte Lieben hinter sich und diese Erfahrungen prägen sie. Bei den Lesern wird das Wissen um genau diese Erfahrungen vorausgesetzt und wer hat die schon mit zwölf? Also eher für Jugendliche geeignet. Ich wünsche „Zauberherz“ noch viele Leser, die sich von dieser echten Liebesgeschichte verzaubern lassen.


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Das rezensierte Buch ist in der Optik nicht mehr erhältlich, sondern 2007 bei cbt neu aufgelegt worden.