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Breslau 1933. Ein grausiger Mord ruft Kriminalinspektor Eberhard Mock auf den Plan: Im Salonwagen des Zuges Berlin-Breslau wird eine 17-jährige Baronesse samt ihrer Gouvernante tot aufgefunden. Auf der Stofftapete des Abteils prangt eine verschlüsselte Botschaft, mit Blut geschrieben …

 

 

Autor: Marek Krajewski
Verlag: dtv
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-423-21181-9
Seitenzahl: 298 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Eberhard Mock wird an einen Tatort gerufen, an dem die junge Marietta von Malten und ihre Gouvernante auf bestialische Weise geschändet und dann umgebracht wurden. Mock wird schnell klar, dass es sich um einen Ritualmord handeln muss. In dem aufgeschlitzten Bauch Mariettas finden sich schwarze Skorpione und der Mörder hat mit dem Blut der Beiden eine Botschaft an die Wand geschrieben. Die Ermittlung führt den Kommissar zu Friedländer, einem alten Juden, der mit exotischen Tieren handelt. Doch die Gestapo war schneller und Sturmbannführer Piontec unterbreitet Mock ein unmoralisches Angebot. Der Jude Friedländer wird zum Täter tituliert, dabei erhält das System die nötige Propaganda und Mock wird zum Nachfolger des scheidenden Kriminalrats. Die Zeit des Umbruchs ist schwierig, auch für den alles beherrschenden Mock, und so willigt er ein. Doch der Vater der Toten, Olivier von Malten, Freund Mocks und Freimaurer, erpresst Eberhard mit seiner Vergangenheit bei den Freimaurern und zwingt ihn zusammen mit Anwaldt, einem Berliner Polizisten, den Fall neu aufzurollen. Egal was die beiden unternehmen, die Gestapo scheint immer einen Tick schneller zu sein. Anwaldt gerät dabei selbst in die Schusslinie und hofft auf die Beziehungen Mocks. Doch sind diese noch gut genug? Denn längst hat der Braune Sumpf überhand genommen ...


Stil und Sprache
Marek Krajewski nimmt kein Blatt vor den Mund und lässt seine Akteure mit brutaler Gewalt vorgehen. Er zeigt sicherlich ein überdrehtes Sittengemälde der Zwischenkriegsjahre, suggeriert dem Leser aber gekonnt, wie der Krieg und die Not die Menschen haben abstumpfen lassen. Mit sehr bildhaften Beschreibungen der Szenen, Orte und Handlungen, die nicht selten an die Ekelgrenze gehen, erzeugt er die für den Leser real wirkende Aura. Die Beschreibungen sind so detailreich und eindringlich, dass Gerüche und Bilder im Kopf des Lesers entstehen und so zu diesem extremen Leseerlebnis führen. Besonders erschreckend hierbei ist die Tatsache, dass im Prinzip niemand sicher sein kann, am nächsten Tag aufzuwachen. Das ganze Geflecht wird nur durch Intrigen und Gefälligkeiten aufrecht erhalten. Man weiß oft nicht, wer nun wen ans Messer liefert und wer Feind oder Freund ist. Dies ist der Geschichte jedoch extrem zuträglich, sorgt es doch für die nötige Spannung.
Wessen Gemüt nicht ausreichend gefestigt ist, sollte das Buch lieber nicht vor dem Schlafen gehen lesen. Gerade die Folterszenen der Gestapo aber auch von Mock und seinen Handlangern werden sicherlich für entsprechende Träume sorgen. Neben der ungehaltenen Brutalität und Härte, sorgt er durch zügellose und ungehemmte Sex-Szenen aber auch durch philosophische Diskussionen für entsprechende Kontroversen.

Wie auch in den anderen Romanen der Mock-Reihe beginnt Krajewski mit der Handlung in der Zukunft, um dann an den Ursprung zurück zu kehren und die Begebenheiten durch die Zeit aufzubauen. Dies sorgt zwar manchmal für etwas Verwirrung, wird aber durch die tagebuchartigen Kapitel mit Datum und Zeitangabe gut aufgelöst. Neben einfachen, der Zeit entsprechenden, Worten - die keine Szene verschönigen, sondern direkt und ungehalten ansprechen -, entführt er den Leser oft auch in die Welt der Gelehrten, die mit lateinischen und altgriechischen Zitaten um sich schmeißen. Dies sorgt vor allem wegen der ansonsten vorherrschenden Brutalität und Zügellosigkeit für die extremen Gegensätze in der Geschichte. Das Buch ist ganz klar an der Grenze zum waschechten Thriller.


Figuren
Ich würde fast behaupten, in Krajewskis Buch über Eberhard Mock gibt es keine Guten sondern nur das abgrundtief Böse. Denn selbst der Held kann eigentlich nur als Antiheld bezeichnet werden. Eberhard Mock ist in der Blüte seines Lebens. Durch den einen oder anderen Erfolg während seiner Polizeikarriere ist er zu Ansehen und einer guten Position innerhalb des Polizeiapparates gekommen. Doch bei genauerem Hinsehen entdeckt der Leser bald das wahre Gesicht Eberhards. Denn in Wirklichkeit hat er seine Position nur seinem Handeln, Erpressungen und unlauteren Methoden zu verdanken. Dabei geht er oft mit gnadenloser Brutalität vor und schreckt auch nicht davor zurück, gute Freunde ans Messer zu liefern oder umbringen zu lassen. Trotzdem ist er der Held, denn sein Umfeld, in dem er zu tun hat, übertrifft ihn in seinen Taten und ohne dass er ähnlich reagiert, würde er sang- und klanglos untergehen. Überraschend dabei ist, dass er sich wohl die nötige Abwechslung in Bordellen und bei philosophischen Betrachtungen seiner Welt holt. Mock ist ein Mensch, der auf seine Umwelt reagiert und die ist zur Zeit der Nationalsozialisten alles andere als einfach. Auch um ihn herum ist faktisch alles und jeder tiefschwarz gezeichnet. Einziger heller Lichtblick scheinen nur die leichten Mädchen in den Bordellen zu sein.


Aufmachung des Buches
Band 1 von Marek Krajewskis Serie um Eberhard Mock, ‚Tod in Breslau’, wird von einem Gemälde von Juarez Machado ‚Les coulisses’ verziert. Das Bild in monochromen Farben stimmt herrlich auf den zu erwartenden Krimi ein. Doch obwohl die Szene des Gemäldes eher auf einen Erotik-Roman schließen lässt, handelt es sich doch um einen harten, nichts verschönigenden Krimi.


Fazit
Band 1 der Serie ist nicht ganz so schonungslos wie die nachfolgenden Bücher, aber auf jeden Fall nichts für schwache Gemüter. Hart, brutal, dreckig - eine Geschichte, die fesselt und einen verschlingt.


4 Sterne


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