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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Auf der Suche nach dem mysteriösen Dunklen Turm durchstreift Roland, der letzte Revolvermann, eine sterbende Welt, wo in endlosen Wüsten und Ruinenstädten Dämonen, Sukkubi, Vampire und Geistermutanten hausen. Unbeirrt folgt er den Spuren des Mannes in Schwarz – er ist der Schlüssel zu den Mysterien des Dunklen Turms, der am Anfang der Zeit steht.

 

  Autor: Stephen King
Verlag: Heyne
Erschienen: 2000
ISBN: 3-453-12384-0
Seitenzahl: 277 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Einst waren die Revolvermänner die Herren des Lichts und führten die zivilisierte, aber dekadente Welt unter der Herrschaft der Revolver. Doch die Welt hat sich weitergedreht und ist leer geworden. Roland, der letzte seiner Art, ist auf der Suche nach dem mysteriösen Dunklen Turm, um seine Welt vor dem Untergang zu bewahren. Um herauszufinden, was der Dunkle Turm überhaupt darstellt und wo er ihn finden kann, jagt er den Mann in Schwarz, einen Zauberer, von dem er sich Antworten erhofft. Seine Jagd, die bereits seit 12 Jahren dauert, führt ihn durch Teile seiner Welt, die im Sterben liegt.

Schwarz ist das erste von sieben Büchern der monumentalen Endzeit-Fantasy-Saga „Der Dunkle Turm“. Die Handlungen spielen in einer Welt, die etwa 100 Generationen nach der uns Bekannten existiert, in der es auch Orakel und Sukkubi’, Vampire und Mutanten gibt.


Stil und Sprache
Das Buch ist in 5 Teile untergliedert, die Kapitellänge beträgt zwischen 0,5 und 20 Seiten. So stellt sich ein schneller, gleichmäßiger Lesestil ein, man legt das Buch nur noch ungern aus der Hand. Möchte man es nicht beiseite legen, ist dieses Buch in 5 bis 6 Stunden zu schaffen.

Stephen King beherrscht die Kunst des ersten Satzes perfekt („Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm“), macht den Leser damit neugierig, baut sofort eine enorme Spannung auf und steigt direkt in die Geschichte ein. Die gleiche Wirkung erzielt er mit dem ersten Satz des dritten Teils („Der Junge fand das Orakel, und es brachte ihn fast um“). Die so aufgebaute Spannung wird nicht nur gehalten, sondern an manchen Stellen sogar noch gesteigert, auch wenn die Handlung gleichmäßig erscheint.

Das erste Kapitel wirkt teilweise mystisch, surreal und fremd, die Hintergründe sind nicht immer klar. Das Verständnis kommt aber, wenn man sich tiefer in das Buch begibt. Der Schreibstil von King ist gut lesbar und nur mit wenigen Fremdwörtern versehen. Die Geschichte wird aus der Er-Perspektive erzählt, der Handlungsstrang begleitet ausschließlich Roland, den Revolvermann, als schaue man ihm über die Schulter.

Um die Zusammenhänge trotz des direkten Einstiegs nachvollziehen zu können, bedient sich der Autor mehrerer Rückblenden, die ineinander gestaffelt sind. So trifft man den Protagonisten zunächst in der Gegenwart. In einem Traum erlebt man die erste Rückblende, in der er einen Einsiedler trifft und ihm - in einer zweiten Rückblende - von einem Ereignis in der Stadt Tull erzählt. Innerhalb dieser Erzählung kommt es dann zu einer dritten Rückblende. Da Stephen King diesen Aufbau nicht nur stückweise auf-, sondern auch stückweise wieder abbaut, verliert der Leser nicht die Übersicht und kann dem Geschehen jederzeit gut folgen. Auf diese Weise lernt man Teile von Rolands Vergangenheit, aber auch erste Zusammenhänge häppchenweise kennen.

Die Welt, die Stephen King geschaffen hat, formt sich in seiner Fantasie zu einem klar vorstellbaren Bild. Sie stirbt und verdörrt – oder wie die Bewohner dazu sagen: Die Welt hat sich weitergedreht. Im ersten Band dieser Sage lernt man nur einen kleinen Ausschnitt dieses Landes kennen, doch sie ist faszinierend. Immer wieder trifft man auf Artefakte, die für die Menschen dort uralt sind, oftmals ist das Wissen verloren, um was für Dinge und Maschinen es sich überhaupt handelt, geschweige denn wie sie funktionieren. Hierüber kann man teils schmunzeln, teilweise regt dies aber in einer Zeit, in der sich durch Klimaveränderungen auch die Lebensbedingungen auf unserem Planeten verändern, auch zum Nachdenken an.

Indem King mehrfach vom „Ende des Anfanges“ spricht und zunächst ein Orakel und später den Mann in Schwarz die Zukunft von Roland vorhersagen lässt, gibt der Autor Ausblicke auf den weiteren Verlauf der Geschichte, die sich an diesen Roman anschließen.


Figuren
Die Hauptfigur dieses Epos ist Roland, der Revolvermann. Zu Beginn des Romans hat man zunächst nur einen vagen Eindruck vom Protagonisten, lernt ihn jedoch schnell durch Rückblenden und Erzählungen seiner Vergangenheit besser kennen. Diese Figur ist so vielschichtig wie eine Zwiebel – als Sohn eines Herrschers geboren, wurde er als Kind unter einer harten und brutalen Ausbildung zu einem Revolvermann ausgebildet, der mit der Präzision und Logik eines Schweizer Uhrwerks töten kann – an sich der perfekte Krieger. So bestand er die Prüfung zum Revolvermann so früh wie nie ein anderer zuvor und erwarb sich damit das seit Geburt bestimmte Recht, Revolver – die letzte, die endgültige Waffe, für jeden außer für die Revolvermänner verboten – tragen zu dürfen.

Die Figur selbst ist jedoch nicht perfekt, wirkt zwar oft hart, ist aber dennoch nur menschlich und so hat auch Roland eigene Macken und Fehler. So hat er z.B. einen Mangel an Fantasie und denkt eher logisch, zudem hat er einen starken Hang zur Romantik. Er ist geradezu besessen davon, den dunklen Turm zu finden und geht dafür – wenn es nötig ist – auch über Verrat an den Menschen, die er liebt. Dies macht er jedoch nicht leichtfertig oder gar bösartig, so hat er auch sehr darunter zu leiden, aber er dient ausschließlich diesem höheren Ziel. In der Gesamtheit seiner Eigenschaften ist Roland eine glaubhafte und sympathische Figur, auch wenn ein Großteil seiner Vergangenheit (zunächst) im Dunkeln bleibt.

Jake ist ein kleiner Junge, der in New York der gegenwärtigen Zeit wohnte, jedoch vom Mann in Schwarz getötet und in die Welt von Roland gezogen wurde. An sein bisheriges Leben hat er nur noch sehr wenige Erinnerungen, die sich durch sein Unterbewusstsein hin und wieder nach vorne drängen. Jake ahnt sein Schicksal voraus, hat große Angst davor und versucht alles, um es zu verhindern, stellt sich ihm aber trotzdem. Auch diese Figur ist durch und durch glaubhaft.

Der Antagonist, wenn man ihn denn als solches bezeichnen möchte, ist der Mann in Schwarz, ein alter Zauberer, der sogar Tote zum Leben erwecken kann. Lange bleibt diese Figur im Dunkeln, erst zuletzt erfährt man, wer oder was er überhaupt ist. Um nicht zu viel zu verraten, gehe ich hier nicht weiter auf ihn ein.


Aufmachung
Mir liegt „Schwarz“ als Taschenbuch mit 277 Seiten vor, dass bereits 2000 erschien und in dieser Form nicht mehr erhältlich ist, da die Aufmachung und das Cover 2003 vom Heyne-Verlag überarbeitet wurden. Ergänzt wird das Buch mit einem Nachwort von Stephen King.
Der Hintergrund des Covers ist in dunklen Violett- und Schwarztönen gehalten, vor dem sich die Silhouette eines Schlosses mit hohen Türmen vor einem weißen Lichtsaum abhebt. Bei diesem Schloss könnte es sich um die Festung in Neu-Kanaan, der Heimat von Roland, dem Revolvermann, handeln. Soll dieses Schloss jedoch den Dunklen Turm darstellen, wäre die grafische Darstellung eher misslungen. Insgesamt ist das Cover jedoch sehr ansprechend.

Über dieser Grafik prangt in großer, weißer Fettschrift der Name des Verfassers, darunter in kräftigem Gelb der Titel des Buches, darunter in deutlich kleinerer, weißer Schrift der Untertitel „Der Dunkle Turm“.


Fazit
Mit der Veröffentlichung der Saga vom Dunklen Turm löste Stephen King „The Stand“ als sein Meisterwerk ab. Es handelt sich nicht wie so oft bei diesem Autor um einen Horrorroman, sondern vielmehr um ein monumentales und völlig eigenständiges Fantasy-Werk in bisher nicht dagewesener Form. Das Epos erstreckt sich insgesamt über 7 Bücher und bildet mit „Schwarz“ erst den Auftakt einer Reise in eine Welt, die den Leser zu fesseln vermag. Dieses Werk empfiehlt sich für Freunde guter Fantasy-Lektüre genauso wie für Anhänger von Endzeit-Storys, für Fans von Stephen King ist es Pflicht.


4 5 Sterne


Hinweise
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