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Kategorie: 1450 – 1600 Renaissance

Andalusien im 15. Jahrhundert: Zwischen Mauren und Christen toben erbitterte Kämpfe – Kämpfe, die auch das Leben der jungen Zahra nicht unberührt lassen. Als Hofdame und enge Vertraute Aischas, der Hauptfrau des Emirs, gerät sie in ein grausames Spiel aus Intrigen und rücksichtslosen Machtkämpfen. Dann verliebt sie sich ausgerechnet in den Kastilier Gonzalo – eine Liebe, die sie in tödliche Gefahr bringt …

 

Die_Maurin  Autor: Lea Korte
Verlag: Droemer/Knaur
Erschienen: 1. Februar 2010
ISBN: 978-3426502303
Seitenzahl: 663 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die (deutsche) Autorin wanderte nach Abschluss ihres Studiums nach Spanien aus und lebt nach wie vor mit ihrem französischen Ehemann in Südspanien. Dass Lea Korte eine ganz besondere Liebe zu diesem Land haben muss, bleibt dem Leser ihrer Bücher keineswegs verborgen. Im vorliegenden Roman zeichnet sie den Untergang der Mauren durch die Reconquista der Katholischen Könige nach. Die ausgezeichnete Recherche der Autorin macht das damalige Geschehen greifbar und vermittelt so Geschichte spannend, ohne schulmeisterisch zu wirken.


Stil und Sprache
Selten schafft es ein Autor, die geballte Fülle seines Wissens so mit einer fiktiven Geschichte zu verweben, dass sie nicht nur glaubwürdig und authentisch wirkt, sondern sich alles wie aus einem Guss darstellt. Ist die Sprache auch eher frugal, so lebt die Erzählung von der Fülle an Ereignissen und Geschehen, so dass der Leser immer weiter in die Geschichte hineingezogen wird, da der Spannungsbogen stets sehr straff gespannt bleibt. Lea Korte gibt dem Leser die Möglichkeit, alles aus nächster Nähe, quasi als unsichtbarer Begleiter, zu erleben und verleiht so der Atmosphäre eine schier greifbare Dichte. In der Regel begleitet man die Protagonistin, aber ab und zu wird ein weiterer Handlungsstrang geöffnet, um auch Einblick in das Geschehen rund um Gonzalo und seinen Bruder zu erhaschen.
Etwas zu viel des Guten empfindet man mitunter so manche Zufälle oder auch das doch sehr große und häufige Glück der Protagonisten bei riskant gefährlichen Wagnissen.


Figuren
Der Roman wartet mit einer Fülle an Figuren auf, die aber so geschickt in Szene gesetzt sind, dass einem kaum eine Verwechslung passieren kann oder man eine Figur aus den Augen verliert. Ist auch die junge Maurin Zahra die zentrale Figur in dieser farbenprächtigen Erzählung, so hat Lea Korte aber auch allen anderen Darstellern sehr viel Platz eingeräumt. Die Autorin hat sich jeder Figur mit derselben Liebe und Akribie gewidmet, so dass man meint, nach Beendigung des Buches gute Bekannte verloren zu haben. Ob Zahras heimliche Liebe Gonzalo, dessen Bruder Jaime, Zahras große Familie mit ihren Brüdern, Schwestern, ihrer feinfühligen Mutter, dem strengen Vater oder auch der Familie des Emirs und den christlichen Königen - bei ihnen allen hat man das Gefühl sie wiederzuerkennen, wenn sie einem eines Tages begegnen würden.
Nicht ganz stimmig wird man vielleicht das etwas zu moderne Handeln Zahras empfinden. Sie agiert nicht nur einmal gegen die strikten Anweisungen ihres Vaters, aber es hat niemals ernste Konsequenzen - weder für Zahra selbst, noch für ihre Schwester. Dies scheint aufgrund der doch sehr hohen moralischen und auch familiären Ansprüche - gerade im muslimischen Glauben und in der damaligen Zeit! - nicht ganz nachvollziehbar.


Aufmachung des Buches
Wieder einmal leider nur eine Taschenbuchausgabe. Gerade bei guten Büchern ist es immer wieder bedauerlich, wenn der Verlag dem Leser zu Liebe eine kostengünstigere Auflage als ein gebundenes Buch herausbringen muss. Dennoch ist die Taschenbuchausgabe bis auf eine Landkarte sehr komplett. Gleich beim Aufblättern des Buches findet man eine Kurzbiografie der Autorin und eine Auflistung sämtlicher im Buch vorkommenden wichtigen (getrennt die fiktiven von den historisch belegten) Figuren. Das Buch ist in vier Teile und diese wiederum in mehrere Kapitel gegliedert. Am Ende des Buches findet sich ein Stammbaum der letzten Emire des Königreichs der Nasriden von Granada, ein Stammbaum des Hauses Aragón-Kastilien, eine Nachbemerkung sowie eine Zeittafel, ein Glossar und eine Danksagung der Autorin. Wäre noch eine Landkarte mit den wichtigsten Städten der damaligen Zeit dabei, so wäre dieses Buch in der Aufmachung perfekt!


Fazit
Ein äußerst kurzweiliges und vor allem sehr informatives Buch über die Rückeroberung Granadas. Mit fundiertem Wissen und sehr viel Feingefühl schafft es die Autorin, einem einen Teil der Geschichte Spaniens näher zu bringen. Möge auch die Protagonistin etwas zu emanzipiert für die damalige Zeit handeln, so mindert dies jedoch nicht das Vergnügen an der farbenprächtigen und prallen Erzählung. Wer gute Recherche zu schätzen weiß, wird mit diesem Buch seine Freude haben.


4 Sterne


 

Hinweise
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