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1565. Die Renaissance...

Kunst und Wissenschaft stehen mitten im Umbruch, während die Religionskriege schweelen...Doch im Schatten, unsichtbar, hat ein anderer Kampf bereits begonnen. Ein Kampf, bei dem es um das geheimnisvollste aller Dinge geht, die wunderbarste aller Schöpfungen: den menschlichen Körper.

In Paris werden berühmte Mediziner tot aufgefunden. Ambrosius Paré, königlicher Chirug und Pionier der neuen Medizin, geht der Sache nach. Er findet heraus, dass er der Nächste auf der Liste ist...Doch mysteriöse Kreaturen wachen über ihn. Legendäre Wesen, die alles in Frage stellen werden... alles, an das er bis dahin geglaubt hatte.

 

Das_Einhorn01  Autor: Mathieu Gabella
Illustrationen: Anthony Jean
Verlag: Splitter 
Erschienen: Oktober 2007
ISBN: 978-3-939823-75-9
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 18 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Die Handlung dieser Geschichte in Worte zu fassen, ohne zu viel zu verraten, ist ein schwieriges Unterfangen. Hier wurden reale historische Personen und Begebenheiten mit fantastischen Elementen gepaart, zu einem reichlich düsteren Mystery-Thriller verquickt. Heraus kommt eine sehr komplexe Story um Verschwörungen, die Ränke der Kirche, die ebenfalls ihre Finger im Spiel zu haben scheint, sagenhafte Wesen mit unglaublichen Fähigkeiten und ein fesselnder Plot um die großen Gelehrten und ihre Erkenntnisse. 

Das Ergebnis ist unglaublich fesselnd und erzeugt eine ungeheure Spannung. Das durchweg sehr düster gehaltene Artwork tut ein übriges. 


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Das Artwork ist durchweg sehr düster, und zwar nicht nur im bildhaften Sinne, sondern auch wortwörtlich gemeint. Der allergrößte Teil der Bilder ist in dunklen Braunt- und Sepiatönen gehalten. Auch ein dunkles Olivgrün kommt des öfteren zum Einsatz. Lediglich die letzten paar Seiten bilden eine Ausnahme, dort dominieren kalte Grau- und Blautöne, passend zur dargestellten winterlichen Bergwelt. Die Farbgebung ist so dunkel gehalten, das das Lesen des Comics bei schlechtem Licht ein sehr mühsames Unterfangen ist. Am besten bei Tageslicht die morbiden Zeichnungen bewundern, dann entgeht einem auch kein Detail. Eben dieser ausgesprochen morbide und dunkle Stil, der unheimlich konsequent umgesetzt wurde, übt einen Großteil der Anziehungskraft des Comics aus. Alles ist harmonisch und perfekt aufeinander abgestimmt. Nicht nur die Handlung ist recht mysteriös, auch die Bilder, die auf den Betrachter wirken, sind beklemmend und geheimnisvoll.

Die Charakter von Jean sind sehr kantig und dynamisch. Die Mimik in den Gesichtern strahlt stets ein kühle Härte und Verbissenheit aus. Freundliche Gesichter und erotische runde Formen sucht man vergeblich, denn selbst die vorkommenden Frauen sind kühl und distanziert. Ihre Brüste sind das einzige wirklich runde, aber selbst diese werden nur ein einziges mal, aus dem Ausschnitt eines Mieders quellend, zur Schau gestellt. Gleichtzeitig ist dies auch die einzige Frau, die im gesamten Band vorkommt, ansonsten haben wir es mit einer reinen Männerwelt zu tun. Die Kreaturen, die eine wichtige Rolle in der gesamten Geschichte spielen, sind Wesen, die lediglich aus einem Skelett mit Muskeln und Sehnen zu bestehen scheinen. Eine Haut besitzen sie nicht. Auf den ersten Blick meint man es mit Dämonen zu tun zu haben. Doch im weiteren Verlauf der Handlung erfährt man, um was es sich bei ihnen wirklich handelt. Ich finde diese Darstellung nicht so gelungen, jedoch erschließt sich der Grund dafür am Ende des ersten Bandes und es wird klar, warum sie so aussehen mussten.

Wieso eine Altersempfehlung ab 18 Jahren? Die ist auf die vollkommen schonungslose Gewaltdarstellung zurückzuführen. Abgehackte Köpfe, herausgerissene Gedärme, zerfetzte Leichen, literweise durch die Gegend spritzendes Blut, ein herausgerissenes Rückrat, das Ambrosius als Schlagwaffe dient...Ich denke mal, das ist ausführlich genug, um jedem klarzumachen, dass dieser Stoff nichts für Kinder und Jugendliche ist. 

Die Zeichnungen wirken hin und wieder ein wenig verschwommen, so dass man den Eindruck gewinnt, dass bei der Reproduktion etwas geschlampt wurde. Dies ist nämlich nur im vorliegenden ersten Band so. Die Darstellung im zweiten Band ist stets klar und vollkommen randscharf. Vielleicht hat Anthony Jean aber auch noch am Stil gefeilt und war sich noch nicht ganz sicher, welchen Stil er durchziehen möchte. Denn die etwas unscharf wirkenden Darstellungen verströmen ein ganz besonderes Flair. Sie sind etwas grobkörnig und die Kanten wirken, als wären sie mit Pastellkreide gezeichnet. Die Gesamtwirkung ist dadurch noch morbider als sonst. Dies halte ich für wahrscheinlicher, denn Splitter arbeitet für gewöhnlich sehr sorgfältig. Dagegen spricht allerdings, dass die beim Splitter Verlag einsehbare Leseprobe dieses Manko nicht aufweist. Im Gegenteil, auch die Farben sind viel klarer und sauber voneinander getrennt. Wo sich bei der Leseprobe noch klare indigoblaue Farbtöne erkennen lassen, sehen wir im Druck nur einen düster-diffusen Mix aus Braun, Dunkelgrau und Schwarz. Viele Details saufen komplett ab. Das leuchtend rote Blut auf den Seiten 4 und 6 ist im Druck nur noch eine Mischung aus Sepia und Rostrot. Die Seiten 6 und 7 bestehen im Druck gar nur noch aus verschiedenen Sepia-Farbabstufungen, das Olivgrün, Schilfgrün und Karmesinrot der Leseprobe lässt sich nicht ausmachen. Auch die nachfolgenden Seiten sind wesentlich farbenfroher und vor allem viel differenzierter und klarer als das, was ich hier in gedruckter Form vor mir habe. Mir liegt übrigens die zweite Auflage vom März 2009 vor. Schade, aus dem Hause Splitter kenne ich so etwas nicht. 


Aufmachung des Comics
Die Qualität der Bindung und des verwendeten Papiers ist auf dem bei Splitter üblichen, hohen Niveau. Hier gibt es nichts zu meckern. Die Covergestaltung ist gelungen, obwohl sie sehr schlicht gehalten ist - ein altes Pergament auf dem verschiedene Antatomieskizzen zu sehen sind. Am oberen Ende zerreist es gerade und im Hintergrund ist in rostroten Farbtönen ein Gewirr von Kreaturen erkennbar. Im Vordergrund steht Ambrosius Paré, eine der Hauptfiguren.

Der Druck kann mich leider nicht überzeugen. Alles ist ein Ineinanderfließen aus Brauntönen, die kaum voneinander differenzierbar sind. Zu allem Überfluss sieht man auf der Website des Verlags dann eine wunderbar klare Darstellung, die sich mit der gedruckten Ausgabe nur Ansatzweise in Verbindung bringen lässt. Das gibt einen Stern Punktabzug für ein ansonsten großartiges Comic.


Fazit

Sehr düstere, fesselnde Story, die einem fast nicht mehr loslässt. Wer auf eine Mix aus Fantasy, Mystery und Thriller steht, sollte hier unbedingt zugreifen. Die Druckqualität ist leider enttäuschend.


4 Sterne


Hinweise
Rezension von Thomas Lang


Anbei noch ein kleiner Lesetipp. Wer mehr Stoff in der Art von "Das Einhorn" sucht, der sollte unbedingt mal einen Blick auf "Der Bund der Alchemisten" , von Greg Keyes, werfen. Ein echter Geheimtipp!!


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