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Jeff Jordan, ein Schmuckstück der belgischen Schule, feiert in dieser vier Bände umfassenden Gesamtausgabe seine Wiederauferstehung. Im schmucken 50-er-Jahre-Ambiente erleben das Dream-Team Jeff Jordan, Assistent Teddy und Inspektor Stiesel haarsträubende Abenteuer. Abenteuer, die jedem, der Funnies mit einem Schuss Krimi liebt, das Herz aufgehen lässt.

 

Jeff_Jordan_2  Autor: Maurice Tillieux
Illustrationen:  Maurice Tillieux
Verlag: Ehapa Comic Collection
Erschienen: Dezember 2009
ISBN: 978-3-7704-3309-4
Seitenzahl: 238 Seiten
Altersgruppe: 10-11 Jahre


Die Grundidee der Handlung
Der zweite Jeff Jordan Sammelband enhält vier neue Geschichten um den ehrgeizigen Detektiv und seinen immer zum Lachen aufgelegten Helfer Teddy Bär. Enthalten sind folgende Geschichten:

Durch die Hölle von Massacara
Eines morgens kommt ein Mann in Jeff Jordans Büro und ersucht ihn um Hilfe. Er erzählt, er habe einen Brief von seinem Bruder erhalten, der eine chiffrierte Botschaft enthalte. Als Kinder hätten sie des öfteren Nachrichten auf diese Art codiert, und da der Inhalt des Briefes keinen Sinn ergab, sei er auf die Idee gekommen, das eine geheime Botschaft enthalten sein könne. Dies war auch tatsächlich so. Sein Bruder schrieb ihm, er sei in großer Gefahr und befinde sich in der Republik Massacara, einer südamerikanischen Militärdiktatur. Jeff übernimmt den Fall und befindet sich schon bald an Bord eines Flugzeugs nach Massacara. Noch ahnt er nicht, in welch große Gefahr er sich damit begibt.

Die Nacht des schwarzen Hundes
Teddy Bär sieht wie jeden Morgen die Post durch und staunt nicht schlecht, als er plötzlich einen Drohbrief in Händen hält. Erst im Nachhinein bemerkt er, dass der Brief irrtümlicherweise dem Falschen zugestellt wurde. Er ist an einen "Herrn Barney Basker" adressiert, der in Schönbrunn wohnen soll. Er soll in wenigen Tagen vom "Schwarzen Hund" erledigt werden. Jeff beschließt, den Brief persönlich vorbei zu bringen und der Sache auf den Grund zu gehen. Wieder einmal hat Jeff den richtigen Riecher, denn schon bald sind sie einer großen Sache auf der Spur.

Die roten Mönche
Diesmal erleben Jeff und Teddy in einem kleinem, einsamen Kaff mit Namen Winkelhausen mysteriöse Dinge. Der dortige Bürgermeister bittet sie telefonisch um Hilfe, denn ein Gespenst soll in den nahen Klostermauern sein Unwesen treiben. Jeff verspricht der Sache nach zu gehen, im Gepäck eine Infrarotkamera, die auch nächtliche Aufnahmen ohne Blitz erlaubt, bricht er sogleich auf. Schon bald treffen sie in Winkelhausen ein, wo sie auch prompt dem Gespenst über den Weg laufen. Doch in dem einsamen Gemäuer treiben noch andere Gestalten ihr Unwesen. 

Tötet Jeff Jordan
In einer Firma, die Luftaufnahmen für geologische Zwecke anfertigt, wird eingebrochen. Entwendet werden die Aufnahmen, die für den neuesten Auftrag im Iran, im Jemen und in Dahomey erstellt wurden. Der Eigentümer der Firma bittet Jeff Jordan - zusätzlich zur Polizei - Ermittlungen anzustellen, denn die schnelle Wiederbeschaffung der Dokumente ist von großer Wichtigkeit. Kaum am Tatort eingetroffen, entdeckt Teddy sehr bald eine wichtige Spur. Die Eingangstür wurde im Nachhinein von innen aufgebrochen... Schon bald werden auf Jeff mehrere Mordanschläge verübt, was ihn natürlich nicht davon abhält, seine Ermittlungen weiterzuführen.

Bei allen vier Erzählungen handelt es sich um unterhaltsame, kurzweilige Kriminalgeschichten mit der richtigen Portion an Spannung und humorvoller Situationskomik. Die komische Seite kommt allerdings etwas zu kurz, denn die Witze haben einen längeren Bart als Methusalem und reißen heute niemanden mehr vom Hocker. Dies schmälert den Unterhaltungswert jedoch kaum, es sei denn, man erwartet hier witzig und heiter zum Lachen gebracht zu werden.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Auch bei den Zeichnungen sollten die Erwartungen des Lesers von heute nicht zu hoch geschraubt sein. Mit den heutigen, durchgestylten Kunstwerken der modernen Comickunst, die meist unter zu Hilfenahme moderner Grafiksoftware erschaffen werden, kann man Jeff Jordan eigentlich nicht vergleichen. Hier ist noch alles von Hand gezeichnet. Mit wenigen, gekonnt gesetzten Linien werden die Figuren und ihr Umfeld zum Leben erweckt. Wie im informativen Teil des Comics beschrieben, war es damals "in", mit möglichst wenigen Linien, die allerdings exakt sitzen mussten, möglichst viel darzustellen. Dieses Können geht den heutigen Zeichnern oft ab, denn diese Art des "Minimalismus" zu meistern ist alles andere als einfach.

Plastizität und 3D-Effekt such man in den simplen völlig zweidimensionalen Strichzeichnung vergeblich. Cartoon pur, mit jeder Menge Text, der die Story vorantreibt, das ist hier geboten. Schwarze, mit Tusche gezeichnete Linien, die Flächen einfarbig ausgemalt. Doch trotz dieser Schlichtheit sind diese einfachen, fast schon skizzenhaften Gemälde sehr ausdrucksstark. Und doch besitzen sie etwas, was modernen Hochglanzproduktionen häufig fehlt. Die Figuren besitzen eine lebendige Austrahlung und der Cartoonstil hat nicht diese Schwere und diesen zwanghaften Wunsch nach Anspruch. Die heutigen Comics möchten "erwachsen" sein. Sie wollen ernsthaft, düster und gehaltvoll sein. Darüber hat sich in dieser Zeit keiner Gedanken gemacht. Das Comic sollte leichte, unbeschwerte Unterhaltung bieten, was nicht heißen soll, dass sie deshalb anspruchslos waren. Im Gegenteil, die Story kann, gerade in den Werken von Jeff Jordan, mit sehr schönen Wendungen und nicht vorhersehbaren Ereignissen aufwarten. Auch hierbei können aktuelle Werke nicht immer überzeugen. 

Das Tempo der Geschichten ist auch aufgrund der grafischen Schlichtheit sehr hoch, denn die minimalistischen, fast schon storybookartigen Zeichnungen können vom Leser mit einem Blick schnell erfasst werden. Das Lesetempo ist daher sehr hoch, denn der Blick verweilt nicht lange auf den gemalten Inhalten.

Zu lesen gibt es bei Jeff Jordan eine Menge. Damals wurden noch richtig umfangreiche Geschichten erzählt, die nicht von inhaltlichen Lücken durchsetzt waren, die man heute gerne als Stilelement deklariert. Die Dialoge sind sehr gut geschrieben und stets übersichtliche angeordnet. Beim Schriftsatz wurde aber auch schon damals für die "hochwertigen Produktionen" auf eine Textdarstellung nur mit Großbuchstaben gesetzt. Dies ist auch noch heute Genrestandard. Auch bei der verwendeten Schriftart hat sich nichts getan, nur dass heutige Produktionen viel randschärfer gedruckt werden und technisch wesentlich weiter entwickelter aussehen. Der Text für die vorliegende Gesamtausgabe wurde jedoch überarbeitet, er befindet sich ganz auf der Höhe der Zeit. Auch die Bilder sind sehr klar und mit scharfen Konturen abgedruckt. Ob hier die Originale neu eingescannt wurden oder überhaupt eine Überarbeitung stattgefunden hat, kann ich nicht sagen. Das Ergebnis sieht zumindest stark danach aus. Denn bei den abgedruckten Reprodunktionen und Skizzen sieht man, dass die Originalausgaben nicht das heutige Niveau besaßen, eine originale alte Ausgabe zum Vergleichen liegt mir leider nicht vor. Doch wenn ich mit anderen Comics vergleiche, die damals gedruckt wurden, ist klar erkennbar, dass sich die Drucktechnik erstaunlich weiterentwickelt hat.

Auffällig ist auch, dass den Sprechblasen damals noch eine Menge Platz eingeräumt wurde, heute tritt der Text meist in den Hintergrund, um die opulenten Zeichnungen nicht zu stören, was der Lesbarkeit leider nicht immer zuträglich ist. Die Schriftgröße ist oft sehr klein, oder der Abstand zwischen Wörten ist sehr knapp bemessen. Bei Jeff Jordan gibt es hier keine Probleme. Die Schrift ist angenehm groß und die Abstände zwischen den einzelnen Worten ist sehr üppig bemessen.


Aufmachung des Comics
Der Comic ist in stabilen Karton gebunden. Die matte Oberfläche ist bei meinem Exemplar leider mit leicht glänzenden Sprenkeln überzogen. Es sieht so aus, als wäre die Druckwalze nicht richtig sauber gewesen, bzw. könnte es auch ein leichter metallischer Abrieb sein. Von Seiten des Ehapa Verlags teilte man mir auf Anfrage mit, dass ein Teil der Auflage diesen Produktionsfehler aufweise. Die Druckerei sei aber bereits bemüht, die fehlerhaften Exemplare aus dem Verkehr zu ziehen. Die Papierqualität entspricht der ersten Gesamtausgabe, die ebenfalls hier von mir rezensiert wurde. Wiederum gibt es jede Menge Bonusseiten, auf denen es eine Menge Informationen über Maurice Tillieux und die Entstehung von Jeff Jordan gibt. Es gibt sogar eine kurze Bonusgeschichte. Die Ausstattung ist mit beinahe 30 zusätzlichen Seiten mehr als vorbildlich.


Fazit

Wunderbare Storys mit hohem Unterhaltungswert. Die Gesamtausgabe glänzt mit perfekter Ausstattung und einem excellenten Preis-Leistungs Verhältnis. Wer auf Geschichten in Machart von Spirou und Tim und Struppi steht, sollte hier unbedingt zugreifen.


4,5 Sterne


Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an Ehapa Comic Collection für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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