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Der dritte Band von Stephen Kings momumentaler Fantasy Saga DER DUNKLE TURM

Die sterbende Welt, die Roland auf der Suche nach dem Dunklen Turm durchquert, nimmt immer groteskere Formen und seltsamere Gestalten an. Aggressive Roboter und mechanische Tiere stellen sich dem letzten Revolvermann und den ausgewählten Drei in den Weg. Am Rande des Wahnsinns träumt Roland von dem Schlüssel, der aus dem Nichts des wüsten Landes auftaucht, um ihm die Geheimnisse des Dunklen Turms zu offenbaren.

 

  Autor: Stephen King
Verlag: Heyne
Erschienen: 2001
ISBN: 3-453-12386-7
Seitenzahl: 606 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die Zusammenfassung auf dem Buchrücken ist nicht ganz korrekt, denn der Schlüssel ist ein entscheidendes Element im Ersten Buch diesen Bandes (die Übersetzung aus dem Amerikanischen enthält die zwei Bücher „Jake – Angst in einer handvoll Staub“ und „Lud – Gehäuf zerbrochener Bilder“), während Roland und sein Ka-tet erst zum Ende des Zweiten Buches die wüsten Lande erreichen.

Nachdem Roland sowohl Eddie und Susanna aus New York gezogen und den Killer Jack Mort getötet hat, macht er sich daran, beide zu Revolvermännern auszubilden. Doch sein Verstand arbeitet gegen ihn: da er Jack Mort in New York hinderte, Jake zu töten, kommt Roland mit jedem Schritt seiner Reise dem Wahnsinn näher – denn Jake war einst in seiner Welt, weil er in New York starb, aber genau dies ist nun nicht eingetreten. In New York unseres Paralleluniversums ergeht es Jake nicht besser: sein Verstand droht sich zu spalten in einen Teil, der ihn für tot, und einen, der ihn für lebendig hält. Der einzige Weg für beide, dem Wahnsinn zu entrinnen, ist Jakes Rückkehr in Rolands Welt. Doch wie soll dies bewerkstelligt werden?


Stil und Sprache
Stephen King steigt ohne großen Hehl sofort wieder in die Geschichte ein, einige Wochen, nachdem „Drei“ geendet hat. Mit wenigen Worten fasst er diese Zeit zusammen, statt sich damit lange aufzuhalten. Bereits im ersten der kurz ausfallenden Kapitel wird auf die actionreiche Szene förmlich hingearbeitet, mit der er sehr früh Spannung erzeugt, um den Leser direkt zu fesseln. So fliegen die Seiten regelrecht dahin, die knappen Abschnitte haben ihren Anteil daran -  das kürzeste im dritten Teil des Ersten Buches besteht sogar nur aus einem Satz.
Im Großteil des Ersten Buches erzählt der Autor mit zwei Handlungssträngen – Mittwelt und New York zu Jakes Zeit. Die Wechsel nehmen zu, die Anzahl der Kapitel ab, je mehr die zwei Handlungsstränge zu einem werden, und sorgen so für eine unheimliche Dynamik, die sich nach und nach steigert. Ab dem 10. Kapitel des Zweiten Buches sorgt King erneut für dieses hohe Tempo, dass sich sogar noch erhöht, je stärker die Ereignisse voranschreiten. Durch stetige Wechsel der Handlungsstränge, in die sich die Geschehnisse wieder splitten, und die bekannt kurzen Kapitel, feuert er den Leser zusätzlich an, so dass man gar nicht anders kann, als weiterzulesen. Daran, das Buch beiseite zu legen, ist überhaupt nicht zu denken.

King bedient sich einerseits einer klar verständlichen Sprache, die jeder gut verstehen kann und die Fremd- und Fachwörter meidet, würzt diese andererseits mit Begriffen aus der „Hochsprache“ aus Neu-Kanaan, Rolands Heimat. Diese Worte werden – sind sie dem Fan des Epos nicht bereits bekannt – mehr oder minder direkt erläutert. So steht Ka-tet für eines von vielen, Khef ein Begriff für Nähe und das Teilen von Gedanken, während Ka nicht nur mit Schicksal zu übersetzen ist, sondern noch weitaus umfangreichere Bedeutungen hat.
Zudem versteht King es, Orte und Begebenheiten zu beschreiben, ohne den Leser damit zu erschlagen – die Balance stimmt. Allein die Beschreibung der Wüsten Lande sorgt für eine Gänsehaut, ähnlich wie die der Villa. Schaurig zeichnet er ein Bild der apokalyptischen Version von Lud, angenehm das des Dorfes River Crossing.

In „Tot“ löst Stephen King so manches Rätsel, gibt dem Leser aber direkt auch viele neue auf. Überhaupt haben Rätsel in diesem Teil der Turm-Saga eine wichtige, eine heilige, eine entscheidende Bedeutung – uns sind so Zeugnis für Kings Vorliebe zu dieser uralten Disziplin.
Die deutsche Fassung arbeitet mit drei Arten von Textgestaltungen: der üblichen für Erzählungen und normal geführte Dialoge, einer kursiven bei besonderen Betonungen, bei Gedanken und Träumereien, und einer komplett in Großschrift gehaltenen Art, mit der Rolands Ka-tet u.a. mit den Maschinen in Lud kommunizieren.


Figuren

Im vierten Teil der Fantasy-Saga gibt es nicht nur mit Roland, Eddie und Susannah ein Wiedersehen, sondern auch mit Jake, dem pfiffigen Jungen aus New York. Sie bilden ein Ka-tet, eine Gruppe von Revolvermännern, die auf der Suche nach dem Dunklen Turm durch Mittwelt ziehen. Die ihnen begegnenden Figuren sind weitestgehend Statisten, welche der Geschichte dienen, doch Stephen King geht auch auf sie gekonnt ein und gibt ihnen den nötigen Hintergrund, um sie zu sehr glaubhaften Charakteren werden zu lassen – jeden einzelnen von ihnen sieht man beim Lesen vor sich, kann sie sich gut vorstellen.
Während ihrer Ausbildung zu Revolvermännern durchlaufen Eddie, Susannah und Jake eine Entwicklung, bei der Mut und Kaltblütigkeit, Instinkte und Intuitionen geschärft werden. Damit werden sie dem Leser jedoch keinesfalls unsympatisch, sind diese Eigenschaften doch schlichtweg notwendig, um in der apokalyptischen Welt überleben zu können. Sowohl Roland als auch Jake kommen in diesem Band in eine Situation, in der sich ihr Verstand zu spalten scheint, nachdem die Zeitspirale zwischen den Dimensionen unterbrochen wurde. Beide hören sich widerstreitende Stimmen, die sie in den Wahnsinn zu treiben drohen. Können sie ihnen entkommen? Und noch ein weiteres Mitglied des Ka-tet tritt auf den Plan: Oy, der Billy Bumbler, eine in Mittwelt einst recht populäre Tierart. Doch soll an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden – Oy sorgt noch für manche Überraschungen.


Aufmachung des Buches
Das mir vorliegende Taschenbuch ist als 10. Auflage bereits 2001 erschienen und damit noch - vor Kings Überarbeitung der ersten vier Teile - die alte Fassung mit der ersten Übersetzung. Zu erkennen ist dies u.a. an Phrasen wie „Die Welt hat sich weitergedreht“ statt „Die Welt hat sich weiterbewegt“ aus der Übersetzung der neuen Fassung, und passt meiner Meinung nach wesentlich besser zum Charakter der Geschichte. Die Verarbeitung des Buches ist sehr gut, auch nach einem halben Dutzend mal lesen innerhalb von 8 Jahren weist es noch verhältnismäßig wenig Spuren auf.

Die Gestaltung der Buchfront dominiert in kräftig-orangenen Tönen, die ein Schloss – nicht ganz passend, soll es vermutlich entweder den Dunklen Turm oder Lud symbolisieren – vor einem spiegelnden Gewässer andeutet. Darüber prangt neben dem Einzel- und dem Serientitel der Name des Autors.


Fazit
Die Saga um den Dunklen Turm, an der Stephen King über 30 Jahre gearbeitet hat, geht mit „Tot“ in die dritte von insgesamt sieben Runden. Den Leser erwarten in der apokalyptischen Welt Abenteuer, Rätsel, aber auch Zerstörung und Tot. Ein Meisterwerk des Fantasygenres, das nicht nur Fans des Autors lesen sollten.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Schwarz
Band 2: Drei

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