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Kommissar Maigrets langjähriger Kollege, Inspektor Lognon, ist vom Pech verfolgt. Erstens hat er eine sauertöpfische Frau. Zweitens wird er ganz nah an der Aufdeckung eines Falles angeschossen und fällt ins Koma; das passt in Lognons Weltbild, in welchem feststeht, das immer die anderen die Früchte seiner Arbeit ernten. Als man Lognon findet, kann er nur noch ein Wort hauchen: Gespenst. Schlüssel zu diesem Fall sind für Maigret zwei schöne Frauen und auch in Bezug auf sie scheint wieder ein anderer die Früchte von Lognons Arbeit ernten zu dürfen …
Einer der härtesten Maigret-Romane, der den Kommissar in die Welt der Maler und Kunstfälscher entführt.

 

  Autor: Georges Simenon
Verlag: Diogenes
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-257-23862-4
Seitenzahl: 171 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Kommissar Maigret erwacht gerädert nach einer zu kurzen Nacht und einem langen Verhör davor. Es ist erst 7 Uhr, als einer seiner Inspektoren an der Tür klingelt und aufgeregt davon berichtet, dass man Lognon aus dem 18. brutal niedergeschossen auf der Straße gefunden hat. Für Maigret ist es eine Ehrensache, das Verbrechen an dem Pechvogel Lognon aufzuklären. Doch keiner seiner Kollegen weiß, womit er sich die letzten Tage beschäftigt hat. So müssen sich der Kommissar und seine Leute mühsam durch die Anwohner des Tatorts fragen, um Hinweise auf die Tat zu erhalten. Der entscheidende Tipp kommt von einem alten Mann, der - weil er nicht mehr gut gehen kann - sein Leben hinter dem Fenster verbringt und so dem Kommissar eine seltsame Geschichte liefern kann. Doch kann er den angesehenen Bürger, der offensichtlich in die Straftat verwickelt ist, überführen? Noch fehlen die Beweise und der Kunstsammler streitet alles ab. Für Maigret ist alles klar und er versucht den Täter geschickt in eine Falle zu locken.


Stil und Sprache
Georges Simenon läst in Band 62 seiner Maigret Geschichten seinen Kommissar in eigener Sache ermitteln. Ein alter Freund von ihm, Inspektor Lognon, der Pechvogel, wird angeschossen und keiner weiß warum. Was sonst so gemütlich beginnt, wirkt hier, wie wenn man auf ein fahrendes Auto aufspringen muss. Von Beginn an legt Simenon ein hohes Tempo vor und steigert dabei Spannung und Tempo noch bis zum Schluss. Trotzdem ist es für den Leser - vor allem wegen der leicht zu lesenden und verstehenden Texte - einfach, die Zusammenhänge zu verstehen und Kommissar Maigret auf seiner Jagd zu begleiten. Die intensiven und authentischen Beschreibungen der Orte und Szenen, die mit liebevollen Details versehen sind, tragen zur besonderen Atmosphäre bei. Da wird die Villa eines exzentrischen, reichen Ausländers im Kopf des Lesers zu Bildern, wenn Maigret sich durch das Gebäude führen lässt und dabei jedes Detail regelrecht einsaugt. Man sieht die engen Gassen des Pariser Viertels vor sich, sieht, wie sich die Gardinen bewegen, hinter denen sich alte Menschen verbergen und die Außenwelt beobachten. Wieder verknüpft Simenon auf diese Weise gekonnt die verschiedenen Gesellschaftsschichten, die in Paris auf engem Raum nebeneinander leben. Auch die Überheblichkeit der vermeintlich besseren Leute wird vom Autor gut in Szene gesetzt, es wird aber auch gezeigt, dass das Gesetz sich nicht davon beeindrucken lässt.


Figuren
Simenons Geschichten sind gekonnte Verknüpfung der atmosphärischen Szenen und seiner authentischen Charaktere. Durch alle Gesellschaftsschichten werden seine Personen so real wie möglich dargestellt - was nicht selten zu skurrilen, außergewöhnlichen Figuren führt. Da gibt es den eigenbrötlerischen alten Herrn, der wegen seiner Gesundheit nicht mehr aus dem Haus kann, aber mit schlafwandlerischer Sicherheit die Gegend beobachtet und seine oft richtigen Schlüsse daraus zieht. Was dann für den einfachen Inspektor wie ein verrückter Wichtigtuer aussieht, ist für Maigret ein wichtiger Zeuge, der ihm den entscheidenden Hinweis gibt. Das ist dann auch eine Besonderheit am Kommissar: er ärgert sich, dass er diesen Herren nicht selbst befragen konnte, allein schon nur, um ihn kennen zu lernen. Wenn Maigret erst einmal Lunte gerochen hat, wird er zum Jagdhund, der seine Beute fixiert und erst wieder locker lässt, wenn der Täter überführt ist. Dabei versucht er, die Person oder die Personen auf gezielte Weise zu befragen, so dass diese sich in Widersprüche verstricken und am Ende die Tat gestehen. Dies passiert nicht selten in stundenlangen Verhören, die für beide Parteien extrem Kräfte raubend sind, am Ende aber für Maigret zum Ziel führen.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist in diogenestypischem Design gestaltet. Das Cover ziert eine Scharz-Weiß-Aufnahme einer im Nebel von hinten angeleuchteten Litfaßsäule. Das Bild befindet sich in der typischen schwarzen Umrandung auf weißem Grund; der Rahmen beinhaltet auch Titel und Autor. Die edle Ausgabe wird durch ein rotes Lesebändchen und farbige Karten von Paris in den Deckelinnenseiten aufgewertet.


Fazit
Bisher einer der spannendsten Maigret Romane, den ich lesen durfte. Das Taschenbuch ist ganz klar nicht nur für Simenon-Freunde ein Muss.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 57: Maigret und der faule Dieb
Band 58: Maigret und die braven Leute
Band 59: Maigret und der Samstagsklient
Band 60: Maigret und der Clochard
Band 61: Maigret gerät in Wut

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