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Mit ihrem Insiderwissen und den Tipps aus der Praxis hat die Diabetesberaterin Ulrike Thurm vielen Diabetikern den Einstieg in die Insulinpumpen-Therapie erleichtert.
Medizinische Grundlagen der Therapie, praktische Fragen und der Alltag mit der Insulinpumpe werden hier ausführlich dargestellt. Ein Buch, das auch Pumpenprofis als Nachschlagewerk viele Tipps und Anregungen bietet.

 

  Autor: Ulrike Thurm
Verlag: Die Deutsche Bibliothek
Erschienen: 1999
ISBN: 3-87409-071-X
Seitenzahl: 123 Seiten


Stil und Sprache
Ulrike Thurm ist nicht nur als gelernte Krankenschwester vom Fach, sondern selbst langjährige Inspulinpumpenträgerin und weiß somit, wovon sie spricht. Sie nutzt in ihrer Insulinpumpenfibel einen feingliedrigen Aufbau für einzelne, wenn auch ähnliche Themenbereiche, die es ermöglichen, das Werk häppchenweise zu lesen und zu verdauen. Bei der Sprachwahl bemüht sich die Autorin, auch für medizinische Laien verständlich zu sein, verwendet aber trotzdem intensiv Fachbegriffe, die zu konzentriertem Lesen zwingen. Unglücklich fand ich z.B. die häufige Verwendung des Begriffes Ketoazidose, den nicht jeder Leser – je nach (Vor-)Kenntnissen und Bildungsstand - kennt. Dieser wird zwar im Kapitel 5 behandelt, eine Definition geliefert und Symptome und Folgen ausführlich besprochen, jedoch im Vorfeld – wo davon die rede ist – nicht näher erläutert. Zudem konnte auch nach dem Durcharbeiten des Sachbuches die Frage nicht abschließend geklärt werden, worin genau für die Ketoazidose (im Vergleich zur ungefährlicheren Hyperglykämie) die Ursache liegt und wie man sie vermeiden kann.
Auch Abkürzungen wie U40, U100, CSII oder ICT verwendet Ulrike Thurm reichlich. Die Erklärung lässt sich zwar mit einigem Vorwissen aus dem Text ableiten, so steht U100 für die Insulinkonzentration 100 E/ml, CSII für die Insulinpumpentherapie und ICT für die intensivierte Insulintherapie, der genaue Inhalt der Abkürzungen (ICT = intensive conventional therapy) erschließt sich dem Leser jedoch nicht aus der Fibel.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Die Zielgruppe dieses Buchs ist eindeutig, aber auch umfassend, denn die Fibel richtet sich an Diabeteszentren, Diabetologen, Diabetesberater, frischgeschulte und langjährige Insulinpumpenträger und intensiviert spritzende Diabetiker. Technisch gesehen muss der Fibel natürlich eingestanden werden, dass sie nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand ist, stammt die mir vorliegende 3. Auflage doch von 1999. So können die damals erhältlichen drei Insulinpumpenmodelle von den heutigen abweichen, ich kenne beispielsweise einen weiteren Hersteller mit zwei Modellen im Produktprogramm. Weitere technische Hilfsmittel, wie die Katheter, unterscheiden sich von den heute noch gebräuchlichen jedoch nicht, und auch alle übrigen Fakten, z.B. die Voraussetzungen für künftige Pumpenträger, welche Kriterien auch die heutigen Geräte erfüllen müssen, oder wie mit den Insulinwerten umzugehen ist, sind weiterhin up-to-date. Folgende Punkte werden in der Insulinpumpenfibel thematisiert:

  • Vorgespräche
  • Das fünftägige Behandlungs- und Schulungsprogramm
  • Anlegen der Pumpe
  • Hyperglykämie
  • Ketoazidose
  • Hypogklykämie
  • Sport / körperliche Bewegung
  • Pumpe und Alltag
  • Test
  • Erfahrungsberichte

In dem Handbuch finden sich reichlich Grafiken, Kurven, Statistiken, Beispielsrechnungen und Fotos, welche die Aussagen von Ulrike Thurm untermauern und den Leser dabei unterstützen, die oft komplexen Thematiken nachvollziehen zu können. Besonders wichtige Passagen sind zudem durch farbige Kästchen hervorgehoben, welche ein schnelles Wiederfinden beim Nachschlagen vereinfachen. Gut hat mir gefallen, dass nicht nur die Autorin selbst zu Wort kommt, denn das Sachbuch wird zunächst mit einem Bericht von Dieter Kraft, der mehrfacher Welt-, Europa- und Deutschlandmeister in Karate und seit seinem 25. Lebensjahr Insulinpumpenträger ist, zur Anpassung der Therapie an Training und Wettbewerb ergänzt. Später gibt es noch Erfahrungsberichte einer Mutter und ihrer Tochter, wie sich der Umstieg auf die Insulinpumpe bei der Erkrankung der Tochter ausgewirkt hat, einer Rentnerin, die erst mit 74 an Diabetes erkrankte, und eines nichtberuflichen Sportlers, der in zwei Monaten auf dem Fahrrad 4.300 km zurücklegte. Diese von der Autorin unabhängigen Berichte verleihen dem Buch nicht nur etwas Persönliches, sondern repräsentieren auch die unterschiedlichsten Zielgruppen (Kinder, Erwachsene, Sportler) für Insulinpumpen.

Wichtig finde ich den Punkt, dass Ulrike Thurm dem Diabetiker mit dieser Fibel viele Hilfen mit auf den Weg gibt, aber immer wieder betont, dass es keine allgemeingültigen Lösungen gibt, sondern es in der Verantwortung der Anwenders (und seines Diabetologen) liegt, die Pumpe als Werkzeug für eine optimale Zuckereinstellung zu nutzen.


Aufmachung des Buches
Die Insulinpumpenfibel ist über den Buchhandel kaum noch zu beziehen, allerdings bei vielen Diabetologen, Diabetesberatern oder Diabeteszentren noch vorrätig. Die Aufmachung ist einer medizinischen Publikation entsprechend schlicht gehalten, vom weißen Gesamteindruck hebt sich auf der Vorderseite lediglich ein violettes Dreieck mit dem Schriftzug „3. Auflage“ ab. Die Grafiken, Fotos und Statistiken sind auf ausreichend dickem Papier farbig gedruckt.


Fazit
Die Insulinpumpenfibel ist nicht nur eine Empfehlung für Diabetologen und behandelnde Ärzte, sondern vor allem auch für die an Diabetes Erkrankten - sowohl für langjährige Insulinpumpenträger, als auch für diejenigen, die bislang nur die intensivierte Insulintherapie nutzen und mit dem Gedanken spielen, in naher Zukunft auf eine Insulinpumpe umzusteigen. Das Buch klärt nicht nur auf und bringt einem das komplexe Thema näher, sondern vermag auch Ängste und falsche Vorstellungen gegenüber Insulinpumpen zu nehmen.
Trotz der angeführten Schwächen ein empfehlenswertes Buch.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch ist leider nicht mehr erhältlich.

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