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Das 5. Jahrhundert. Die Welt ist im Wandel begriffen und steht am Beginn einer ihrer größten Konflikte überhaupt: Das Christentum hat sich aufgemacht, die Welt zu erobern und stellt sich den alten heidnischen Religionen entgegen. Im Schatten dieser Ereignisse liefern sich Druiden und Mönche einen unerbittlichen Krieg. Während die Bretonen die felsige Vorküste der südlichen Bretagne besiedeln, versuchen Gwenc’hlan, der letzte Druide dieser Region, und Taran, sein Lehrling, ihr Volk aus der Schlinge der fanatischen Gegner zu befreien. Morrigan, eine Göttin aus der anderen Welt, steht ihnen bei dieser schwierigen Herausforderung hilfreich zur Seite. Verborgen zwischen den Relikten alter keltischer Bräuche lauert eine finstere und immer mächtiger werdende Bedrohung … Ein dichter und spannender Thriller, von Lamontagne in wunderschönen, detailreichen Bildern illustriert, die uns in die mittelalterliche Welt der Kelten entführen.

 

  Autor: Jean-Luc Istin & Thierry Jigourel
Illustration: Jacques Lamontagne
Verlag: Splitter
Erschienen: 01.04.2010
ISBN: 978-3-940864-44-4
Seitenzahl: 46 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Taran kommt nach dem Bootsunglück auf der Insel Mona zu sich, während sich auf der anderen Seite der Insel die in schwarz gekleidete Bruderschaft mit dem Skoten verbündet. Gwenc'hlan und Taran reisen nach Canaigh und treffen bei der Suche nach dem Kessel auf die Pikten. Doch es gelingt ihnen nicht, die ihnen dicht auf den Fersen sitzenden Feinde abzuschütteln – ist ein Verräter unter ihnen? Als die Gruppe um Gwenc'hlan – eskortiert von Pikten-Kriegern – auf der von Wikingern bewohnten Insel Ailbe eintreffen, um den Schicksalsstein zurückzuerobern, wird es gefährlich, denn keiner legt sich ohne weiteres mit den rauen Nordmannen an ... Und während die beiden Druiden in Begleitung noch unterwegs sind, um die Spuren der Mörder zu finden und den Ruf der Druiden reinzuwaschen, spielen sich auf Letavia, wo alles begann, schreckliche Ereignisse ab ...

Istins und Jigourels historischer Thriller, der eine Mordserie vor dem Hintergrund der gewaltsamen Verdrängung der keltischen Druiden durch die römisch-katholische Kirche behandelt, geht in die fünfte und nunmehr vorletzte Runde. Wie bisher auch, verquicken die Autoren historische Tatsachen und keltische Mythologie, die Gwenc'hlan und Taran nach und nach durchleben. So lernt der Leser Geschichtliches genauso kennen wie die Sagen der alten europäischen Nordvölker. Allerdings ist die Szenerie in ihrem Verlauf unübersichtlich geworden, kaum kann man sich noch an alle Einzelheiten erinnern, die zu den pausenlosen Ortswechseln und Reisen der beiden Druiden, dem Nachjagen einer mythologischen Begebenheit nach der nächsten führen. Und so hat die Geschichte – im Vergleich zu den ersten Bänden – mittlerweile etwas nachgelassen, auch wenn sie immer noch durchaus unterhaltsam ist. Wie man das von den Vorgängerbänden kennt, endet auch dieser Teil an einer spannenden, dramatischen Stelle in Form eines Cliffhangers.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Der fünfte Band der Serie knöpft unmittelbar an das Ende von „Der Kreis der Riesen“ und den Unfall beim Sturm auf hoher See an, ohne Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse, ohne nenneswerte Einführung. Wer den Comic aufschlägt, wird von der ersten Seite begeistert. Die Szene um Taran, der in die Finsternis der See hinabsinkt und dort auf eine Gruppe Meerjungfrauen trifft, ist in zarten, einfühlsamen Bildern umgesetzt. Dunkle, aber keine schwarzen Töne veranschaulichen die Tiefe und treten mit dem Leuchten der Wesen in Kontrast, und weben so eine Atmosphäre des Unwirklichen und Mystischen. Hierbei sind die Zeichnungen von schöner Machart. Die lässt aber bald ein bisschen, wenn auch nicht gravierend, nach. Hervorgehobene Portraits sind recht überzeugend inszeniert und vermögen die Stimmungen und Gefühle, aber auch den Charakter der Figuren widerzuspiegeln. Sehr deutlich wird das unter anderem bei den fragwürdigen Ansichten von Gwenole, aber auch beim förmlich verblendeten Bruder Iltud, der durch Intoleranz und Hass die dem Christentum nicht aufgeschlossenen Völker gegen sich aufbringt. Bekleidungen (besonders die ärmlich anmutenden Kutten der Mönche), Schmuck und anderweitige Ausrüstungsgegenstände entsprechen der Epoche und ergänzen die Figuren glaubhaft. Liegt die Blickführung nicht auf ihnen, sondern werden sie nur zum Bestandteil eines Bildes, lässt die Genauigkeit der Arbeiten etwas oder – in manchen Fällen – sogar soweit nach, dass die in den Hintergründen angeordneten Charaktere lediglich mit einfachen Zügen versehen wurden. Spätestens bei Übersichten sind sie dann nur noch durch wenige prägnante Merkmale, wie der Kleidung, zu unterscheiden. Besonders deutlich wird dies bei der Schlachtszene auf Seite 20, die mit einer wirklich recht groben Art die einzelnen Beteiligten eher schemenhaft darstellt. Hier hat der Zeichner sein Können im Laufe der Serie schon deutlich besser unter Beweis gestellt. Direkt die nächste Grafik - welche gleichzeitig auch das Cover dieses Albums schmückt -, weiß da schon wieder deutlicher zu überzeugen. Und auch das nächste, aufwendiger erstellte, Portrait folgt bald und entschädigt den Leser.
Ähnlich wie bei den Portraits sind auch die Landschaften und die in sie gebetteten Dörfer und Gebäude mal überzeugend gezeichnet, mal eher einfach skizziert, je nachdem, welchen Stellenwert ihnen zukommt. Teils bis auf die einzelnen, verbauten Bruchsteine genau, teils eher umrissen finden sie sich in den jeweiligen Abschnitten. Speziell die Wetterstimmungen fielen mir positiv auf, sind sie doch wunderschön gestaltet. Ob nun weiße Wolkentürme vor blauem Himmel, oder ein halbwegs bewölkter Sonnenstand, einem Sonnenuntergang oder dem nächtlichen Mond umspielt von wenigen Wolkenfetzen, in jedem Fall sind sie gelungen ins Konzept eingebunden und sorgen für tolle Bildhintergründe. Besonders die Wirkung des Nebels und die im Dunst liegenden Schemen aus der näheren Umgebung sind dem Zeichner glaubhaft gelungen - ihnen liegt das unheimliche und feuchtnasse Gefühl, welches Nebel bei Menschen erzeugen kann, inne. Einen weiteren Augenmerk hat Lamontagne beispielsweise auf die Schiffe gelegt, die – nach Abreise von der Insel Mona – schön anzuschauen sind, insbesondere im letzten Bild von Seite 12.

Zuweilen kann die eine oder andere Szene recht blutig oder grausam sein, beispielsweise als einer der Schwarzgewandeten einen Skoten tötet, spritzt es ordentlich. Erschreckend ist auch eine Szene zum Ende des fünften Teils, die unbeschönigt die brutale Vorgehensweise der frühen Kirchenangehörigen verdeutlicht, ohne jedoch zu übertreiben.

Keine Besonderheiten gibt es beim Schriftbild, das comictypisch in Dauergroßschrift gehalten ist. Erzähltexte unterscheiden sich von Dialogen lediglich durch eine geringfügig ins Gelbliche eingefärbte Fläche in den eckigen Kästchen.


Aufmachung des Comics
Auch der fünfte Teil der Reihe fügt sich gut in die Gestaltung ein, welche man bereits kennt: das für Splitter typische und über Din A4 große Format, Hardcoverbindung, die mit den bei dieser Serie üblichen Motiven bedruckten Vorsatzblätter und eine hochwertige Verarbeitung des Comicbandes runden das Gesamtbild ab. Das Bild des Covers findet sich – wie erwähnt – so auch in der Geschichte selbst und zeigt den Schicksalsstein der Pikten in einer unterirdischen Grotte, eingefangen von einem Lichtstrahl. Etwas unterhalb steht ein Wikinger in voller Kriegsmontur, dessen Schweif am Helm und eine Reflexion von seiner Streitaxt zu strahlen scheinen. Die bläulichen Töne harmonieren gut mit dem in goldenen Lettern gehaltenen Schriftzug des Haupttitels. Insgesamt eine sehr ansprechende Gestaltung.


Fazit
Mit dem vorletzten Teil geht die Geschichte von Gwenc'hlan langsam ihrem Ende zu, der Fan wartet gespannt auf den Abschlussband. Wenn durchaus noch ziemlich unterhaltsam, konnten mich die Handlungen diesmal nicht mehr so fesseln, wie es noch die ersten drei Bände vermochten, hier hoffe ich auf den letzten Band der Druiden-Szenerie. Die Arbeiten von Jacques Lamontagne bewegen sich zwischen einem hohen Niveau und einfacher gestalteten Zeichnungen, vermögen der Szenerie aber die Bilder zu verleihen, die sie verdient.


3 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Das Geheimnis der Oghams
Band 2: Die weiße Stadt
Band 3: Die Lanze des Lug
Band 4: Der Kreis der Riesen

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