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„Ich werde dich finden, überall!“

Als der junge Anwalt Sebastian Schneider eines Tages einen anonymen Brief bekommt, misst er ihm zunächst keine besondere Bedeutung bei. Der Brief enthält die erste Strophe des Liedes „Hänschen klein“, darunter einige rätselhafte Zeilen, die eine schwer fassbare Drohung auszusprechen scheinen. Sebastian tut das Schreiben als Irrtum ab. Er ahnt nicht, dass er einen Liebesbrief in den Händen hält, der sein Leben zerstören wird: den Brief einer Frau aus seiner Vergangenheit, die – totgeschwiegen, totgeglaubt, dem Wahnsinn verfallen – auf der Jagd ist nach ihm. Und bereit, über mehr als eine Leiche zu gehen, um ihn für immer zu besitzen …

 

  Autor: Andreas Winkelmann
Verlag: Goldmann
Erschienen: 02/2010
ISBN: 978-3442471256
Seitenzahl: 412 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Sebastian Schneider hat alles, was er sich wünscht: Mit seinen Eltern lebt er auf einem einsamen Hof außerhalb der Stadt, er hat einen guten Job in einer angesehenen Anwaltskanzlei gefunden und dann läuft ihm noch per Zufall die Liebe seines Lebens in Gestalt von Saskia Eschenbach über den Weg. Als ihm eines Tages ein anonymer Brief zugestellt wird, denkt er an eine Verwechslung und die Sache ist für ihn erledigt. Doch dann hat er immer wieder das Gefühl, nachts beobachtet zu werden, hat seltsame Erstickungsanfälle und Träume, und als dann noch der Hofhund mit einer Mistgabel getötet wird, wird Sebastian endgültig klar, dass jemand auf Biegen und Brechen hinter ihm her ist. Schon bald geht es nur noch um das nackte Überleben seiner Familie, denn sein Verfolger schreckt vor nichts zurück.

Andreas Winkelmann würzt in seinem Thriller die eher simple Handlung mit ein paar Grusel- und Horrorelementen, ein Stilmittel, mit dem ich eher nicht gerechnet hätte. Das bringt einerseits zwar etwas Neues ins Spiel, ist für mich persönlich aber eher ein Negativposten dieses Romans.


Stil und Sprache

Es geht alles ganz harmlos los, zunächst erzählt Andreas Winkelmann ein bisschen von Sebastian Schneider und seiner Familie, gibt einen Einblick in die neue Arbeitsstelle Sebastians und schildert die Begegnung mit Saskia. Völlig abrupt geht es dann mit einer unbekannten Person weiter, die irgendwelche Rituale mit Blut und Beschwörungsformeln durchführt. Dann kommen wir ins Haus einer älteren Frau, die nach einem Sturz im Garten von einer Nachbarin gepflegt und schließlich getötet wird. Hat man als geübter Thrillerleser ein bisschen was auf dem Kasten, weiß man spätestens ab hier, worauf dieser Roman hinausläuft – und dann geht es auch schon bergab mit der Spannung. Was als subtiler Hinweis gedacht ist, wird zum Wink mit dem Zaunpfahl, wo Raffinesse und ein gut dosierter Spannungsaufbau angebracht wären, kommt Winkelmann mit der literarischen Dampfwalze daher - das macht einfach wenig Spaß. Und dann noch diese merkwürdigen blutigen Rituale, das wird mir einfach alles zu viel und zu übertrieben, ganz zu schweigen vom Ende, das wohl überraschen soll, aber derart platt und abgenutzt daherkommt, dass man das Buch danach enttäuscht zur Seite legt.

Auch sprachlich ist Andreas Winkelmann eher nicht in der obersten Liga anzusiedeln, kommt er doch über einige nette Bilder kaum hinaus. Eine düstere Atmosphäre kann man sicher auch anders schaffen als mit heftigen Gewittern, Winkelmann selbst hat es ja in seinem Vorgängerroman gezeigt! So aber gibt es wenig Neues, dafür ist „Hänschen klein“ flott und zügig zu lesen, sticht aber eben nicht besonders heraus.


Figuren

Auch hier muss ich noch einmal den Vergleich mit „Tief im Wald und unter der Erde“ ziehen und auch da verliert „Hänschen klein“ ganz klar. So einen wie Sebastian Schneider gibt es doch gar nicht! So etwas in der Art denkt man sich, wenn man die ersten Kapitel liest, und genau das ist auch das Problem. Er ist zu gut, zu schön, zu tapfer und aufopferungsvoll für diese Welt. Ihm nimmt man einfach nicht ab, dass er etwa bereit ist, für seine große Liebe das elterliche Gestüt aufzugeben oder seinen Verfolger eiskalt erschießen zu wollen. Er ist nicht echt und deshalb fällt es schwer, sich mit ihm zu identifizieren.
Gab es im ersten Buch Winkelmanns noch schön ausgearbeitete Charaktere mit Ecken und Kanten, so erfüllen hier alle Beteiligten irgendein Klischee: Saskia Eschenbach ist natürlich wunderschön, außerdem klug und erfolgreiche Innenarchitektin, die eingeschaltete Polizei ermittelt naiv und oberflächlich, der Killer ist ein wahres Monster, hässlich wie die Nacht und vollkommen skrupellos - nein, das ist mir alles zu dick aufgetragen und wenig glaubhaft. Fast könnte man meinen, dass der Autor hier einen hastigen Schnellschuss abgeliefert hat, der leider etwas daneben ging.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuchs ist optisch an den Vorgänger angeglichen, es zeigt eine Schwarzweißaufnahme einer großen Holztür, wieder wirkt die untere Hälfte wie in Blut getaucht. Innen ist das Buch in zwei Teile gegliedert, außerdem gibt es einen Prolog und einen Epilog. Insgesamt eine passende Aufmachung mit Wiedererkennungswert.


Fazit
„Hänschen klein“ ist nur etwas für Fans von blutrünstigen, mit Horrorelementen angereicherten Thrillern. Wem der Hintergrund und die Glaubwürdigkeit nicht so wichtig sind, der wird sicher ein paar unterhaltsame Stunden damit haben. Mit einer wenig anspruchsvollen Handlung und äußerst durchschnittlicher Umsetzung konnte es mich aber nicht überzeugen.


2 5 Sterne


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