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Kategorie: 1450 – 1600 Renaissance

Ein großer Roman über eine faszinierende Frau, die sich in der Zeit der Eroberung Südamerikas mit Mut und Leidenschaft ihren Platz in der Welt erkämpft. Eine Frau, wie Isabel Allende sie farbiger und kraftvoller nicht hätte erfinden können. Und doch ist Inés eine historische Figur mit einer ebenso wahren wie abenteuerlichen Geschichte.

 

  Autor: Isabel Allende
Verlag: Suhrkamp
Erschienen: 08/2007
ISBN: 978-3-51841930-4
Seitenzahl: 397 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Isabel Allende erzählt die Geschichte der Eroberung Chiles durch die Spanier aus der Sicht der Inés Suarez, eine der wenigen Frauen, die namentlich aus der Zeit der Konquista Südamerikas im 16. Jahrhunderts bekannt sind. Die Handlung spielt schwerpunktmäßig in den Jahren 1537 bis 1553. Der Roman beginnt mit Inés Kindheit und Jugend in Spanien, erzählt von ihrer Heirat mit Juan de Málaga, der sie nach kurzer Zeit verlässt, um sein Glück in der Neuen Welt zu versuchen und Inés‘ Aufbruch nach Südamerika, um ihren Mann zu finden und der Enge ihrer spanischen Heimat zu entfliehen. Nach einer abenteuerlichen Reise, die Inés über Venezuela und Panama schließlich nach Peru führt, erfährt sie, dass Juan de Málaga dort ums Leben gekommen ist, beschließt aber, dennoch in Südamerika zu bleiben. Dort lernt sie Pedro de Valdivia kennen, einen Feldherrn im Dienste Pizarros, der in Spanien verheiratet ist. Sie wird seine Geliebte und entwickelt gemeinsam mit ihm den Plan, Chile für die spanische Krone zu erobern. Auf dem Weg durch die Atacama-Wüste kommen ihnen und ihrem Tross dabei Inés Wünschelruten-Fähigkeiten zugute, ohne die sie allesamt verdurstet wären. Pedro und Inés gründen die Stadt Santiago und verteidigen sie erfolgreich gegen die immer wieder angreifenden Mapuche-Indianer. Doch Pedro kann sich mit dem Erreichten nicht zufrieden geben und will auch den Süden Chiles erobern. Dabei wird er von den Mapuche grausam erobert. Bereits zuvor musste er sich auf Druck von Pizarro von Inés trennen, die daraufhin Pedros Stellvertreter Rodrigo de Quiroga heiratete und mit ihm über dreißig Jahre eine glückliche, aber kinderlose Ehe führte.


Stil und Sprache
Isabel Allende lässt die 70jährige Inés ihrer Stieftochter die Geschichte ihres Lebens erzählen. Jedes Kapitel beginnt mit einigen Abschnitten zu Inés derzeitigem Empfinden und auch zwischendurch gibt es immer wieder Sprünge in die Zeit um 1580, der Gegenwart des Buches. Mit zwei Ausnahmen wird also aus der Perspektive der Inés erzählt, von Dingen, die sie selber erlebt und unmittelbar von den Beteiligten gehört hat. Eine Ausnahme findet sich im ersten Kapitel, wo der Leser etwas über Pedro de Valdivias Jugend- und junge Erwachsenenjahre in Spanien sowie seine Ehe erfährt. Hier kann man jedoch argumentieren, dass Inés diese Infos von ihrem Geliebten hat und sie daher an ihre Stieftochter weitergeben kann. Die zweite Ausnahme handelt von dem Mapuche-Anführer Lautaro, der als Junge einige Zeit in Inés’ und Pedros Haushalt verbrachte, sich Wissen über die Spanier aneignete und dann zu seinem Volk zurückkehrte und den Krieg gegen die Konquistadoren fortführte. Im Buch wird die Zeit nach Lautaros Flucht aus Santiago beschrieben, es bleibt jedoch unklar, wie Inés zu diesen Informationen kam, so dass sich hier eine Unstimmigkeit im Erzählfluss ergibt.
Insgesamt sind Sprache und Stil typisch für Isabel Allende. Sie kommt mit relativ wenigen Dialogen aus und liefert stattdessen bildreiche und detailgetreue Beschreibungen von Personen und Ereignissen, die dem Leser das Gefühl vermitteln, mitten im Geschehen zu sein.


Figuren
Die beiden Hauptfiguren, Inés de Suarez und Pedro de Valdivia, werden ausführlich vorgestellt. In Bezug auf ihre Lebensdaten hält Isabel Allende sich an die historisch bekannten Fakten und schmückt diese aus, um den Figuren mehr Leben zu verleihen. Der Leser erfährt viel über die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden Protagonisten und kann sich so gut in sie hineinversetzen. Über Inés‘ Ehemann Rodrigo de Quiroga erfährt man jedoch relativ wenig, er bleibt eine etwas farblose Randfigur. Fast sämtliche Figuren in Isabel Allendes Roman haben tatsächlich gelebt und werden von der Autorin so wirklichkeitsgetreu wie möglich dargestellt.


Aufmachung des Buches
Mein Exemplar ist die gebundene Ausgabe. Der Umschlag zeigt ein Schwarz-Weiß-Portrait einer Frau aus einem vergangenen Jahrhundert. Leider wurde nirgends vermerkt, um wen es sich handelt und von wann das Foto stammt.  Das Buch ist in sechs Kapitel unterteilt, die chronologisch aufeinander folgen. Zum Schluss gibt die Autorin noch einige Hinweise auf die Werke, die sie nutzte, um sich mit der Figur der Inés Suarez und der Geschichte Chiles im 16. Jahrhundert vertraut zu machen. Es handelt sich hierbei jedoch in erster Linie um spanischsprachige Werke, mit der deutsche Leser wenig werden anfangen können.


Fazit
Das Buch ist nicht unbedingt als Einstieg in das Werk Isabel Allendes zu empfehlen. Zwar zeigt es wunderbar ihren herrlichen, blumigen Sprachstil, ist jedoch stellenweise sehr brutal und kriegerisch. Insgesamt hätte ich mir eine größere Konzentration auf die Figur der Inés gewünscht und eine weniger ausführliche Beschreibung der Kriegshandlungen. Trotzdem ist das Buch für jeden zu empfehlen, der historische Romane mag und mehr Wert auf literarische Qualität als auf Spannung legt.


4 Sterne


Hinweise
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