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Charlie reist nach London, um ihren Bruder zu finden, der zum Vampir geworden ist. Dort wohnt sie bei ihrer Tante, der Hexe Haga, die ein Bordell unterhält. Der ebenso herrische wie mysteriöse Cyrill Veilbrook, den selbst die Vampire fürchten, bietet Haga viel Geld, wenn Charlie ihm exklusiv zur Verfügung steht. Denn laut einer Legende soll die erste Liebesnacht mit einer Succuba die ultimative Lust erzeugen ...

Charlie ist empört, doch als ihr Bruder in Gefahr gerät, hilft Cyrill ihnen nur der unter Bedingung, dass Charlie für zwei Wochen in sein Haus zieht und sich von ihm nach allen Regeln der Kunst verführen lässt. Veilbrook ist jedoch nicht der einzige, der an Charlie interessiert ist. Dunkle Wesen wollen sich in London etablieren und die Macht an sich reißen! Der einzige, der ihnen Einhalt gebieten könnte, ist Veilbrook. Doch dieser ist mit der Verführung seiner aufsässigen Hexe beschäftigt ...

 

  Autor: Mona Vara
Verlag: Plaisir d'Amour Verlag
Erschienen: 01/2010
ISBN: 978-3938281451
Seitenzahl: 220 Seiten
 

Die Grundidee der Handlung
Die junge Hexe Charlie versucht in London ihren jüngeren Bruder Theo aus den Fängen der Vampirgesellschaft zu befreien und scheut dabei nicht davor zurück, die ärmsten und gefährlichsten Gegenden zu durchstreifen. Auf einem ihrer Gänge begegnet sie dem geheimnisvollen Cyrill Veilbrook, der sie zu ihrer eigenen Sicherheit nach Hause begleitet - einem Bordell, das von Charlies Tante Haga geleitet wird und in dem sie kurzfristig Unterschlupf gefunden hat. Cyrill erliegt aufgrund des Wohnortes einem Missverständnis und findet sogleich Gefallen an der widerspenstigen und stolzen Charlie. Nur zu gern würde er die vermeintliche junge Succuba besitzen und bietet sowohl Charlie als auch Haga Unsummen von Geld, um sie für eine gewisse Zeit zur Verfügung zu haben. Da beide diesen Handel ausschlagen, kommt es ihm gerade recht, als er die züchtige Hexe und ihren Bruder aus einer brenzligen Situation befreien muss, nur um Charlie im Gegenzug für zwei Wochen zu sich zu nehmen, in denen er sie schrittweise verführen will. Doch während die beiden sich nicht nur körperlich immer näher kommen, zieht großes Unheil über London auf und Cyrill wird von seiner düsteren Vergangenheit eingeholt.

Eine unerfahrene Hexe trifft auf einen geheimnisvollen, machtvollen Fremden – da erscheinen die Voraussetzungen für einen Erotik-Roman offensichtlich. Jedoch überrascht die Geschichte mit einer umfangreichen Handlung und atmosphärischen Dichte, sowie sehr einfühlsamen Liebesszenen, die einem das Herz aufgehen lassen.


Stil und Sprache
Der Stil der Autorin wirkt wie eine kleine Zeitreise – sprachlich ausgefeilt und detailreich wird das authentische Umfeld eines historischen Londons geschaffen, in dem man sogleich versinken kann. Die verwendete Sprache kann man durchaus als klassisch bezeichnen, da sowohl der Satzbau als auch die Wortwahl sehr durchdacht und gekonnt sind, ohne jedoch jemals altmodisch zu wirken. Es ist durchaus erfrischend, solche Worte wie „mokant" und „Mirakel" wieder zu entdecken, da sie im heutigen Sprachgebrauch leider fast gänzlich verschwunden sind.
Die Geschichte wird in der Vergangenheitsform in der dritten Person erzählt. Innerhalb eines Kapitels werden in Abschnitte untergliedert die jeweiligen Gedanken und Beweggründe der Protagonisten geschildert, um so dem Leser einen besseren Einblick in die verschiedenen Persönlichkeiten zu verschaffen. Dies wird aber nicht überstrapaziert. Schwerpunktmäßig finden viele Dialoge und Aktionen statt, die die Dynamik vorantreiben. Zwischendurch sorgen kurze Einblenden aus der Vergangenheit von Cyrill für den Mystery-Faktor. Natürlich gibt es in Hexentöchter einige Missverständnisse, sei es Charlies vermeintliches Succuba-Dasein als leichtes Mädchen, oder ihr Verhältnis zum frisch gewandelten Vampir Theo, die sich erst im Laufe der Zeit klären und so für Aufregung sorgen. Zudem umgibt auch Cyrill ein tragisches Geheimnis, das sich wie ein roter Faden durch die Handlung zieht und einen mit bangem Herzen weiterlesen lässt.


Figuren
Charlie und Cyrill sind die klaren Hauptfiguren des Romans und ihre Liebesgeschichte allein ist schon unterhaltsam genug, so dass die Nebenfiguren ganz von allein in den Hintergrund wandern. Die tugendhafte und eigensinnige Charlie hat sich bislang aus reinem Desinteresse ihre Jungfräulichkeit aufgespart, da sie sich seit dem Tod ihrer Eltern zumeist um ihren jüngeren Bruder Theo kümmerte und sorgte, der vor kurzem aus Liebe einem Vampir verfiel und nun selbst als Untoter durch London wandelt. Sie ist ein sehr sympathischer Charakter, direkt und geradeaus, mutig und auch ein wenig leichtsinnig, und alles andere als perfekt. Dadurch bietet sie optimale Identifikationsmöglichkeiten für die weibliche Leserschaft. Cyrill hingegen ist ein machtvoller, erfahrener und geheimnisvoller Mann mit tragischem Vorleben, der sich zunächst aus reiner Langeweile mit Charlie beschäftigt, um schon bald festzustellen, dass mehr in der kleinen Hexe steckt, als er ahnen konnte. Schnell zerbricht die Fassade des kontrollierten und dominierenden Herren mit den mokanten Augenbrauen, um einer Leidenschaft und Verletzlichkeit Platz zu machen, die er seit Jahrhunderten nicht mehr kannte.

Für Abwechslung neben dem schönen Liebespaar sorgen hauptsächlich die bunten Gestalten in Tante Hagas Freudenhaus: der dämonische Liebhaber Angelo, die kecke Rosanda, die vorlaute Venetia, der schüchterne Sebastian, der eifersüchtige Frederick und die selbstbewusste Lady Hagazussa selbst. Einen bösen Gegenspieler gibt es natürlich auch in Form des grausamen Arsakes, der im Hintergrund die Fäden zieht, um an die Macht und an Charlie zu gelangen.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich, wie beim Plaisir d'Amour Verlag üblich, um ein leicht überformatiges Taschenbuch mit tiefschwarzem Grund. Auf dem Titel ist vollflächig das Bild einer rotblonden, attraktiven Frau zu sehen, die von einem dunkelhaarigen Mann an der Schulter berührt wird. Ein Ausschnitt der Abbildung wird auch auf der Rückseite des Buches wiederholt. Die dargestellte Szene ist an sich sehr dezent und zeigt nicht viel nackte Haut, jedoch vor allem durch den Gesichtsausdruck der Frau wird eine enorme Leidenschaft ausgestrahlt und der Mann scheint inmitten einer Bewegung zu schweben, die um einiges mehr verspricht. Über dem gesamten Motiv liegt ein Filter, der alles etwas verschwimmen und fast wie ein gemaltes Kunstwerk wirken lässt. Insgesamt ist die Aufmachung des Buches stimmig, edel und sehr gelungen.


Fazit
Mona Vara hat mit Hexentöchter eine stimmige Mischung aus Romantik, Fantasy und Erotik vorgelegt, die Frauenherzen höher schlagen lässt und auch mit einer spannenden Handlung zu überzeugen weiß. Vor allem die anspruchsvolle, sprachliche Gestaltung macht diesen Roman zu einer angenehmen Ausnahmeerscheinung im Erotik-Bereich. Diese Autorin werde ich mir auf jeden Fall merken.


5 Sterne


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