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Köln. Das erzbischöfliche Priesterseminar liegt durch Mauern geschützt wie eine Insel in der Stadt. Von dort blickt Sebastian Nettesheim, Seelsorger der Priesteranwärter, voller Abscheu auf eine Welt aus Versuchung und Verbrechen. Der Drang, im Namen Gottes zu strafen, wird immer stärker. Als der Kardinal-Erzbischof den Seelsorger als verschwiegenen Boten zu Pfarreien im Umland sendet, um dort Verfehlungen zu ahnden, ist das für Nettesheim ein Zeichen des Himmels.

Eine Serie von Morden beginnt. Die bizarre Inszenierung der Leichen am Tatort ist für die Kriminalermittler erschreckend und unerklärlich. Da geschieht im Priesterseminar selbst ein Mord, doch dieser trägt eine andere Handschrift ... 

 

  Autor: Volker Streiter
Verlag: Autoren-Feder Verlag, Meinerzhagen
Erschienen: 2009
ISBN: 9783981317305
Seitenzahl: 268 Seiten
 

Die Grundidee der Handlung
Bei dem Krimi „Blutzeug“ handelt es sich um einen Krimi, in dem der Mörder von Anfang an bekannt ist, der Leser sozusagen den Mörder auf seinem blutrünstigen Streifzug begleitet. Zumindest gilt dies für jene Morde, die der Seelsorger des Kölner Priesterseminars Sebastian Nettesheim sozusagen als kirchlicher Racheengel verübt. Der Seelsorger „richtet“ Menschen außerhalb der Mauern des Priesterseminars, die sich im Leben falsch verhalten haben und überdies durch die weltliche Justiz mit Samthandschuhen angefasst wurden. Plötzlich geschehen in den Mauern des Priesterseminars Morde, die auch für Nettesheim unerklärlich und rätselhaft sind. Kennt er den Mörder? Und wird die Polizei diese Morde mit seinen eigenen in Verbindung bringen?


Stil und Sprache
Der Autor beweisst auf jeden Fall schriftstellerisches Talent. Besonders gelungen erscheint mir die Art und Weise, wie Streiter seine Hauptfigur Nettesheim sprachlich zum Leben erweckt. Nettesheims Sprache erinnert an einen verstockten, streng katholischen Geistlichen - sie ist daher sehr altmodisch, geschwollen. Das Buch ist gespickt mit Bibelzitaten, so dass man sagen kann, Herr Streiter hat viel getan, um seiner Hauptfigur Glaubwürdigkeit zu geben. Auch das Bild, das der Autor vom Leben im Priesterseminar zu Köln erzeugt, ist sehr überzeugend dargestellt. Die Nöte der Seminaristen, das allgemeine Leben hinter den Mauern dieses ehrwürdigen und doch so menschlichen Ortes. Inwiefern dieses transportierte Bild der Wirklichkeit entspricht, kann von Außenstehenden sicher nicht beurteilt werden. Dennoch, so wie Streiter es in seinem Buch darstellt, klingt es nachvollziehbar. Allerdings führt die Fülle an Problemen, mit denen die Katholische Kirche und deren Anhänger in dem Krimi gleichzeitig zu kämpfen haben, zur Überfrachtung. Unterdrückte Sexualität, bigotte Weltanschauungen, Zölibat, Glaubenskrisen, abtrünnige Pastoren, lesbische Kindergärtnerinnen, etc. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen. Auch die Beschreibungen der Morde und der Taten, die Nettesheim an seinen Opfern verübt, entbehren jeder eigenen Vorstellungskraft. Streiter beschreibt sehr ausführlich die Morde und die entstellten Opfer - anstatt Eindrücklichkeit kann diese Ausführlichkeit allerdings an manchen Stellen eher Ekel hervorrufen.


Figuren

Nettesheim als Figur wird dem Leser sehr nahe gebracht. Sein Charakter bleibt bis zum Schluss aufschlussreich aber stets nachvollziehbar. Die Motive des Seelsorges werden dem Leser durch Tagebuchaufzeichnungen und Gedanken der Hauptfigur vor Augen geführt. Ich würde nicht soweit gehen, dass der Leser die Taten nachvollziehen kann, da Nettesheim aber schlechte Menschen bestraft, die überdies von der weltlichen Gerichtsbarkeit nicht oder nicht ausreichend bestraft wurden, handelt es sich zumindest nicht um einen völlig sinnlos Mordenden. Dennoch - die Grausamkeit und Brutalität, mit der Nettesheim die Strafe an seinen Opfern nachholt und seine teilweise „perverse“ Heiligenverehrung, nach deren Martyrium der Geistliche seine Leichen arrangiert und inszeniert, rücken den Hauptcharakter des Buches wieder in den rechten Abstand zum Leser. Nettesheim ist und bleibt ein grausamer Mensch, der sich aus übersteigertem Glauben als Gewissen Gottes aufschwingt, auch wenn er als Seelsorger und Priesterkollege durchaus menschliche Züge zeigt.

Neben der Hauptfigur gelingt es Streiter auch, den Nebendarstellern ein Gesicht zu geben. Bezüglich der Figuren und der Ausgestaltung der Charaktere ein gelungenes Buch.


Aufmachung des Buches
Die Aufmachung des Buches lässt erkennen, dass es sich bei dem herausgebenden Verlag um einen Kleinverlag handelt, der zur Gestaltung des Buches nicht dieselben Mittel hat, wie ein renommiertes Verlagshaus. Dennoch lässt sich an der Aufmachung des Buches nicht mäkeln. Die schwarze Farbe des Taschenbuchs mit gelber Schrift haben zumindest Signalwirkung und machen auf das Buch aufmerksam. Auf dem Titelbild ist eine Marienstatue abgebildet, ebenfalls leuchtend gegenüber dem schwarzen Cover abgesetzt.

Was mich an der Aufmachung des Buches stört, sind die Zeichnungen innerhalb des Buches. Handzeichnungen sind etwas für Kinderbücher, nicht aber für einen Krimi. Diese haben schon gar nichts in einem Krimi zu suchen, in dem blutrünstige Morde geschehen.


Fazit
Der noch unbekannte Autor hat mit „Blutzeug" sein zweites Buch und seinen ersten Krimi vorgelegt. Als Polizist hat er eine natürliche Affinität zum Krimi und Volker Streiter beweißt hier durchaus schriftstellerisches Talent, gepaart mit naturgemäß großem Einblick in die polizeiliche und ermittlungstechnische Arbeit. Der Krimi ist gut durchdacht, soweit es sich beurteilen lässt gewissenhaft recherchiert und an der notwendigen Spannung fehlt es ebenfalls nicht. Hätte ich daher nur die Story an sich zu bewerten, würde meine unten angeführte Wertung weit besser ausfallen. Allerdings – und das hat den Lesespaß etwas gemildert - gibt es einfach zu viele Schreib- bzw. Druckfehler. Das mag einerseits daran liegen, dass der Verlag kein hauptberufliches Lektorat hat. Trotzdem meine ich, dass es auch in einem kleinen Verlag möglich sein sollte, Bücher mit weniger Fehlern zu produzieren. Nichtsdestotrotz ein spannendes und gut durchdachtes Buch. 


3 Sterne


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