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Deutschland zurzeit von König Barbarossa:
Weil sein Sohn tot geboren wurde, will Burgherr Wulfhart der jungen Hebamme Marthe die Hände und Füße abschlagen lassen. Nur mit knapper Not gelingt ihr die Flucht aus dem Dorf. Um zu überleben, schließt sich das Mädchen einer Gruppe Siedler an, die ostwärts ziehen, um sich in dem noch unerschlossenen Gebiet ein neues, freies Leben aufzubauen. Angeführt werden sie von dem edlen Ritter Christian, der sofort von Marthe fasziniert ist. Doch ihre Schönheit und ihre besondere heilende Gabe haben auch die Aufmerksamkeit von Randolf erregt, Christians erbittertstem Feind.

 

  Autor: Sabine Ebert
Verlag: Weltbild
Erschienen: 06/2006
ISBN: 978-3-828-98777-7
Seitenzahl: 652 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Zur Zeit Barbarossas war der östliche Teil Deutschlands nur sehr schwach bis gar nicht besiedelt. Als ein kleines Dorf, Christiansdorf - benannt nach dem Gründer - von dem Ritter Christian ins Leben gerufen wurde, war es noch unbedeutend und erlangte erst durch die reichlichen Silberfunde eine explosionsartige Bekanntheit, welche Abenteurer, Handwerker und Bergleute mit ihren Familien anzog und sich so zu einer der bevölkerungsreichsten Stadt der Mark Meißen entwickelte. Zur Veranschaulichung dieser Zeit, ließ Sabine Ebert ihre Protagonisten diese Entwicklung miterleben.


Stil und Sprache
Dass die Geschichte über die Entstehung des Ortes Christiansdorf, das heutige Freiberg, der Autorin besonders am Herzen liegt, kann man auch zwischen den Zeilen lesen. Mit viel Feingefühl und Liebe zum Detail hat Sabine Ebert die Gründung des Dorfes beschrieben. Die Sprache ist einfach, aber auf keinem Fall banal, sondern bunt, lebhaft und mitreißend. Die Protagonisten sind – natürlich – schön und attraktiv. Kommt einem nun der Gedanke von Klischees, so ist dies zwar nicht von der Hand zu weisen, aber durch die geschickt verwobenen Geschehnisse und der Fülle an Ereignissen, wird dies nebensächlich. Die Erzählung besitzt so viel Schwung, dass man die Begeisterung der Autorin für die Geschichte förmlich spürt. Das Leben, der Alltag, die Speisen, die Kleidung, die Versorgung von Verletzungen, alles ist penibel, realistisch und vor allem in die Zeit passend erarbeitet. Das Hochmittelalter war brutal und die Autorin hat versucht, dies möglichst authentisch zu vermitteln. Eine Frau stand nun mal unter dem Mann, was es einem leicht macht zu glauben, dass Vergewaltigungen - wie wir sie heute kennen und auch verurteilen - damals vielleicht als nicht gerade ehrhaft galten, aber dennoch nichts „Tragisches“ waren. Einem jungen Mädchen dem das passierte, haftete nicht selten der Makel einer unehrbaren Frau an und wurde von den Eltern verstoßen, obwohl sie selbst gar nichts dafür konnte. Sabine Ebert hat sich sehr bemüht, so realistisch wie möglich die damalige Zeit zu beschreiben.
Zwar eine leicht romantische, aber keinesfalls kitschige Liebe begleitet die Entstehung der Stadt Freiberg. Die Beziehung zwischen Marthe und Christian ist es, die der Geschichte Leben einhaucht. Wäre dies alles nur realistisch und nüchtern an der Wahrheit beschrieben, hätte der Roman all seinen Reiz, Schwung und auch an Spannung verloren.


Figuren
Alle Figuren, ob die Hautdarsteller, bis über die Antagonisten, die Handwerker, die Knappen, die Stallburschen oder auch Mägde, sind sehr gefühlvoll in Szene gesetzt. Erscheint einem Marthe für ihr Alter doch etwas „zu“ klug und erfahren, verzeiht man diese kleine Unglaubwürdigkeit aufgrund der mitreißenden und vor allem perfekt recherchierten Zeitgeschichte. Christian, ihr Geliebter und schließlich Ehemann, ist ein Ritter, wie man sich ihn in seinen Träumen vorstellt. Tapfer, mutig und um seine Liebe kämpfend.
Christians Feind Randolf ist der intrigante und gefürchtete Bösewicht, der das Paar das ganze Buch hindurch „begleitet“. Die historischen Persönlichkeiten wie Markgraf Otto und seine Frau Hedwig sind ebenso glaubhaft und plastisch gezeichnet wie Kaiser Barbarossa, Heinrich der Löwe oder Albrecht der Bär. Die Figuren erscheinen niemals eindimensional oder blass, sondern alle haben ihre Eigenheiten und Charakterstärken oder auch Schwächen.


Aufmachung des Buches
Der schönen gebundenen Ausgabe fehlt lediglich das Lesebändchen. Der Kartonumschlag ist tiefschwarz, ebenso der Schutzumschlag Der Schutzumschlag ist aber oben und unten mit einem goldfarbenen Rand eingefasst und auf der Vorderseite sieht man das Portrait einer jungen Frau und im Hintergrund Häuserfassaden und einen Marktplatz. Die Motive sind passend im mittelalterlichen Stil gehalten. Auf den ersten Seiten findet man eine schöne Übersicht aller Figuren und die historischen Persönlichkeiten sind extra gekennzeichnet. Das Buch ist in vier Teile gegliedert, welche mit treffend bezeichneten Kapiteln unterteilt sind. Eine schöne Papierqualität, ein ausführliches Nachwort und das Glossar runden das schöne Gesamtwerk ab.
Beim Cover der Taschenbuch-Ausgabe sei vielleicht anzumerken, dass dem Verlag mit dem Bildnis des Mädchens doch ein nicht unerheblicher Fauxpas passiert ist, auch wenn den meisten Lesern dies gar nicht auffallen wird. Die Geschichte spielt im 12. Jahrhundert, also in der Hochgotik. Da passt eine Frau in der Kleidung des 18.Jahrhunderts (vom ital. Maler Pietro Rotari) nun gar nicht dazu und Bücher, wie diese junge Frau auf dem Cover eines in der Hand hält, gab es wohl auch noch nicht…


Fazit
Beginnt man dieses Buch, legt man es schwer wieder aus der Hand. Leicht und flüssig geschrieben, stellt es zwar keinen hohen Anspruch dar, hält aber von Beginn an bis zum Ende den Spannungsbogen. Ein gut recherchierter Hintergrund lassen einem über so manch kleine Unglaubwürdigkeiten hinwegsehen.
Ein kurzweiliges Buch mit viel Tempo, welches durch die prall gefüllten Ereignisse den Leser bis zum Schluss gefangen hält. Man freut sich auf die nächsten Romane der Autorin.


4 Sterne


Hinweise
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Anmerkung: Das Buch hat bei amazon eine andere Optik.

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