Drucken
Kategorie: Krimis

Chaos in der Stadt, Chaos im Herzen. Kati Hirschel ist gestresst. Nach einem Streit mit ihrem Liebsten stürzt sie sich in die Suche nach einer neuen Wohnung. Kein einfaches Unterfangen in der Millionenstadt Istanbul. Doch Kati erhält ein umwerfendes Angebot: eine Wohnung mit Blick auf den Bosporus. Nur dumm, dass es Zoff mit dem Bewohner gibt.

 

  Autor: Esmahan Aykol
Verlag: Diogenes
Erschienen: 2006
ISBN: 978-3-257-23520-3
Seitenzahl: 332 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Kati Hirschel ist - auch wenn sie sich selbst als Istanbulerin bezeichnet - eigentlich Deutsche. Sie lebt seit Jahren in ihrer Traumstadt und betreibt dort eher schlecht als recht einen Krimibuchladen. Da ihre Vermieterin den Preis der Wohnung unverhältnismäßig anheben will, beschließt Kati, sich eine neue Wohnung zu suchen. Zu allem Überfluss gerät sie auch noch in einen heftigen Streit mit ihrem Freund Selim. Völlig durcheinander kommt sie darauf, eine Wohnung mit Hilfe von Bakschisch zu kaufen. Nach einem ersten Gespräch mit einem Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung erfährt sie von einer Wohnung, die zum Verkauf steht. Natürlich will sie sich diese gleich vor Ort ansehen, muss aber bald merken, dass der aktuelle Mieter die Wohnung nicht so einfach aufgeben will. Als dann am nächsten Morgen Batuhan, ein Freund bei der Polizei, vor ihrer Tür steht und sie mit aus Revier nehmen möchte, weiß sie erst einmal nicht wie ihr geschieht. Osman, der Mieter, mit dem sie sich Tags zuvor gestritten hatte, wurde umgebracht und sie ist eine der Verdächtigen. Dies kann sie natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Sie beginnt, auf eigene Faust in dem Fall zu ermitteln und stolpert dabei durch Osmans Verwandschaft und Bekanntschaft und von einem Widerspruch in den Nächsten. Und am Ende wird ihr klar, dass der eigentliche Mörder nicht der Mörder war.


Stil und Sprache
Esmahan Aykol ist eine Kosmopolitin - sie ist in der Türkei und in Deutschland Zuhause und schafft es auch, diesen Kulturellen Vorsprung in ihrer Geschichte einzubauen. Sie verknüpft gekonnt die Unterschiede der jeweiligen Völker und macht dem Leser die Probleme deutlich, die dabei entstehen, wenn diese zwei Kulturen aufeinander treffen. Was sich dann in diversen witzigen Textpassagen alla ‚Ach so, deswegen, du bist Deutsche’ zeigt. Durch Esmahan Aykols nahezu perfektes Wissen über Istanbul, seine Viertel, die Bewohnern und deren Besonderheiten, kann sie ein authentisches, sehr atmosphärisches Bild der Stadt zeichnen. Durch einfache, aber liebevolle Beschreibungen bringt sie dies dann an den Leser. Da spürt man ganz schnell die Hitze in der Stadt, das rege Treiben auf den Straßen, den dichten Verkehr und den Gestank der vielen Autos. Aber eben auch das besondere Flair dieser asiatisch-/europäischen Stadt. Der Leser lernt das Chaos Istanbuls kennen und lieben, denn es hat schon etwas, wenn man frischen Tee gebracht bekommt, nachdem man einfach aus dem Fenster nach dem Teemann gebrüllt hat. Die Autorin umreißt auch sehr schön die Gegensätze innerhalb der eigenen Religion: da gibt’s die Traditionalisten, bei denen die Frauen nicht ohne Kopftuch das Haus verlassen dürfen, und die Modernen, bei denen die Frauen dann schon mit kurzem Minirock und gefärbten Haaren Einkaufen gehen.

Neben der schönen Atmosphäre, die die Autorin zeichnet, kommt der eigentliche Krimigedanke, nämlich ein zu lösender Fall, etwas zu kurz. Die Lebensgeschichte der Kati Hirschel steht diesmal leider zu sehr im Vordergrund, so dass die Geschichte in ausufernde Frauenthemen wie das Alter, die Männer oder 'was ziehe ich Heute nur an' abdriftet. Auch die Spannung, selbstverständlich nicht ganz unwichtig, kommt viel zu kurz und verschwindet kapitelweise komplett.


Figuren
Was Esmahan Aykol diesmal bei der Geschichte schleifen lässt, versucht sie über ihre Charaktere wieder gut zu machen. Alle samt sind authentische, skurrile Istanbuler, die vor allem durch ihre Verhaltensweisen auffallen. Zum Beispiel Batuhan, der Kommissar, der dem Leser oder der Leserin ja bereits aus Kati Hirschels erstem Fall bekannt sein dürfte. Bereits damals war er schwer hinter der hübschen Kati her und genau wie damals lässt sie ihn auch diesmal wieder abblitzen und braucht ihn eigentlich nur, um an diverse Informationen zu gelangen. Dabei macht sie sich über seine Zuneigung zu ihr lustig und bewegt sich damit auf einem schmalen Grat - schließlich ist auch sie eine Verdächtige in dem Mordfall. Die vielen unterschiedlichen Frauenfiguren überwiegen diesmal und sorgen auch dafür, dass aus einem langweiligen Kriminalfall eine lustige Lebensgeschichte wird. Somit wird zwar der Krimifan enttäuscht, aber nachdem er sich auf die veränderten Umstände eingestellt hat, erwartet ihn der eine oder andere Schmunzler. Kati selbst hat etwas von ihrer Unbefangenheit verloren, das Leben ist doch nicht mehr so einfach wie Früher. Die Finanzkrise in der Türkei macht auch in Istanbul nicht halt und wenn es den Leuten schlecht geht, kaufen sie natürlich auch nicht so viele Krimis.
Kurz um erwarten den Leser viele mannigfaltige Personen, die durch ihre Schattierungen von Schwarz bis Weiß überzeugen. Ohne die interessanten Charaktere würde es nicht für 3 Sterne reichen.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch aus dem Diogenes-Verlag zeigt, von einer dünnen schwarzen Linie umrahmt, den Blick auf die Hagia Sophia in Istanbul. Auf dem Weißen Cover stehen der Name der Autorin sowie der Buchtitel. Neben einer Danksagung der Autorin gibt es noch zwei Seiten mit Buchwerbung aus dem Diogenes-Verlag.


Fazit
Gegenüber ihrem ersten Fall lässt Esmahan Aykol leider etwas nach. Wenig Spannung und ein für einen Krimi eher unrühmlicher Schluss. Trotzdem eine lustige Lebensgeschichte aus Istanbul.


3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Fall 1: Hotel Bosporus