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Es reicht nicht aus, sich eine neue Identität zuzulegen, um seine dunkle Vergangenheit zu vergessen. Das hat Kapitän Drake Ravenscroft schon lange bemerkt. Auch ein zügelloses Leben kann da keine Abhilfe schaffen.
Bis er Destiny begegnet. Sie ist die Tochter des Piraten Blackbeard Bones, mit dem Drake noch eine Rechnung offen hat. Um sich an Bones zu rächen, entführt Drake die junge Frau, doch sie weckt längst verschollen geglaubte Gefühle in ihm ...

 

  Autor: Inka Loreen Minden
Verlag: Books on Demand
Erschienen: 8. Oktober 2009
ISBN: 978-3839123775
Seitenzahl: 204 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Drake Ravenscroft war noch ein Junge, als er in die Dienste der britischen Marine gezwungen wurde, wo er brutalen Misshandlungen und sexuellen Übergriffen eines sadistischen Kapitäns ausgesetzt war. Jahre später übte er als legendärer Pirat “Das Phantom“ grausame Rache, indem er die Schiffe der Navy überfiel. Doch die erhoffte Genugtuung blieb aus. Er änderte seine Identität und verdingte sich fortan als Kapitän eines Handelsschiffes. Nichtsdestotrotz blieb eine innere Leere zurück, die ihm seine vielen Geliebten bislang nicht zu füllen vermochten. Das ändert sich schlagartig, als Drake eines Tages die Tochter des Piraten Blackbeard Bones, mit dem er noch eine Rechnung offen hat, direkt von dessen Schiff entführt. Drake ist äußerst angetan von der Schönheit Destinys und ihrem Mut, mit dem sie sich gegen ihn zur Wehr setzt. Ihm wird bewusst, dass diese Wildkatze die Frau ist, von der er träumte und die ihm das zu geben vermag, wonach er sich sehnt: Liebe und Geborgenheit. Destiny erkennt in ihrem charismatischen Entführer ihren Seelengefährten und verliebt sich in ihn. Gemeinsam frönen die beiden ihrer Leidenschaft füreinander und bald schon wird ihnen klar, dass sie zusammengehören. Dagegen haben Destinys Vater und diverse andere Personen erhebliche Einwände. Viele Hindernisse gilt es zu umschiffen und Abenteuer zu bestehen. Zudem wird Drake immer wieder von seiner Vergangenheit eingeholt. Werden sie dennoch einer gemeinsamen Zukunft entgegen segeln?


Stil und Sprache
Inka Loreen Minden veröffentlichte, zum Teil unter dem Pseudonym Lucy Palmer, bereits mehrere erotische Bücher. Mithin ist sie kein Literatur-Neuling, was nur allzu offenkundig ist, denn sie geht äußerst routiniert ans Werk. Sie besitzt einen angenehm flüssigen Schreibstil und verwendet überwiegend prägnante Sätze. Bewegungsabläufe und Umgebung beschreibt sie im richtigen Maße bildhaft, sodass unter hinzufügen einer geringen Dosis eigener Fantasie die Geschichte wie ein Film vor dem geistigen Auge des Lesers abläuft. Zuweilen sind die Gedanken und Dialoge der Protagonisten für einen Roman, der im 17. Jahrhundert spielt, etwas zu modern geraten. (Ein Beispiel von Seite 11: „Und dieser Typ da drüben baggert mich … an.“)
Wie zu erwarten, sind die erotischen Szenen zahlreich und werden ebenso detailliert wie abwechslungsreich beschrieben. Die Autorin bietet dem Leser keinen Blümchensex, sondern nennt die Dinge unverhohlen beim Namen, jedoch ohne vulgär zu sein. Zugleich gelingt es ihr, tiefe Gefühle einzuflechten. Diese Passagen, die ordentlich prickeln, sind ausnahmslos an den richtigen Stellen zu finden, fügen sich nahtlos in den Ablauf ein. Angesichts Destinys Unerfahrenheit werden allerdings gewisse “Sexpraktiken für Fortgeschrittene“ zu früh erwähnt. Diese wären mehrere Seiten nach hinten verschoben besser platziert.

Die Handlung besteht also nicht aus einer sinnlosen Aneinanderreihung von Bettakrobatik, sondern ist gut durchdacht und logisch aufgebaut. Die Autorin präsentiert einen ausgefeilten, stimmigen, in der 3. Person Singular geschriebenen Plot mit Tiefgang. Diesen erreicht sie insbesondere durch das Hauptthema, welches Drakes Vergangenheitsbewältigung behandelt. Desweiteren sorgt die Entwicklung der Liebesbeziehung beider Hauptfiguren, die einen leicht untergeordneten Handlungsstrang darstellt, für eine große Portion Romantik. Die Autorin baut all das ein, was eine unterhaltsame Geschichte ausmacht. Mehrere Höhepunkte sorgen für Spannung, unvorhersehbare Wendungen für Überraschung, Rückblicke für Dramatik, einige Gags für Auflockerung und etwas Voodoo-Zauber für einen Hauch Mystik. Dass Minden ein paar Klischees bedient – dunkler, geheimnisvoller, muskelstrotzender Er trifft auf temperamentvolle, starrsinnige, rothaarige Sie – sollte zwar erwähnt werden, ich empfand es jedoch nicht im Mindesten als störend. Auch die Geschichte selbst dürfte in ähnlicher Form schon mehrfach niedergeschrieben worden sein. In einer solchen Konstellation ist sie mir persönlich allerdings neu.


Figuren
Destiny hat das Herz auf dem rechten Fleck, sie ist loyal und sehr sympathisch. Doch ich hatte zu Beginn Schwierigkeiten, mich mit ihr zu identifizieren. Sie vertraut Drake Dinge aus ihrer Vergangenheit an, über die sie mit noch keinem Menschen bislang sprach. Und das bereits wenige Stunden nachdem er sie entführt und an seine Koje gefesselt hat und er für sie praktisch noch ein Wildfremder ist. Auch wenn sie eine Seelenverwandtschaft mit ihm zu spüren glaubt, ist für mich ein solches Verhalten in dieser Situation und zu diesem frühen Zeitpunkt nicht nachvollziehbar. Doch die Figur entwickelt sich, sie wird authentischer. In meinen Augen sammelt sie die meisten Pluspunkte für ihren Enthusiasmus, mit dem sie Drake animiert seine Vergangenheit zu akzeptieren und mit ihr gemeinsam aufzuarbeiten. Dennoch vermag die Autorin nicht das Potenzial der Figur komplett auszureizen. Beispielsweise kämpft und flucht Dess als Tochter eines Piraten, die seit frühester Jugend auf dessen Schiff lebt, angeblich wie ein Mann. Leider erhält man von ihrer Kampfkunst lediglich einige Kostproben. Auch hört man keine Flüche, die direkt aus ihrem Mund kommen. Destinys Gedanken und Gefühle werden hautnah vermittelt. Trotzdem fehlt der weiblichen Hauptfigur der letzte Glanz, einem Diamanten gleich, dem der abschließende Feinschliff verwehrt bleibt. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Drake, der in allen nur erdenklichen Farben schillert, vielschichtig, dreidimensional und perfekt ausgearbeitet ist, spielt seine Partnerin quasi an die Wand. Sehr früh erfährt man Details aus seiner Vergangenheit, lernt seine inneren Dämonen kennen, denen er sich mit tatkräftiger Unterstützung Destinys stellt. Hierbei gelingt es ihm, derart zu überzeugen, dass man gar nicht anders kann, als ihm den “Tortured Hero“ abzunehmen. Doch nicht nur deshalb besaß der charismatische Freibeuter nahezu von Beginn an meine ganze Sympathie. Er weiß, was er will und ist bereit, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln darum zu kämpfen. Selbst wenn es bedeutet, dass er sich zum Affen macht oder Dinge ans Tageslicht befördert, die im Verborgenen hätten bleiben sollen. Drake mutiert von einem harten, vom Schicksal arg gebeutelten Mann mit leerem Blick, zu einem zärtlichen, fürsorglichen Liebhaber. Was ihn jedoch zu einem echt wirkenden Charakter macht, sind weniger seine positiven, als vielmehr die ihm innewohnenden negativen Eigenschaften, denn Drake besitzt einige Ecken und Kanten.

Gleich zu Beginn gibt die Autorin Auskunft über Erscheinungsbild und Lebensalter ihrer Hauptfiguren, sodass man umgehend weiß, mit wem man es zu tun hat. Auch das Aussehen der Nebenfiguren wird erschöpfend beschrieben. Zudem lässt Minden den Leser in die Köpfe vieler Neben- und sogar einiger Randfiguren blicken und macht ihre Handlungsweisen nachvollziehbar.
Drakes 1. Offizier Longbottom dient einzig und allein als Sympathieträger. Natürlich sollte der Stellvertreter seinem Käpt’n stets loyal ergeben sein. Doch was das Private anbelangt, finde ich Longbottoms Verhalten zu unkritisch. Selbst als er zum Ziel von Drakes Eifersucht wird, bleibt er gelassen. Longbottom ist in der Tat sehr sympathisch – aber langweilig. Ein Attribut, das dagegen zu Blackbeard Bones so gar nicht passen will. Destinys bärbeißiger Vater ist ein alter Halunke, der mit schmierigen Tricks anderen das Geld aus der Tasche zieht, wie Drake in der Vergangenheit am eigenen Leib erfahren musste. Aber, wie die meisten Figuren des Ensembles, besitzt er mehrere Facetten und sorgt für die eine oder andere Überraschung. Zu überraschen weiß auch der 18-jährige Jimmy, früherer Geliebter Destinys und Matrose auf Blackbeards Schiff. Der kurze Auftritt der Randfigur Emily sorgt für eine einschneidende Veränderung in Destinys und Drakes Leben. Einen ebenfalls nicht unerheblichen Einfluss auf die Geschichte übt ein weitere Randfigur aus: die Voodoo-Zauberin Tabitha. Gerne hätte ich mehr von ihr und über sie erfahren, doch leider wird ihr lediglich eine kleine Ecke in der Handlung zugeteilt.


Aufmachung des Buches
Die äußere Gestaltung ist sehr ansprechend und findet einen guten Bezug zum Inhalt. Die linke Hälfte des vorderen Covers ziert die Abbildung einer hübschen Frau, die, lediglich in Tücher gehüllt, eine verträumte Pose einnimmt, während sie in seichtem Gewässer steht. Der exotische Schmetterling, der sich wie zufällig über ihrem rechten Busen niedergelassen hat, vermittelt, ebenso wie das zarte Gewebe, den Eindruck von Leichtigkeit und Verspieltheit. Außerdem gibt seine Anwesenheit einen Hinweis auf den Schauplatz, an dem die Geschichte überwiegend spielt. Das obere Tuch in Gold, das untere in einem warmen Rot, wiederholt sich diese Farbgebung beim Buchtitel, was wunderbar harmonisch abgestimmt wirkt. Rechterhand sind eine Landkarte, sowie historische Waffen und nautische Geräte zu erkennen. Die Rückseite schmückt eine alt anmutende Seekarte, die den Hintergrund für den Klappentext bildet.
Die Hochglanzoptik des Einbandes ist etwas empfindlich. Fingerabdrücke und kleinere Kratzer sind recht schnell auszumachen. Zudem dürfte das Material elastischer sein, denn während des Lesens verbiegt sich das Cover und lässt sich auch mit viel Mühe nicht mehr richtig schließen. Trotz des ungewohnten DIN A 5-Formats liegt das Taschenbuch angenehm in den Händen.

Der Innenteil ist mit geringen Seitenrändern und seltenen Absätzen dicht bedruckt, was dem Vorankommen beim Lesen und der Übersichtlichkeit abträglich ist. Die 204 Seiten sind eingeteilt in einen Prolog, zwei Abschnitte mit Zeit- und Ortsangabe und viele, zum Teil kurze Kapitel, die weder nummeriert noch anderweitig betitelt, sondern mit einem kleinen Symbol voneinander abgegrenzt sind. Den Abschluss bilden ein weiterer Abschnitt mit Zeitangabe und ein Epilog. Eine sehr schöne Idee sind die beiden Wörter, die groß und fett gedruckt das Ende signalisieren.


Fazit
Erotisch, romantisch, spannend, mit Tiefgang und nur wenigen Schwachstellen. Inklusive eines faszinierenden Piraten, vor dem gewarnt werden sollte - denn zu Risiken und Nebenwirkungen desselben können Sie weder Ihren Arzt noch Apotheker befragen.



Hinweise
Rezension von Sylvia Klingsporn
Herzlichen Dank an den BoD-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Die Autorin verweist in ihrem Buch auf zwei Bonusgeschichten, die sie auf ihrer Homepage bereithält. Natürlich vermochte ich nach der Lektüre des vorliegenden Romans nicht zu widerstehen und habe sie mir angeschaut. Mein Urteil: durchaus lesenswert!


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