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ACHTZEHN SCHWARZ-ROMANTISCHE GESCHICHTEN
DÜSTER UND UNGEHEUER FASZINIEREND

Markus Heitz, Tobias O. Meißner, Christian von Aster, Maike Hallmann, Christoph Hardebusch, Jörg Kleudgen und viele weitere bekannte Autoren aus der Gothic- und Fantasy-Szene erzählen von Vampiren, Liebe und Tod, Werwölfen, mysteriösen Begebenheiten und finsteren Endzeitvisionen.

Ausschließlich Original-Geschichten - exklusiv für diese Ausgabe geschrieben.

 

  Autoren: diverse Autoren
Herausgeber: Boris Koch
Verlag: Beltz & Gelberg
Erschienen: März 2009
ISBN: 978-3-407-74120-2
Seitenzahl: 239 Seiten


Die Idee, Stil und Sprache
Boris Koch, bekannt durch Titel wie beispielsweise ‘Der Drachenflüsterer’, ‘Der Königsschlüssel’ und ‘Gebissen’ stellt bereits im Vorwort zu “Gothic - Dark Stories” seinen Hang zum Phantastischen unter Beweis. Den geneigten Leser erwartet nicht etwa eine nüchterne Information zum Zustandekommen der Anthologie oder dem gemeinsamen Nenner der Beiträge, nein - er landet gleich mittendrin in dieser kleinen aber feinen Sammlung dunkler Geschichten. Die Atmosphäre eines gewaltigen Unwetters mit Blitz und Donner, ein Friedhof gleich nebenan und ein nur schwach beleuchtetes, verfallenes Kellergewölbe versetzen geradewegs in die richtige Erwartungshaltung. Ein Gläschen Wein stimmt ein auf die Faszination der Dunkelheit, des Fremdartigen, Werwölfen, Vampiren und wie sie alle heißen …

Maike Hallmann greift den Gedanken der Andersartigkeit in ‘Lilith’ sogleich auf. Sie platziert einen weiblichen Vampir in die Kulisse einer modernen Schule. Zwischen den Zeilen verweist die Handlung auf gängige Themen wie Gruppenzugehörigkeit, erste Liebe, Toleranz und dergleichen. Das Ende ist recht abrupt, wollte man doch so gern eine Antwort auf die zuvor gestellte Frage erhalten - dennoch perfekt für diese Geschichte.
Markus Heitz widmet sich in ‘Schattenspiel’ dem ersten Mal. Doch ist Abiturient Phil wirklich der Richtige für die scheue Jana? Oder ist sie nicht längst einem anderen versprochen - durch einen Schwur, der ins Jahr 1811 zurückreicht und sie, Rebecca, für immer an Cedric bindet? Eine sehr lebendige Erzählung, die Romantik mit einem Hauch Mystischem unterlegt.
Der Fahrstuhl’ entführt in Anna Kuschnarowas Beitrag in einen Zustand zwischen Traumfrau und Albtraum. Sehr verzweifelt betrauert der Mann, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird, den Verlust seiner großen Liebe Lucia - bis er ihr unter geheimnisvollen Umständen wieder gegenüber steht. Die Auflösung beinhaltet eine leicht amüsante Pointe.
Die blauen Handschuhe’ lässt Markolf Hoffmann seine Hauptfigur Marina auf der Reise nach Altmooren tragen. Dort besucht sie nach acht langen Jahren ihren Vater Joannes und dessen Hund Kyprin in einem Mühlhaus am Weiher außerhalb des Dorfes. Hier lüftet sie nicht nur sein Geheimnis, sondern erfährt auch ein wichtiges Detail über sich selbst. Eine sehr ruhige, märchengleiche Grundidee.
Wäre Lea nicht ‘Eine halbe Stunde zu früh’ bei Ulric de Lancre erschienen, hätte sie ganz normale, fächerübergreifende Nachhilfe erhalten. So aber musste Malte S. Sembten die Konsequenzen ziehen. Der warnende Finger vor Treffen mit Internetbekanntschaften darf natürlich auch nicht fehlen.
Elodie, Cora, Max und Derek dürfen dank Tobias O. Meißner einen Blick auf ‘Amatha’ werfen. Die Frau, durch die man durchsehen kann. Doch wie Derek in der Geschichte, wird auch der Leser bemängeln, dass das Ganze etwas zu distanziert bleibt.
In Michael Tillmanns ‘Der Hafenwirt und seine merkwürdigen Gäste’ erlebt der Leser einen stilistischen Bruch im Hinblick auf die verwendete Sprache, die dem etwas altmodischen Geschehen hervorragend angepasst ist. Die Hochschüler Waldemar, Hannes und Gottlieb erhalten Gelegenheit, mit hohen Herren der Gesellschaft dem Glücksspiel zu frönen. Doch Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.
Kathleen Weise zeigt in ‘Der Wolf und das Muli’ aus der Sicht der Werwolfhybridin Vera, dass sich das Blatt schnell wenden kann und der vermeintlich Schwächere schnell die Oberhand gewinnt. Jeder ist seines Glückes Schmied.
Christopher Kloeble hält bei einem Unfall um ‘13:24:51’ die Uhr an und lässt sie bei einem weiteren Unfall weiterlaufen. Leider erschließt sich nicht jedem ohne Weiteres der Sinn dieser Geschichte.
Christoph Hardebuschs ‘Einzelgänger’ Torsten erlebt Nachteile der modernen Welt und Vorteile längst vergessener Zeiten. Demütigung und Schwäche verlieren ihre Bedeutung im Angesicht von Liebe und Freiheit unter Wölfen.
Bei Simon Weinert hat Rüdi den ‘Wolf an der Leine’. Doch es nutzt alles nichts, wenn seine Angebetete ihn lediglich ganz nett findet. An diesem Beispiel ist sehr gut ersichtlich, dass Liebe schnell zu Leid führen kann.
Im Nebel’ verbirgt sich ein kleines Highlight der Anthologie. Sehr atmosphärisch und intensiv beschreibt Uwe Voehl einen Ablauf in zwei unterschiedlichen Varianten. Glück sei denen beschieden, die einen Schutzengel haben.
Nicht von dieser Welt’ ist die unwirkliche, atemberaubende Schönheit, die nach Jörg Kleudgen nicht nur Leander den Kopf verdreht. Ein mysteriöses Rätsel inmitten moderner Computerspiele, ein Geheimnis von Ursache und Wirkung.
In ‘Die Kerze im Spiegel’ versetzt Melanie Stumm einen Geist und eine Katze in die Welt der Mönche und Priester im fernen Japan. Eine sehr ruhige Schauergeschichte mit gewitzter Auflösung.
Sylvia Ebert lässt für ‘Viola’ und Gabriel die Grenzen zwischen Rollenspiel und Wirklichkeit verschwimmen. Eine zarte Darstellung vom Fressen und gefressen werden.
Boris Hillen widmet sich in Griechenland der Fragestellung: Volksglaube, Vorwarnung, Mythos oder Zufall? Kurz darauf ereilt ‘Avezzano’ ein heftiges Erdbeben.
Das Ende der Kindheit’ wird von Christian von Aster eingeläutet. Doch Vorsicht beim Entsorgen des Spielzeugs. Man weiß nie, ob allzu schonungsloser, gar mutwilliger Umgang sich nicht eines Tages rächt.
Das Schlusswort hat Michael Marrak mit ‘Liliths Töchter’. Ein kleiner Ausflug in Botanik und Hexenkunst sorgt für Faszination und Gänsehautfeeling.

Die Autoren erzählen aus unterschiedlichen Perspektiven in erster oder dritter Person Singular. Manches Konzept bringt es auf den Punkt und überzeugt auch auf wenigen Seiten, anderen Geschichten hingegen hätten ein paar Seiten mehr zur Ausarbeitung der zugrunde liegenden Idee durchaus gut getan, entfalten sie doch nicht ihr gesamtes Potenzial und wirken dahingehend eher abgehackt oder gar belanglos. Die Länge der Beiträge variiert von sechs bis zwanzig Seiten. Die Verfasser bedienen sich teils bekannter Klischees, zeigen aber auch eigene Phantasie. Relativ unbekannte Namen mischen sich mit gestandenen Größen. Die Spannbreite der Qualität ist dabei durchwachsen. Nicht jeder Leser wird sich für durchweg alle Geschichten aussprechen, doch sollte bei der beachtlichen Auswahl für jeden etwas dabei sein.


Aufmachung des Buches
“Gothic - Dark Stories” ist als erster Band der Gothic-Reihe im praktischen Taschenbuchformat in der Verlagsgruppe Beltz erschienen.
Die enthaltenen Original-Geschichten werden von einem übersichtlichen Inhaltsverzeichnis und einem Vorwort Boris Kochs, sowie einem Anhang mit Informationen zu den beteiligten Autorinnen und Autoren und zum Herausgeber eingefasst.
Das Cover ist glänzend schwarz gehalten. Herausstechend ist der Reihentitel in markanten, roten Großbuchstaben. Im Zentrum der Vorderseite sowie in allen vier Ecken von Vor- und Rückseite befinden sich matte, reliefartig aufgedruckte Symbole im Tattoo-Stil.
Der Beginn eines jeden Beitrags wird ebenfalls mit einer zartgrauen Tattoo-Illustration eingeläutet.


Fazit
Abwechslungsreich und preiswert - perfekt auf die junge Zielgruppe ab 12 Jahren abgestimmt.
Boris Koch gelingt es, mit einer ausgewogenen Sammlung düsterer Texte von bekannten Namen aber auch Newcomern zu punkten.



Hinweise
Rezension von Patricia Merkel
Herzlichen Dank an Beltz & Gelberg für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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