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Breslau 1945. Ein junges Mädchen wird bestialisch ermordet. Trotz seiner schweren Kriegsverletzung verbeißt sich Mock in den Fall, während um ihn herum die Stadt in Schutt und Asche sinkt …

 

 

Autor: Marek Krajewski
Verlag: dtv
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-423-21182-6
Seitenzahl: 292 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Eberhard Mock, der mittlerweile 62-jährige Hauptmann der Kriminalpolizei, wurde nach einer Mordanschuldigung vom Dienst freigestellt. Er versucht das Beste daraus zu machen und tut sein Möglichstes, es sich und seiner Frau Karen im belagerten Breslau nicht schlecht gehen zu lassen. Die Stadt ist bereits von den Russen eingekesselt und versinkt jeden Tag mehr in Schutt und Asche. Mock hat alles vorbereitet, um mit seiner Frau aus Breslau zu flüchten, als eines Morgens sein Bruder Franz betrunken vor der Tür steht und ihn beschuldigt am Tod seines Sohnes schuldig zu sein. Franz bekam einen Brief, in dem er in die Viktoriastraße zitiert wird. Wenn er ankommt, bevor die Russen dort sind, wird er einen Hinweis auf den Mörder seines Jungen finden. Doch Mock und er kommen zu spät, die Wohnung befindet sich bereits hinter der Front und Eberhard findet nur den leblosen Körper einer jungen Frau, die offensichtlich bestialisch Misshandelt wurde. Ihr rechter Arm wurde abgetrennt und in ihr befand sich eine abgebrochene Flasche. Mock, der immer nach Gerechtigkeit dürstet, muss diesen einen Mord noch aufklären, erst dann kann er beruhigt Breslau verlassen. Doch seine Frau hat genug von der ewigen Angst und verlässt ihn Hals über Kopf. Der von Gewissensbissen und seinen zahlreichen Verletzungen gemarterte Hauptmann irrt durch das in Trümmern liegende Breslau und wird bei der Suche nach dem Mörder des jungen Mädchens zum Spielball eines scheinbar Wahnsinnigen SS-Lagerkommandanten. Dieser hält die Ziehmutter der Toten, Gertrude von Mogmitz, gefangen und quält sie, was wiederum Mock quält. Sein einziges Ziel ist es, bevor Breslau stirbt die Bestie der Gerechtigkeit zuzuführen.


Stil und Sprache
Marek Krajewski lässt seinen Helden, den nunmehr 60 Jährigen Eberhard Mock, zum Finale im sterbenden Breslau des Jahres 1945 ein letztes Mal ermitteln. Dabei versetzt er den Leser in die Zeit des Untergangs der Stadt und sorgt mit seinen bildhaften und eindringlichen Beschreibungen der Szenen und Orte für eben diese Endzeitstimmung. Und genau dieses Gefühl kommt beim Leser an. Man wird schnell an Filme wie Stalingrad erinnert und tut sich entsprechend leicht, die dazugehörigen Bilder abzurufen. Seine intensiven Beschreibungen schnüren einem beim Lesen die Kehle zu, man riecht den allgegenwärtigen Rauch, den Leichengeruch, der durch die ganze Stadt zu ziehen scheint. Man hört den ohrenbetäubenden Lärm der Stalinorgeln und der rund um die Uhr auf die Stadt regnenden Bomben, spürt die Erschütterungen der Einschläge und die Angst, die in der Stadt allgegenwärtig zu sein scheint. Aber in Wirklichkeit wirken die letzen Bewohner, die Verteidiger, abgestumpft und ohne jegliche Gefühle. Das Buch ist bedrückend und mit jeder Seite, mit der die Zerstörung der Stadt näher rückt, wird dieses Gefühl stärker. Um so mehr überrascht einen dann auch, wie scheinbar leicht die Menschen mit ihrem Schicksal umgehen. Die höheren Offiziersränge geben sich ausufernden Orgien hin und dunkle Gestalten kommen an die Oberfläche, um ihren Geschäften nachzugehen. Trotz der schrecklichen und direkten Brutalität kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Spannung und die Neugier, ob Eberhard es schafft, sind einfach zu groß. Bei der Lektüre von Schwarz und Weiß zu reden ist nicht möglich, der Inhalt ist tief Schwarz und nur ganz wenige Lichtflecken tauchen darin auf.


Figuren
Bei seinen Charakteren knüpft der Autor nahtlos an die düstere Stimmung seiner Szenen an. Und bei den wenigen offensichtlichen Lichtblicken muss man stark aufpassen, denn in vielen Fällen darf man sich von Äußerlichkeiten nicht täuschen lassen. Eberhard Mock ist von den vielen Jahren der Ermittlungen und des Krieges schwer gezeichnet, sowohl körperlich als auch seelisch. Um seine Mitmenschen nicht zu erschrecken, trägt er normalerweise eine schwarze Gesichtsmaske, die seine von Brandnarben entstellte Haut verdeckt. Er ist nach ungeklärten Vorfällen vom Dienst suspendiert und versucht, sich so gut es geht mit dem sterbenden Breslau zu arrangieren. Überall begegnen ihm Angst, Schrecken und die allgegenwärtige Schrecklichkeit des Krieges. Doch dies alles scheint ihn nicht zu stören. Sein Drang nach Gerechtigkeit ist größer als seine Angst und so muss er auch in den letzten Tagen Breslaus einen Mörder jagen. Er vergisst dabei alles um sich herum, sogar seine Frau, die unbedingt die Stadt verlassen will und am Ende ohne ihn geht. Er wird sich seines Tuns immer unsicherer, weiß nicht mehr, wem er noch trauen kann und wem nicht.


Aufmachung des Buches
Auch der 4. Teil der Serie um Eberhard Mock wird auf dem Cover von einem der Zeit entsprechenden Gemälde, ‚Thé à quatre’ von Juarez Machado, geziert. Das Bild zeigt eine Szene aus einem Bordell der 30er/40er Jahre und passt somit sehr gut zum Millieu, in dem Mocks Ermittlungen stattfinden. Am Ende des Buches befindet sich ein Verzeichnis der Orts- und Straßennamen sowie, neben einer kurzen Danksagung, eine Kurzvorstellung der bereits erschienenen Teile der Serie.


Fazit
Marek Krajewski bereitet seinem Anti-Helden Eberhard Mock ein fulminantes Ende. Sprachgewaltig, spannend und brutal. Nichts für schwache Nerven aber ein purer Genuss.


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist
Fall1: Tod in Breslau
Fall 2: Der Kalenderblattmörder
Fall 3: Gespenster in Breslau

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