Smaller Default Larger

Du gehörst mir.

Für den Londoner Galeristen Donald Ramsey ist Leidenschaft ein Fremdwort. Die Schönheit von Frauen bewundert er nur in Kunstwerken. Sein plötzliches Interesse an Anna, der neuen Assistentin, ist daher ungewohnt für ihn. So ungewohnt, dass Donald jemanden anheuert, um die junge Frau verführen zu lassen: Zeppo ist für diesen Job wie geschaffen – Attraktiv, charmant und vollkommen skrupellos. Eine perfekte Intrige nimmt ihren Lauf. Doch Menschen sind keine Gemälde. Und ihr Preis hat nichts mit Geld zu tun…

Wenn Besessenheit zum Mord führt: Die Geschichte einer sexuellen Obsession.

 

  Autor: Simon Beckétt
Verlag: rowohlt
Erschienen: 04/2010
ISBN: 978-3499249174
Seitenzahl: 384 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Galerist Donald Ramsey hat genügend Geld, um seiner Leidenschaft, der erotischen Kunst, zu frönen. Als er eines Tages ungewollt seiner Assistentin Anna beim Umziehen zusieht, kann er sich der Faszination ihres Körpers nicht mehr entziehen. Er will Anna für sich haben, aber da sie einen Freund hat und zudem in einigen Monaten mit diesem nach Amerika gehen will, weiß er nicht, wie er sie bekommen kann. Er heuert seinen Kumpel Zeppo an, dieser soll Anna verführen und sie ihrem Freund abspenstig machen. Doch das Vorhaben bringt einige Probleme mit sich, Pläne müssen geändert werden und nichts läuft zunächst so, wie Donald es geplant hat. Die Situation steuert unaufhaltsam auf eine Katastrophe zu und am Ende ist alles ganz anders als gedacht.


Stil und Sprache

„Voyeur“ ist Simon Becketts erster Roman aus den frühen neunziger Jahren. In neuer Übersetzung vorliegend, merkt man ihm das jedoch kaum an. Eine ungewöhnliche Erzählperspektive (der „Täter“ erzählt in Ich-Form) verknüpft mit einer originellen Idee bildet den Grundstock zu einer Story, die sich wie eine Schlinge um den Hals des Lesers langsam zusammenzieht. Die nahende Katastrophe rückt immer näher und immer schneller entwickeln sich die Dinge zu einem Ende hin, das – leider etwas enttäuschend ist. Hat man auf einen spektakulären Höhepunkt gewartet, so wird man vom Ausgang der Geschichte ernüchtert, der abrupt und eher nichtssagend herüberkommt. An dieser Stelle zeigt sich dann deutlich das seinerzeit noch nicht vollständig entwickelte Potential des Autors in Sachen Dramaturgie und Spannungsaufbau. Ein bisschen schade ist es schon um die wirklich gute Idee dieses Romans, dennoch ist das Gesamtergebnis keineswegs schlecht geworden.

Simon Becketts Sprache war auch in den Neuzigern schon klar, präzise und bildhaft. Mit wenigen Worten beschreibt er die Faszination, die Anna in Donald auslöst und an kleinen Nebensätzen lässt sich sein Hineinsteigern in diese Obsession erkennen. Da bedarf es keiner großen Beschreibungen, hier reichen Kleinigkeiten, die einen als aufmerksamen Leser gepflegt erschauern lassen.


Figuren

In einem solchen Roman, in dem es um Leidenschaften, Besessenheit und Eifersucht geht, spielen natürlich die wenigen Figuren eine große Rolle. Präzise ausgearbeitet, aber nicht überladen beschrieben, nehmen Donald, Zeppo und Anna vor dem inneren Auge des Lesers Gestalt an, werden zu Schachfiguren in einem hinterhältigen Spiel. Allein wie Donald es immer wieder schafft, Zeppo zu manipulieren und für seine Zwecke zu missbrauchen, das lässt einen schon mal erschrocken innehalten, so dreist und berechnend benimmt er sich. Trotz aller Boshaftigkeit hat Donald jedoch auch seine sympathischen Seiten, ist hilfsbereit, höflich und bemüht sich sehr um Anna. Obwohl er eigentlich der Bösewicht dieser Geschichte ist, kann der Leser sich schon allein durch seine Ich-Erzähler-Eigenschaft seinem durchaus vorhandenen Charme nicht ganz entziehen.
Zeppo ist Donald intellektuell nicht immer gewachsen, gibt sich aber alle Mühe, ihm etwas entgegen zu setzen, und wenn es Gewalt ist. Die beiden sind Typen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten und trotzdem durch die Ereignisse für immer aufeinander angewiesen. Hier spielt Beckett auch ein bisschen mit seinen Akteuren, allen voran mit Anna, die die meiste Zeit über gar nicht weiß, was eigentlich abläuft. Sie ist nicht unbedingt eine Leuchte, aber ein nettes Durchschnittsmädchen, ein bisschen naiv und immer bemüht, alles richtig zu machen.

Es gibt außer den dreien noch ein paar Nebenfiguren, die aber keine große Rolle spielen und dementsprechend knapp dargestellt werden. Mehr muss dann auch gar nicht sein, in der Hauptsache geht es eben um die drei Hauptfiguren.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist optisch an die beiden schon erschienenen „Frühwerke“ Simon Becketts angeglichen, es ist komplett weiß, nur der Titel ist wie mit roter Farbe an eine Wand geschmiert in Spotlack aufgebracht. Ein echter Hingucker auf dem Büchertisch eben. Innen gibt es neben dem eigentlichen Roman noch ein aktuelles Vorwort von Simon Beckett.


Fazit

Ein durchaus gelungener Erstling eines inzwischen bekannten Autors, der denjenigen mitzureißen vermag, der sich auf eine ungewöhnliche Geschichte abseits der gewohnten Thrillerpfade einlassen kann. Die außergewöhnliche Erzählstruktur trägt sehr zum Spannungsaufbau bei, nur das schwächelnde Ende gibt etwas Punktabzug.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo