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Die Welt erlebt eine Zeitenwende

Lissabon, 1755: Die Jesuiten halten Portugal in ihrem Bann. Doch ein apokalyptisches Erdbeben erschüttert ihre Macht. Antero Moreira de Mendonça kann den grausamen Orden vernichten. Er hofft auf die Hilfe der deutschen Kaufmannstochter Leonor. Doch diese ist – die Jesuitin. Die packende Geschichte über eine gefährliche Liebe und eine Naturkatastrophe, die die Welt verändert.

 

  Autor: Titus Müller
Verlag: Rütten & Loening
Erschienen: 03/2010
ISBN: 978-3352007828
Seitenzahl: 450 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Antero Moreira de Mendonça ist vor Jahren vor dem Anführer der portugiesischen Jesuiten geflohen, weil er nicht mehr um jeden Preis gehorchen wollte. Nun kehrt er als Schmuggler nach Lissabon zurück. Direkt bei seiner Ankunft wird er aufgespürt und muss wieder fliehen. Sein einziger Anlaufpunkt in Lissabon ist das Haus des deutschen Kaufmanns von Oldenberg. Mit dessen Tochter Leonor hat Antero ein Verhältnis. Sowohl Leonor als auch er selbst haben jedoch ein Geheimnis, das ihrer beider Existenz bedroht. Dann bebt die Erde in Europa und von einem Tag auf den anderen ist Lissabon vernichtet. Antero muss nun sowohl selbst überleben als auch versuchen, dem Jesuitenorden entgegenzutreten, der das Erdbeben für seine Ziele ausnutzen will. Er setzt alles daran, die Ursache des Bebens herauszufinden und die These vom Gotteszorn zu widerlegen. Gleichzeitig intrigieren aber noch andere Parteien, so dass immer unüberschaubarer wird, wem Antero noch trauen kann.


Stil und Sprache

Wie man bereits in der Inhaltsangabe lesen kann, passiert in diesem historischen Roman eine ganze Menge. Und es geht direkt spannend los mit Anteros Schiffsreise nach Lissabon, einem Sturm auf See und seiner Flucht aus dem Hafen. Mit diesen Eingangsszenen gelingt es Titus Müller sofort, seine Leser in das Jahr 1755 mitzunehmen. Farbenprächtig und sehr bildhaft versteht er es, die geschäftige Atmosphäre im Hafen zu schildern, ohne lange Erklärungen flicht er Kleinigkeiten aus dem Alltag dieser Zeit so in das Geschehen ein, dass man sie als Leser direkt als selbstverständlich hinnimmt. Dabei wechselt die Erzählperspektive immer wieder, so dass nicht nur Antero seine Geschichte erzählt, sondern auch Leonor ihren Teil beiträgt und sogar Bento, ein Hund im Hause Oldenberg, einige Erzählanteile erhält. Das ist abwechslungsreich und interessant gemacht, wenn der kleine Hund etwa die Vorboten des Erdbebens spürt und er versucht, sein „Rudel“ zu warnen.

Besonders gut gefallen hat mir in diesem Roman, dass das Erdbeben, um das sich alles dreht, tatsächlich stattgefunden hat, dass die meisten der Figuren tatsächlich gelebt haben und viele ihrer Handlungen und Motive historisch belegt sind. Trotzdem wird es nie langweilig oder belehrend, sondern die Geschichte um Antero und Leonor macht einfach Spaß, auch Spaß an Geschichte!


Figuren

Antero Moreira de Mendonça ist zwar der „Held“ dieses Buches, dennoch konnte ich mich mit ihm nicht so hundertprozentig anfreunden. Zu fremd sind mir seine Denkweise und sein Hintergrund geblieben, was aber sicher daran liegt, dass er eben nicht heute lebt, sondern in einer Zeit, die man sich kaum vorstellen kann. Da fällt es eben einfach schwer, sein Entsetzen nachzuvollziehen, wenn jemand ohne Perücke auf die Straße geht. Die Motive für sein Handeln sind ebenfalls nicht immer schlüssig für mich, so manches Mal stürzt er sich mit offenen Augen ins Unglück, obwohl er es mit ein bisschen Zurückhaltung an der richtigen Stelle vermeiden könnte. Spannend sind allerdings seine verschiedenen Theorien und Versuche zum Entstehen von Erdbeben - auf was dieser Mann nicht alles gekommen ist!

Auch Leonor ist nicht immer ganz authentisch für mich, ihre Wandlung von der verwöhnten Kaufmannstochter zum gutherzigen, selbstlosen Menschen kommt mir zu abrupt und ohne wirklich schlüssiges Motiv.

Die optischen Beschreibungen der Charaktere, die dieses Buch bevölkern, suchen jedoch ihresgleichen, für jede noch so kleine Nebenfigur hatte ich direkt ein Bild vor Augen, einfach schön! Hier zeigt Titus Müller noch einiges an Potential für weitere spannende Geschichten aus der Vergangenheit.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt am oberen Rand des Covers eine historische Zeichnung der Stadt Lissabon, die unteren drei Viertel sind in „pergamentfarben“ gehalten und mit einem roten Siegelabdruck der Jesuiten versehen. Innen gibt es nach dem eigentlichen Roman noch umfangreiches Zusatzmaterial mit historischen Fakten zum Erdbeben von 1755, dem Jesuitenorden in dieser Zeit und politischen Tatsachen. Außerdem wird die Aussprache portugiesischer Namen erklärt sowie einige Begriffe aus dieser Zeit, z.B. Schiffstypen, gesellschaftliche Bezeichnungen und Waffen. Zur Abrundung folgt noch ein Interview mit dem Autor.


Fazit

Geschichte leicht gemacht! "Die Jesuitin von Lissabon" ist ein kurzweiliger Roman rund um ein historisches Großereignis, das eine Zeitenwende herbeiführte, lebendig und ansprechend geschrieben. Für Menschen, die mit Geschichtsbüchern nichts anfangen können, aber trotzdem Spaß an Hintergründlichem aus vergangenen Zeiten haben, eine gelungene Unterhaltung.


4 Sterne


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