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Die Blumen des Bösen

Ein heißer Sommerabend an der Küste Northumberlands. Wie hatte sich Julie Armstrong auf ihr erstes Date seit Jahren gefreut. Doch bei ihrer Rückkehr erwartet sie ein schreckliches Bild: Ihr Sohn Luke liegt tot in der Badewanne, auf dem Wasser schwimmen Blüten. Wenig später treibt die attraktive Referendarin Lily im Teich inmitten von Blumen – ein schauriges Gemälde. Die inszenierten Morde geben Kommissarin Vera Stanhope und ihrem Kollegen Joe Ashworth Rätsel auf. Doch sie wissen: Der Mörder wird wieder zuschlagen – bis das Kunstwerk des Todes vollendet ist ...

 

  Autor: Ann Cleeves
Verlag: rowohlt
Erschienen: 02/2010
ISBN: 978-3499253157
Seitenzahl: 400 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Dem Klappentext bleibt wenig hinzuzufügen, gibt er doch die Handlung ziemlich umfassend wieder. Vera und ihre Kollegen stehen vor einem Rätsel, gibt es doch scheinbar keinerlei Verbindung zwischen den beiden Mordopfern. In mühsamer Kleinarbeit kommen sie dennoch so nach und nach dahinter, was die beiden Morde verbindet und als dann ein weiteres Mädchen verschwindet, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.


Stil und Sprache

Ann Cleeves hat sich in der Krimiszene bereits mit ihren auf den Shetlandinseln spielenden Romanen um Ermittler Jimmy Perez einen Namen gemacht, so dass ich sehr gespannt auf ihr neuestes Werk war. Und ich wurde nicht enttäuscht, zeigt sich doch auch in diesem Serienauftakt, dass die Autorin mit wenigen Worten Atmosphäre schaffen kann. Dabei nutzt sie nicht nur die Sichtweise der Ermittler um Vera Stanhope als Erzählperspektive, nein, direkt am Anfang lernt man die Polizistin aus einer ganz anderen Richtung, nämlich der von Julie, der Mutter des ersten Opfers, kennen. Ein überraschender Einstieg und etwas ganz Neues für mich, dieser Blick von außen auf die raubeinige, übergewichtige und auf den ersten Blick ziemlich schrullig wirkende Frau.
Auch ansonsten zeichnet Ann Cleeves ein sehr differenziertes Bild der dörflichen Landschaft und der Menschen, die hier leben - aufeinander angewiesen und doch irgendwie fremd füreinander. Ganz langsam entwickelt sie einen runden Kriminalfall, der es in sich hat, mit vielen überraschenden Wendungen aufwartet und doch am Ende ein schlüssiges Motiv aufweisen kann. Mit bildhaften Beschreibungen und ungeheurer Menschenkenntnis wickelt sie den Leser ein in ein Spinnennetz aus Beziehungen und Abhängigkeiten der Figuren untereinander und lässt ihn erst auf der letzten Seite wieder frei, um auf den nächsten Fall für Vera Stanhope zu warten. Einziges kleines Manko: ein winziges Bisschen mehr Spannung im Mittelteil hätte nicht geschadet.


Figuren

Mit Vera Stanhope hat Ann Cleeves einen originellen, ganz unerwarteten Charakter erschaffen. So stellt man sie sich nicht vor, eine Kriminalkommissarin und Chefin eines Ermittlungsteams. Vera Stanhope ist keine junge dynamische Führungskraft mit Ehrgeiz und Durchsetzungsvermögen, sie ist weder schön noch sportlich oder mit sonstigen hilfreichen Begabungen gesegnet. Nein, Vera Stanhope ist anders, sie hat deutliches Übergewicht, ist brummig zu ihren Untergebenen, trügerisch liebenswürdig zu ihren Verdächtigen, nennt jeden, der ihr in die Quere kommt, mit Inbrunst „Herzchen“ und wird von allen eher als lästig empfunden. Doch genau dieser etwas einfältige Eindruck, den sie sehr bewusst vermittelt, verschafft ihr den entscheidenden Vorteil in ihrer Arbeit. Jeder, der denkt, er kann etwas vor ihr verbergen, irrt sich ganz gewaltig. Dazu hat Vera noch einen geradezu ungehörigen Spaß an ihren Ermittlungen, ist ein Mord doch eine wunderbare Abwechslung in ihrem sonst so eintönigen Alltag! Letztlich löst sie ihren Fall sehr souverän durch Nachdenken, durch logische Schlussfolgerungen und gesunden Menschenverstand. So ein bisschen erinnert sie an einen weiblichen, etwas zerknitterten Inspektor Columbo. Definitiv hat diese Frau Potential für weitere Fälle, auch um vielleicht ihr doch sehr zurückhaltend geschildertes Privatleben etwas mehr zu beleuchten.

So sehr Vera Stanhope auch Mittelpunkt des Ermittlungsteams ist, ebenso viel Mühe gibt sich Ann Cleeves mit den übrigen Figuren dieses Romans. Sehr liebevoll und detailliert sind sie ausgearbeitet, sei es Julie, die Mutter des ersten Opfers, deren Leben von allen Seiten präzise ausgeleuchtet wird, sei es Felicity, Hausfrau und Mutter mit Leib und Seele, hinter deren glücklicher Fassade sich wahre Abgründe auftun. Alle Beteiligten haben etwas zu verbergen und gemeinsam mit Vera Stanhope muss man sich als Leser auf die mühsame Suche nach der Wahrheit begeben, so geschickt hat Ann Cleeves es verstanden, die wahren Motive eines jeden Einzelnen bis zum Schluss zu verschleiern.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf der Vorderseite den Blick von einem alten Friedhof hinunter zu einem Gewässer in der Dämmerung. Autorin und Titel sind in weißer Schrift gehalten, wobei über des Wort "Totenblüte" noch eine rote Flüssigkeit (Blut?) läuft. Da Wasser eine große Rolle im Buch spielt, passt die Aufmachung gut zum Inhalt. Leider wird die betont unauffällige Aufmachung vermutlich dazu führen, dass ein sehr lesenwertes Buch im Gewühle der Neuerscheinungen untergeht. Schade drum, da wäre sicher mehr drin gewesen.


Fazit

Ein atmosphärisch dichter Krimi, der mehr auf Motive, Beziehungen und menschliche Abgründe als auf Action und atemlose Spannung ausgerichtet ist. Geeignet für alle, die mehr möchten als einem abgedrehten Serienkiller von Leiche zu Leiche hinterher zu jagen. Wer Columbo lieber mag als Magnum, der ist bei Vera Stanhope gut aufgehoben!


4 5 Sterne


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