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Lieber in einer Welt voller Dunkelheit

Finsternis liegt über Hamburg, und die Krankenschwester Evelyn Behrens wird entführt – in eine Welt voller Geheimnisse und Gefahr … Sie muss sich entscheiden: zwischen einem Mann, der schon lange tot ist, und einem anderen, für den ihre Liebe das Todesurteil bedeutet.

 

  Autor: Olga A. Krouk
Verlag: Heyne
Erschienen: 08.12.2009
ISBN: 978-3-453-52621-1
Seitenzahl: 480 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Gerade, als die Krankenschwester Evelyn dem Arzt Bernulf etwas näher kommt, trifft das Opfer eines Motorradunfalls ein, sodass das gemeinsame Kaffeetrinken ausfällt. Übel zugerichtet, besteht kaum eine Chance, das Unfallopfer zu retten. Seltsam ist jedoch, dass dessen Körpertemperatur extrem niedrig ist und weiter fällt. Plötzlich schlägt der Mann die Augen auf, zieht den Arzt an sich heran und küsst ihn. Kurz darauf bricht Bernulf zusammen, das Unfallopfer ist verschwunden. Als wäre dies nicht schon genug der unerklärlichen Begebenheiten, kann sich außer Evelyn niemand mehr an die seltsamen Ereignisse erinnern und Evelyn beginnt, an ihrem Verstand zu zweifeln. Doch sie spürt die Anwesenheit des mysteriösen Mannes, der sich nach wie vor im Krankenhaus aufhält. Sie folgt der Spur und eh sie sich versieht, springt dieser mit ihr aus dem achten Stock. Als Evelyn aufwacht, befindet sie sich bei dem Mann, Adrián, zu Hause. Als Adrián und die Goth-Frau Maria ihr erklären wollen, sie sei längst Tod und eine Nachzehrerin, die den Menschen durch einen Kuss die Lebensenergie raubt, ergreift sie die nächste Chance und nimmt Reißaus. Dass sie dadurch alles nur noch schlimmer macht, konnte sie nicht ahnen …


Stil und Sprache
Zur Einstimmung in die Geschichte erwartet den Leser der Tod - mysteriöse Tode mit einer ebenso mysteriösen Figur. Olga A. Krouk hält sich nicht mit viel Geplänkel auf, sondern lässt den Spannungsbogen direkt ansteigen und wirft viele Fragen auf, die der Leser beantwortet wissen will. Dabei erzählt sie die Geschichte aus der Sicht der drei wichtigsten Figuren in der dritten Person: Evelyn, Kilian und Adrián. Diese wechseln sich immer wieder ab, sodass der Leser die Geschehnisse aus der Perspektive verschiedener Figuren bzw. an unterschiedlichen Schauplätzen verfolgen kann. Auch erhält er so einen intensiven Einblick in die Gedanken und Gefühle dieser drei Figuren, wodurch er ihnen schnell nahe ist, sich in sie hineinversetzen kann und mit ihnen fühlt. Die Sprache der Autorin ist dabei stets unkompliziert und schnörkellos, aber keineswegs langweilig, sondern vielmehr flüssig zu lesen. Die gut gewählten Vergleiche erwecken dabei die Buchstaben zum Leben, die Autorin zeichnet gekonnt ein düsteres Bild von Hamburg, wobei die Stadt selbst nur eine untergeordnete Rolle spielt, da die Handlung von den Figuren getragen wird. „Schattenseelen“ kommt gänzlich ohne Längen aus, der Spannungsbogen ist durchgehend straff gespannt - was sicherlich auch dem Umstand geschuldet ist, dass Evelyn eine Gabe dafür hat, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Actionreichen Szenen verleiht die Autorin durch recht kurze, aufeinanderfolgende Sätze Tempo und die teilweise brutalen Details jagen dem Leser eine Gänsehaut ein - nichts für Zartbesaitete! Olga A. Krouk nimmt kein Blatt vor den Mund, sondern besticht durch ihre Direktheit. Romantische, sinnliche (Sex-)Szenen beschreibt sie einerseits einfühlsam, ohne viel Kitsch, aber auch hier teilweise recht direkt, was unter Umständen nicht jedermanns Sache ist.

Auch wenn es sich bei „Schattenseelen“ um den ersten Band einer Trilogie handelt, hat man nach dem Ende des Buches doch das Gefühl, dass dieser Teil der Geschichte abgeschlossen ist. Das finde ich gut gelungen!


Figuren
Olga A. Krouk hat alle Figuren – egal ob Haupt- oder Nebenfiguren - liebevoll und detailliert dargestellt, sodass sie wie reale Persönlichkeiten erscheinen. Die Protagonistin Evelyn ist Krankenschwester und hat mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen, die nichts mit den Nachzehrern und Metamorphen zu tun haben, in deren Welt sie sich mit einem Mal befindet. Schnell lernt man sie kennen und fürchtet, bangt, hofft und liebt mit ihr. Doch sie kann auch unausstehlich und gemein sein, so dass man sie manchmal an den Schultern packen und schütteln möchte. Sie ist ein wankelmütiger Charakter, wodurch auch die Sympathie des Lesers für sie stets ein wenig schwankt. Vor allem Adrián hat manches Mal unter ihrem für ihn nicht nachvollziehbaren Verhalten zu leiden. Er ist eine interessante Figur, die zunächst schwer einzuschätzen ist und an ihrer dunklen Vergangenheit zu knabbern hat. Er hat Ängste, Wünsche und Hoffnungen, doch vor allem hat er Gefühle, die verletzt werden können. Ebenso wie Kilian, der verletzlich und sensibel ist. Ihn einzuschätzen ist jedoch schwer, denn mal ist er absolut sympathisch, dann jedoch wieder ruppig und unfreundlich, sodass man ihn am liebsten zur Rede stellen möchte. Wie alle Figuren hat er seine Ecken und Kanten, was ihm Substanz verleiht und ihn zu einer dreidimensionalen Figur macht.

Besonders gut gefallen hat mir, dass es hier keine klare Trennung zwischen Gut und Böse gibt. Alles ist eine Sache des Blickwinkels, was sich an Evelyn und ihren Erfahrungen, die sie nach und nach sammelt, sehr schön nachvollziehen lässt.


Aufmachung des Buches
Das Cover ist in dunklen Tönen gehalten, was sehr gut zu der düsteren Geschichte passt. Auch die abgebildete Frau, die zur Hälfte nicht menschlich aussieht, passt gut zu Evelyn und ihrem „Erbe“. Alles in allem hat mich das Cover jedoch nicht angesprochen, auch wenn es – nach dem Lesen – gut zum Inhalt passt. Doch von der meiner Meinung nach nicht gerade überzeugenden Aufmachung sollte man sich nicht abschrecken lassen und trotzdem zu dem Buch greifen!

Das Schriftbild ist recht groß, sodass sich die Seiten angenehm und zügig lesen lassen, das Buch andererseits jedoch nicht so viel Inhalt bietet, wie man aufgrund der Dicke erwartet. Zu Beginn der Geschichte findet der Leser zudem eine ganzseitige Karte des Pesthofs.


Fazit
Mit „Schattenseelen“ hält der Leser einen gelungenen Auftakt zu einer Dark-Fantasy-Trilogie in den Händen, auf deren Folgebände man gespannt sein darf. Eine spannende, unvorhersehbare Geschichte macht dieses Buch zu einem Lesevergnügen.



Hinweise

Rezension von Jana Trautmann
Herzlichen Dank an den Heyne-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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